Zur lokalen Bedeutung der ostdeutschen Systemtransformation. Dargestellt am Beispiel der Stadt Grabow in Mecklenburg-Vorpommern

von: Claudia BrĂ¼ning

Diplomica Verlag GmbH, 2009

ISBN: 9783836619035 , 140 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 33,00 EUR

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Zur lokalen Bedeutung der ostdeutschen Systemtransformation. Dargestellt am Beispiel der Stadt Grabow in Mecklenburg-Vorpommern


 

Kapitel 3.1.2, Grabow in der DDR

In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war die Rote Armee mit 250 Mann im damaligen Schützenhaus stationiert. 1948 baute das Ablösungskommando der Grenzpolizei, die später zur NVA wurden, erste Unterkünfte (Madaus, ohne Jahresangabe, S. 14). Etwas außerhalb der Stadt entstand eine Kaserne, die bis 1989 mit Grenzsoldaten belegt war. Für die Angehörigen der Offiziere wurden 1957 zwei Wohnblocks erbaut. Später entstanden weitere Wohnkomplexe, die heute noch vermietet werden (a.a.O., S. 33).
Zu DDR-Zeiten war es durchaus üblich, in der Nähe von Wohngebieten Kindertagesstätten und Schulen zu bauen. 1971 wurde in Grabow mit dem Bau einer Siedlung begonnen (a.a.O., S. 15). Am 12. Juni 1982 eröffnete eine Kinderkrippe in unmittelbarer Nachbarschaft. Bereits drei Jahre später entstand daraus eine Hospitationskrippe für den Kreis Ludwigslust. Damit war sie Ausbildungsplatz für Studentinnen der Krippenpädagogik.
Ähnlich verlief es mit der zweiten Wohnsiedlung. Der Baubeginn für den ersten Wohnblock dort war 1982. Die „Wilhelm-Pieck-Schule“ in der Nähe entstand bereits 1974 (a.a.O., S. 15), eine Kindereinrichtung wurde am 1. September 1984 eingeweiht.
Anfang der 50er-Jahre wurden die meisten Traditionsbetriebe der Stadt zu VEB. Beispiele dafür sind, neben den bereits erwähnten, die Rose-Brauerei, die Bollhagen’sche Pfeffernuß- und Biskuitfabrik - G.F. Ritter (1950), die Erbmühle C.J.P. Bolbrügge (1951), die Dampfmühle Georg Wille (1952) und die Altstoffverwertung Hermann Jacobs (1952) (a.a.O., S. 199 ff.). Allerdings schafften es auch einige Unternehmen, unabhängig zu bleiben. Beispiele dafür sind das Möbelhaus Grönboldt, die Firma Ed. Prosch, das Autohaus Sagewitz oder das Textilhaus W.C. Wendt (a.a.O., S. 208 ff.).
Auf die Traditionspflege der Grabower Schützenzunft wurde nicht viel Wert gelegt. Die jungen Männer sollten lediglich auf den Grundwehrdienst vorbereitet werden, diese Aufgabe übernahm die GST. Das damalige Schützenhaus wurde bereits 1956 zu einem Kulturhaus umfunktioniert (a.a.O., S. 15). Dieses war ein zentraler Treffpunkt für die unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen. Der Saal wurde u.a. für Jugendweihen, Betriebsfeste oder Tanzveranstaltungen der deutschsowjetischen Freundschaft genutzt. Daneben traf sich die Jugend seit den 70er-Jahren im Jugendclub der Stadt. Neben einem Fotolabor konnte dort z.B. Billard gespielt oder seine Freizeit mit den Freunden verbracht werden. Eine weitere Freizeitmöglichkeit war das Kino. Ferner war es für Kinder und Jugendliche typisch, nachmittags in AGs, die durch die Schulen organisiert wurden, beschäftigt zu sein. Zum Beispiel gab es neben Mathematik- und Sportkursen auch Archäologie und Schach. An den Gruppensitzungen der FDJ nahmen ebenfalls die meisten Jugendlichen teil.
Die Grabower Flussbadeanstalt musste am 15. September 1968 aufgrund schlechter Wasserqualität geschlossen werden. Der damalige Bürgermeister und der Schwimm-Meister entschieden sich für einen Neubau. Durch eine Spendenaktion wurden dafür 99.638 Mark eingesammelt.
Der Rat des Kreises Ludwigslust unterstützte den Bau mit 300.000 Mark. Seit der Eröffnung 1975 gewann das neu errichtete Freibad insgesamt 14 Mal den Wettbewerb in der DDR um das schönste Schwimmbad (Madaus 1996, S. 23 ff.). Außer dem Waldbad gab es vielfältige andere Gelegenheiten, Sport zu treiben, z.B. Kegeln, Fußball, Wasserball oder Modellflug.