Flittchen: Gay Erotik

Flittchen: Gay Erotik

von: Carlos Carmanzana

Marianne Abraham, 2018

ISBN: 6610000058785 , 196 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 4,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Flittchen: Gay Erotik


 

Aber vielleicht hätte ich mir auch an diesem Abend viel zu viel Gedanken darüber gemacht, was ein “Escort Service” eigentlich macht oder was es bedeutet; wäre auf Vorurteile hereingefallen, die sich irgendwann einmal gebildet hatten und der Abend hätte nie so geendet, wie er schließlich endete. “Escort Service”, wer denkt da nicht gleich an die schlüpfrigsten Dinge.  Jener Service war es nun ausgerechnet, der auf dem kleinen Schild, das so geschickt von Andreas beim Hereingehen verdeckt wurde, beworben war.

Im Nachhinein war es wirklich besser, dass ich das Schild nicht direkt gesehen habe, denn so konnte Andreas mich schrittweise und sehr behutsam an diese Thematik heran führen und schließlich überzeugen.

Angefangen hatte es in der Tat mit dem Glas Rotwein, zu dem mich Andreas mit zu sich gebeten hatte. Seine Wohnung war einfach nur wundervoll: Modern eignerichtet, große, hohe Räume, die von verdeckten LED Leisten in verschiedenen Farben beleuchtet wurden und genau die Stimmung trafen, die in diesem Moment in mir vorging. Ich war beeindruckt und als er mich in das Wohnzimmer führte, konnte ich ein “Wow” einfach nicht mehr zurück halten. Ein enorm großer Flachbildfernseher, dazu ein Media Center, von dem ich immer träumte und von dem ich wusste, dass es ein paar Tausender kostet. Hier stand es nur wenige Meter vor mir...

Heute denke ich, Andreas erkannte in der Bar meine eigentlich verzweifelte Lage und wollte mir einen Blick in die Welt geben, in der er lebte: Unabhängig mit allem, was man sich wünschen kann und von dem man immer so gern träumt. Wir tranken an jenem Abend den Rotwein, zu dem er mich eingeladen und mitgenommen hatte und er erzählte mir, dass auch ich mir eigentlich keine Sorgen machen müsste über die Zukunft, wenn ich nur mein Talent richtig nutzen und einsetzen würde. Ich war zunächst skeptisch und verstand nicht, was er damit meinte. Dann sagte er schließlich, dass er viele junge Männer wie mich vermittelt und auch da wurde mir noch nicht klar, auf was es hinauf laufen sollte. Vielleicht lag es am Alkohol, der mich nicht gleich die Zusammenhänge erkennen ließ, aber Andreas musste mir tatsächlich immer wieder mit anderen Worten das gleiche erzählen. Nämlich, dass ich wenn ich nur wollte, ebenfalls schon bald viel Geld verdienen könnte und dafür nichts anderes tun müsste, als ich es an diesem Abend ohnehin tat. Zuhören, nette Gesellschaft sein und zur richtigen Zeit die richtigen Worte finden, dass sich mein Gast in meiner Gegenwart wohl fühlt.

Schließlich erkannte ich, worauf es hinaus lief und war zunächst erschrocken darüber. Ich gegen Geld andere Männer begleiten und ihnen Gesellschaft leisten? Aber Andreas schaffte es immer wieder, mir jede Angst davor zu nehmen und ich muss zugeben, vielleicht war es auch die Aussicht auf das Geld, die mich schließlich die Hand einschlagen ließ, die er mir hin hielt. Ein Handschlag, der besiegeln sollte, dass ich ab sofort der Neue in seinem Team sein sollte.

Irgendwann fragte er mich, ob ich bei ihm übernachten wolle und ich stimmte zu. Ich fühlte mich müde und zudem so stark angetrunken, dass ich zweifellos den Heimweg nur noch schwer gefunden hätte.

***

Am folgenden Morgen wachte ich mit einem dicken Kopf in seinem Gästezimmer auf. Vollkommen nackt lag ich unter der Decke und fragte mich schon, ob in der Nacht zuvor etwas passiert sei, an das ich mich nicht mehr erinnern könnte. Ich blieb einige Zeit wach im Bett liegen und versuchte die Erinnerung an den Abend davor noch einmal durch meinen Kopf ziehen zu lassen. Nur noch schemenhaft konnte ich mich daran erinnern, dass ich zusagte, dass er mich vermitteln könnte und kam zu dem Entschluss, dass es wohl ein Spaß war, den sich Andreas mit mir erlaubt hatte.

Als ich von draußen Geräusche hörte stand auch ich auf und zog mich an. Ich ging aus dem Gästezimmer heraus und traf auf Andreas, der im Bademantel gerade in seine Küche lief. “Auch einen Kaffee?” fragte er mich und ich nickte zustimmend. Ich folgte ihm in die Küche und setzte mich auf einen der Hocker, die um den Küchentresen herum standen. Er brühte einen frischen Kaffee und stellte mir lächelnd einen großen Pott auf den Tresen.

“Und, wie gehts dir heute?” fragte er, nachdem wir beide einen Schluck aus unseren großen Tassen genommen hatten.

“Ich glaub, ich habe gestern zu viel getrunken,” gab ich zurück, “mein ganzer Kopf brummt noch etwas.”

“Na ich hoffe, du hast nicht vergessen, was wir gestern besprochen haben.”

Da schoss es mir wieder in den Kopf und mir wurde klar, dass es kein Scherz war, den sich Andreas erlaubt hatte. “Ja, ich denke ich kann mich noch erinnern”, gab ich zögerlich zurück und griff nach meinem Kaffee.

“Und, noch einverstanden? Du musst nicht, nur wenn du willst”, sagte er und legte seine Hand auf meine. In diesem Moment fielen plötzlich alle Zweifel von mir ab und ich sagte: “Aber sicher.” Vielleicht sagte ich es in diesem Moment auch nur, um es selbst zu glauben, denn sicher war ich mir absolut nicht mehr.

Andreas nahm meine Zustimmung zum Anlass, das Thema wieder aufzugreifen und erzählte mir noch einmal, wie es in der Praxis abläuft. Er vermittelt die Gäste und gibt die Daten und Treffpunkte weiter, kassiert das Geld von den Leuten im Voraus und gibt es dann abzüglich einer Provision nach dem Treffen weiter. Es hörte sich eigentlich sehr einfach an, zumal er mir mehr als einmal sagte, dass es ausschließlich darum ging, anderen Männern Gesellschaft zu leisten. Keine Buchungen für Sexdates oder ähnliches, wie er sagte, sondern ausschließlich gemeinsam Essen gehen, Bars besuchen, Theater oder sonstige Veranstaltungen, auf denen die Gäste nicht gern allein wären.

“Und wenn doch einer mehr will?”, fragte ich schließlich nach, da ich nur schwer glauben konnte, dass jemand bereit ist Geld dafür zu bezahlen, dass man mit ihm gemeinsam etwas Essen geht oder einen Drink zu sich nimmt.

“Dann liegt es an dir. So einfach. Wenn du es willst, kannst du es gern machen und einen kleinen Bonus dafür verlangen, wenn du es nicht willst, wird es dir keiner übel nehmen. Denn das ist nicht Bestandteil des Deals. Es liegt also in deiner Hand, ob du nach einem Treffen noch eine heiße Nacht erlebst und ein wenig extra Geld machst. Einige deiner Kollegen machen dadurch einige tausend Euro im Monat mehr. Es liegt also immer bei dir.” Andreas erzählte es vollkommen gefühllos und sachlich und in diesem Moment erkannte ich, dass er nicht mehr der nette junge Mann von gestern Abend war, sondern ein knallharter Geschäftsmann, dessen Interesse gestern wohl weniger mir als Mensch galt als vielmehr mir als neuen Jungen in seinem Angebot. Aber mit dem möglichen Verdienst hatte er endgültig jeden Anflug eines erneuten Zweifels gekonnt zur Seite gewischt.

“Einige Tausend Euro mehr... Wow”, gab ich staunend zurück. Das wäre weit mehr, als ich bei meinem letzten Job verdient hatte und hier sollte es möglich sein?

“Ja, einige Tausend mehr und dazu hin und wieder Geschenke von deinen Gästen. Also beklagt haben sich deine Kollegen noch nie.” Er trank seinen Kaffee und ich musste daran denken, wie sehr mir dieser Job aus meiner Misere helfen würde. Ich überlegte noch kurz hin und her und stand schließlich auf, reichte meine Hand über den Tresen und sagte zu Andreas: “Ok, ich bin dabei.”

Er lächelte, stand auf und erwiderte den Handschlag: “Dann auf gute Zusammenarbeit. Lass uns noch schnell ein paar Fotos machen für die Seite und dann ist es das schon.”

Ich stimmte zu und wir gingen ins Schlafzimmer, wo er mich bat, mich bis auf meine Boxershort auszuziehen und aufs Bett zu legen. In verschiedenen Posen tat ich so, als ob ich schliefe, griff mir in die Short, als würde ich mich befriedigen und legte mich breitbeinig auf den Bauch, als würde ich nur darauf warten, dass ein anderer Mann mich jeden Moment hart ran nehmen würde. Andreas machte reichlich Bilder und sagte dann, als wir fertig waren, dass er die schönsten davon auf die Seite nehmen würde. Er ließ sich meine Telefonnummer geben und als wir uns verabschiedeten rief er mir nach: “Dann vielleicht schon bis bald.”

“Das hoffe ich”, rief ich zurück und die Türen des Aufzuges schlossen sich. Es war eine Mischung aus Vorfreude auf das mögliche...