Behüte unser Glück - 4. Teil der Miniserie 'Die McCaffertys'

Behüte unser Glück - 4. Teil der Miniserie 'Die McCaffertys'

von: Lisa Jackson

CORA Verlag, 2008

ISBN: 9783942031073 , 160 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 2,49 EUR

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Mehr zum Inhalt

Behüte unser Glück - 4. Teil der Miniserie 'Die McCaffertys'


 

1. KAPITEL

„Verdammt noch mal“, fluchte Kurt Striker lautlos in sich hinein.

Er hasste den Job, den er zu erledigen hatte. Sehr sogar. Aber er durfte es sich nicht anmerken lassen. Dabei ging es nicht um das beachtliche Honorar, das man ihm versprochen hatte. Nein, die Summe war okay. Es war sogar verführerisch viel. Fünfundzwanzigtausend extra konnte jeder gut gebrauchen. Ein Scheck, der über die Hälfte der Summe ausgestellt war, lag vor ihm auf dem kleinen Tisch. Kurt Striker hatte ihn noch nicht angerührt.

Er verfluchte sich wegen gestern Abend. Seit diesem Abend hatte er ein Geheimnis zu hüten.

Kurt stand im Wohnzimmer vor dem Kamin, in dem ein Feuer knisterte und ihm die Unterschenkel wärmte. Durch die Eisblumen auf den Fensterscheiben konnte er die schneebedeckten Weideflächen der Flying-M-Ranch erkennen.

„Was sagen Sie dazu, Striker?“, wollte Thorne McCafferty wissen. Der älteste der drei Brüder war mit Leib und Seele Geschäftsmann und riss die Verantwortung gerne an sich. „Ist die Sache abgemacht? Werden Sie dafür sorgen, dass unserer Schwester kein Haar gekrümmt wird?“

Es war eine komplizierte Angelegenheit. Striker sollte als Randi McCaffertys persönlicher Bodyguard angeheuert werden. Ob es ihr passte oder nicht. Und Kurt würde jede Wette eingehen, dass es ihr nicht passte.

Er jedenfalls konnte sie nicht von einem einmal gefassten Entschluss abbringen. Und auch nicht ihre drei Halbbrüder. Obwohl es schien, als fühlten Thorne, Matt und Slade sich in letzter Zeit für ihre sturköpfige Halbschwester verantwortlich.

Randi war anstrengend. Daran gab es nichts zu rütteln. Allein die Art, wie sie vor ein paar Stunden davongerast war, hatte ihnen ihre finstere Entschlossenheit vor Augen geführt. Randi wollte nach Seattle zurückkehren. Mit ihrem Kind. Zu sich nach Hause. In ihren Job. In ihr altes Leben. Ohne Rücksicht auf die Folgen.

Striker gefiel die Lage überhaupt nicht. Aber schließlich durfte er sich diesen drei Männern nicht anvertrauen. Nicht jetzt. Oder doch? Die McCafferty-Brüder musterten ihn beinahe misstrauisch.

Auf keinen Fall wollte er sich eingestehen, warum er sich scheute, den Job zu übernehmen. Weil es um eine Frau ging, deshalb wollte er nichts damit zu tun haben. Und schon gar nicht mit der kleinen Schwester dieser harten Brüder, die sie um jeden Preis beschützen wollten.

Die Einsicht kommt ein bisschen spät, findest du nicht?

Randi war sexy. Sie sprühte vor Energie und Leidenschaft. Sie war eine starke Frau. Und wie jeder Sprössling von John Randall McCafferty, der etwas auf sich hielt, stand sie mit beiden Beinen fest im Leben. Was auch immer sie vorhat, dachte Kurt, sie wird ihren Weg machen.

Und sie würde es ganz und gar nicht schätzen, dass Striker ihr auf die Pelle rückte und seine Nase in ihre Angelegenheiten steckte. Noch nicht einmal dann, wenn er sie aus der Gefahr rettete. Im Gegenteil. Sie würde es ihm vorwerfen. Ganz besonders nach dem gestrigen Abend.

„Randi wird ausrasten vor Wut.“ Slade, der jüngste Bruder, brachte es auf den Punkt. Obwohl der Mann noch nicht einmal die Hälfte der Fakten kannte. Slade trug Jeans und ein ausgeblichenes Flanellhemd.

„Natürlich wird sie wütend werden. Wer würde das nicht?“ Matt, der zweitälteste Bruder, saß auf dem abgewetzten Ledersofa. Mit seinem Cowboystiefel stützte er sich auf dem Tischchen ab, auf dem der Scheck über zwölftausendfünfhundert Dollar lag. „Ich würde es auch hassen.“

„Aber sie hat keine Wahl“, bemerkte Thorne. Als Vorstandsvorsitzender in seinem eigenen Unternehmen war er es gewohnt, Befehle zu erteilen. Seine Angestellten hatten zu gehorchen. Vor Kurzem war er von Denver nach Grand Hope in Montana umgezogen. Aber seinen Job hatte er nicht aufgegeben. „Wir sind uns doch einig, oder?“

Fragend sah er seine jüngeren Brüder an. „Wir müssen sie beschützen. Sie und ihr Baby. Deswegen braucht sie einen Bodyguard.“

Matt nickte kurz. „Ja, wir sind uns einig. Aber das macht es Randi nicht leichter, die Kröte zu schlucken. Noch nicht einmal dann, wenn Kelly eingeweiht ist.“

Kelly war Matts Frau und ehemalige Polizistin, die jetzt als Privatdetektivin arbeitete. Sie hatte sich einverstanden erklärt, Striker in dem Fall, in den ihre Schwägerin verwickelt war, zu unterstützen.

Kurt drehte sich zum Fenster, wo immer noch der jüngste der Brüder stand. Slade war sein Freund, obwohl er es gewesen war, der ihm diese Suppe eingebrockt hatte. Slade vermied es, ihm in die Augen zu schauen, und starrte stattdessen weiter hinaus in die frostige Winterlandschaft.

„Wir müssen handeln. Und wir haben keine Zeit zu verschwenden. Jemand versucht, sie umzubringen“, betonte Thorne.

Striker biss die Zähne zusammen. Es war kein Witz. Und tief in seinem Inneren war ihm längst klar, dass er den Job annehmen würde. Wem sonst sollte er zutrauen, die Sache in den Griff zu bekommen? Zugegeben, Randi McCafferty war stur wie ein Ochse. Aber sie hatte etwas an sich, ein gewisses Glitzern in ihren braunen Augen, das ihm direkt unter die Haut ging. Es war, als glomm eine heiße Glut in ihr. Diese Glut hatte ihn völlig gefangen genommen und ließ ihn nicht mehr los.

Was gestern Abend geschehen war, war der beste Beweis dafür.

An den Falten auf Thornes Stirn konnte man erkennen, dass er sich große Sorgen machte. Seine Finger spielten mit dem Schlüssel in der Tasche, und er starrte Striker unverwandt an. „Übernehmen Sie nun den Auftrag? Oder müssen wir uns jemand anderen suchen?“

Allein bei dem Gedanken, dass ein anderer Mann sich in Randis Nähe aufhalten könnte, krampfte sich Kurts Magen zusammen. Aber bevor er antworten konnte, ergriff Slade das Wort.

„Nein, kein anderer. Wir brauchen jemanden, dem wir vertrauen können.“

„Amen“, stimmte Matt sarkastisch zu.

Vertrauen? Du lieber Himmel!

Striker biss die Zähne so fest zusammen, dass es ihn schmerzte.

Slade schaute aus dem Fenster und zeigte auf den Geländewagen, der sich langsam näherte. „Sieht so aus, als würde Nicole nach Hause kommen.“

Die Anspannung in Thornes Gesicht ließ etwas nach. Wenige Minuten später wurde die Haustür aufgerissen, und kalte Winterluft strömte ins Zimmer. Dr. Nicole McCafferty schüttelte sich den Schnee aus dem Mantel und hatte kaum den Flur betreten, als oben auf der Treppe zwei Paar kleine Füße auftauchten. Thornes Stieftöchter, vier Jahre alte Zwillingsmädchen, rannten lachend die Stufen nach unten.

„Mommy! Mommy!“, rief Molly, während ihre schüchterne Schwester Mindy sich freudestrahlend in Nicoles ausgebreitete Arme warf.

„Hey, wie geht es meinen Mädchen?“, grüßte Nicole, schloss die Zwillinge stürmisch in die Arme und küsste sie auf die Wange.

„Du bist kaaaalt!“, kreischte Molly.

Nicole lachte. „Ja, stimmt.“

Thorne hatte vor kurzer Zeit einen Unfall erlitten und humpelte immer noch leicht. Trotzdem eilte er so schnell wie möglich in den Flur und begrüßte seine Frau mit einem leidenschaftlichen Kuss, bis die Mädchen sich dazwischendrängten.

Striker wandte sich ab. Diese Familienszene war nicht für seine Augen bestimmt. Genauso unbehaglich hatte er sich in jenem Augenblick gefühlt, als Slade ihn angerufen und gebeten hatte, der Familie zu helfen. Kurz darauf hatte er das erste Mal den Fuß auf die Flying-M-Ranch gesetzt.

Es war im Oktober gewesen, nachdem Randi McCafferty mit ihrem Wagen von der Straße im Glacier-Park gedrängt worden war. Deswegen hatten vorzeitig die Wehen eingesetzt. Beinahe wären sie und ihr Baby gestorben. Randi hatte eine ganze Weile im Koma gelegen, und nachdem sie aufgewacht war, hatte sie unter Gedächtnisverlust gelitten.

Das behauptete sie jedenfalls.

Obwohl die Ärzte Randis Behauptung bestätigt hatten, war Striker davon überzeugt, dass die Amnesie ihr einfach zu gut in den Kram passte. Immerhin hatte er den Verdacht erhärten können, dass ein anderes Fahrzeug Randis Gefährt den steilen Hang hinuntergedrängt hatte, wo sie schließlich gegen einen Baum gekracht war.

Randi hatte überlebt. Sie hatte sich längst erholt, und ihr Gedächtnis funktionierte wieder. Aber sie weigerte sich strikt, über den Unfall zu sprechen oder Vermutungen zu äußern, wer versucht haben könnte, ihr das Leben zu nehmen. Entweder hatte sie tatsächlich keine Ahnung, wer der Täter war, oder sie wollte es nicht sagen.

Das galt auch für den Namen des Kindsvaters. Randi hatte niemandem anvertraut, wer den kleinen Joshua gezeugt hatte. Kurt verzog das Gesicht, wenn er daran dachte. Nein, er wollte sich nicht ausmalen, wie ein anderer Mann Randi umarmte. Obwohl das ziemlich dumm war. Schließlich hatte er keinerlei Recht auf sie … Er war sich noch nicht einmal sicher, ob er sie überhaupt mochte.

Dann hättest du sie gestern Abend in Ruhe lassen sollen … Stattdessen hast du zugeschaut, wie sie oben auf der Galerie...