Verliebt, verführt - verzaubert von dir

Verliebt, verführt - verzaubert von dir

von: Barbara Dunlop

CORA Verlag, 2008

ISBN: 9783863499327 , 160 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 2,49 EUR

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Verliebt, verführt - verzaubert von dir


 

1. KAPITEL

Jack Osland stutzte und sah dann genauer hin. Sein kleiner Gulfstream Jet stand startbereit auf einem Rollfeld des JFK-Flughafens in New York. Wie fast immer zu dieser Jahreszeit, herrschte starker Schneesturm, und Jack sah, wie die kleine zierliche Frau sich gegen den Wind stemmte.

„Wer spricht von Kidnappen?“, fragte er seinen Cousin Hunter, der ihm gegenübersaß.

„Tu doch nicht so. Ich weiß genau, dass du daran denkst.“ Hunter drehte sich auf seinem weißen Ledersitz um, um die junge Frau besser zu betrachten.

„Dann kannst du wohl hellsehen, was?“

„Das nicht, aber ich kenne dich schließlich schon seit deinem zweiten Lebensjahr.“

„Da warst du doch noch ein Säugling.“

„Na und? Mir ist dieses verräterische Zucken an deiner rechten Schläfe sehr vertraut.“

„Das bedeutet nur, dass ich verärgert bin.“ Wieder richtete er den Blick auf die Frau, die sich energisch gegen die wirbelnden Schneeflocken vorwärtskämpfte. Verärgert war im Prinzip untertrieben, und die Ursache für Jacks Zorn kam geradewegs auf ihn zu.

Sie war höchstens eins fünfundsechzig groß und schlank. Ihr Gesicht konnte er leider nicht erkennen, denn sie trug einen breitkrempigen Hut, der farblich zu ihrem beigefarbenen Mantel passte.

„Vielleicht lehnt sie ja ab“, meinte Hunter hoffnungsvoll.

„Aber nur, wenn Ostern und Pfingsten auf einen Tag fallen.“

Die Frau sagte ganz sicher nicht Nein. Nicht, wenn Hunters und Jacks milliardenschwerer Großvater Samuel Osland sie fragte, ob sie ihn heiraten wolle. Diese jungen Frauen wussten genau, was sie wollten.

„Hast du das gesehen?“ Hunter deutete mit dem Kopf auf die zukünftige Mrs. Osland.

„Was denn?“ Jetzt erst erkannte Jack, was sein Cousin meinte. Neben den Stiefeln mit den selbstverständlich sehr hohen Absätzen spazierte ein kleines Fellknäuel in einem karierten Mäntelchen. „Soll das ein Hund sein?“

„Allerdings.“ Er warf Jack einen triumphierenden Blick zu. „Hab ich nun recht oder nicht?“

„Dass sie einen Hund dabeihat, bedeutet noch gar nichts.“

„Oh doch. Es bedeutet, dass sie nicht vorhat, in absehbarer Zeit wieder zurückzufliegen.“

„Aber sie hat doch nur einen Koffer einladen lassen.“

„Glaubst du nicht, dass Grandpa ihr als Erstes eine Platinkarte schenken wird? Ohne Limit? Was hältst du jetzt vom Kidnappen?“

„Unsinn, das kommt überhaupt nicht infrage.“ Jack war zwar verzweifelt, aber er war kein Dummkopf. Er dachte nicht daran, sein luxuriöses Penthouse in Malibu Beach gegen eine Zelle mit einer klumpigen Matratze, einem leckenden Klo und einem bulligen Zellengenossen einzutauschen, der vielleicht am ganzen Körper tätowiert war.

Noch wusste er nicht, wie er die Frau davon abhalten konnte, seinen verrückten Großvater zu heiraten. Aber er wusste eins. Ihm musste etwas einfallen, bevor der Jet in Los Angeles landete.

„Was genau hat denn deine Mutter gesagt?“, fragte Hunter.

„Sie sagte, dass Grandpa wieder eine Neue aufgetan habe und sie mit uns nach Los Angeles fliegen würde. Mehr weiß ich auch nicht.“

„Kannst du das irgendwie missverstanden haben?“

Jack sah seinen Cousin ungeduldig an. „Natürlich nicht. Sie hat genau das gemeint. Grandpa will wieder heiraten, und das muss ich unbedingt verhindern.“

Die zukünftige Braut stand jetzt vor dem Flugzeug und hob den Kopf. Sie hatte dunkelrote Lippen, ein leicht gerötetes Gesicht und strahlend grün-blaue Augen.

„Also, sehen kann Grandpa offenbar noch sehr gut“, meinte Hunter trocken.

„Ich wünschte, an seinem Hormonspiegel würde sich endlich mal was ändern“, murmelte Jack und gab dem Steward Leonardo mit einem Kopfnicken das Zeichen, die Tür zu öffnen.

„Er schläft nicht mit ihnen“, sagte Hunter.

Jack starrte ihn ungläubig an.

„Zumindest nicht, solange sie nicht verheiratet sind. Und danach, na ja, das hört sich mehr wie sporadische Versuche an.“

Ein paar Sekunden lang war Jack sprachlos. „Woher weißt du das?“, fragte er schließlich. „Hast du etwa mit Moira und Gracie über ihr Liebesleben mit Grandpa gesprochen?“

„Nein. Ich meine mich zu erinnern, dass deine Mutter es mir erzählt hat. Wahrscheinlich habe ich sie darauf angesprochen. Sie hatte Angst, dass es zu irgendwelchen Schwangerschaften kommen könnte.“

Jack fragte sich, warum seine Mutter mit Hunter und nicht mit ihm über ihre Sorgen gesprochen hatte. Er war doch schließlich ihr Sohn und außerdem der Generaldirektor von Osland International, also derjenige, der sich für die Familieninteressen einsetzen musste.

Leonardo hatte die kleine Metalltreppe heruntergelassen, und sofort waren schnelle Schritte zu hören. „Du kannst ja versuchen, sie umzustimmen“, meinte Hunter leise und stand auf.

Jack atmete nur verächtlich aus.

„Warum nicht? Du kannst ihr doch sagen, dass das nicht Grandpas erster Versuch ist.“

„Und du glaubst, dass sich eine gut Zwanzigjährige davon beeindrucken lässt, die scharf auf Geld ist und deshalb einen Achtzigjährigen heiraten will? Da musst du schon andere Geschütze auffahren.“

Die besagte Zwanzigjährige bog um die Ecke, strahlend und jung. Der kleine Hund bellte einmal kurz, aber gehorchte sofort einem knappen Befehl.

Kurz zögerte sie, dann streckte sie lächelnd die gepflegte Hand aus.„Mein Name ist Kristy Mahoney. Vielleicht haben Sie schon gehört, dass ich am Montag einen Termin mit Samuel und den Einkäufern von Sierra Sanchez habe. Samuel meinte, dass Sie mich nach Los Angeles mitnehmen könnten.“

Sie hatte eine leise Stimme und schien einen ungewöhnlichen Modegeschmack zu haben. Das betraf nicht nur sie, sondern auch den Hund. Zusätzlich zu dem rot karierten Mäntelchen trug er ein mit funkelnden Halbedelsteinen besetztes Halsband. Er saß unbeweglich auf Kristys Arm und sah mit seinem geföhnten Fell beinahe aus wie ein Stofftier. Nur die braunen Augen blickten aufmerksam.

Hunter trat als Erster einen Schritt vor. „Ich bin Hunter Osland, einer von Samuels Enkelsöhnen. Selbstverständlich können Sie mit uns fliegen.“

„Angenehm“, sagte sie und schüttelte ihm kurz die Hand. Dann wandte sie sich zu Jack um und hob fragend eine ihrer perfekt gezupften Augenbrauen. Ihr Gesicht war das einer schönen Porzellanpuppe mit einer kleinen Stupsnase, einem wohlgeformten Kinn und großen Augen mit dichten dunklen Wimpern.

„Jack Osland“, sagte er kurz und streckte die Hand aus.

„Mr. Osland …“ Sie ergriff seine Hand.

Jack war verwirrt von so viel Schönheit. Ihre Hand fühlte sich weich und kühl an. Kaum nahm er wahr, was Hunter sagte.

„Nennen Sie uns doch bitte Jack und Hunter.“

Sie blickte Jack lächelnd in die Augen, als sei alles vollkommen in Ordnung. Als sei sie nicht eine schamlose Person, die es nur auf das Vermögen der Oslands abgesehen hatte. Keine schlechte Schauspielerin, das musste er zugeben.

„Gut, dann also Jack.“

Wie sie seinen Namen aussprach! Ihn überlief es heiß. Ihr schweres Parfüm sprach direkt seine Sinne an, und die Blicke aus ihren grün-blauen Augen schienen in seine Seele zu dringen.

Einen Augenblick lang verstand er seinen Großvater. Aber dann schob er diese verwirrenden Gefühle beiseite. Er war nicht wie Samuel, er fiel auf diese Frauen mit den blauen Augen und den langen Beinen nicht herein.

Kristy war ganz offensichtlich an Mode interessiert. Und da Samuel Hauptaktionär von Osland International war, einer Holding, zu der auch Sierra Sanchez gehörte, eine Kette von Boutiquen, lag ihr Interesse an dieser Verbindung auf der Hand. Sie konnte nur gewinnen.

Jack dagegen konnte nur verlieren. Sowie er sich das klarmachte, konnte er auch wieder sein Gehirn einschalten. „Willkommen, Kristy“, sagte er.

Dieser Trip nach Los Angeles war die Gelegenheit, auf die Kristy ihr Leben lang gewartet hatte. Sie versuchte, so zu tun, als sei das alles nichts Besonderes für sie. Hoffentlich hatten die beiden nicht gemerkt, wie aufgeregt sie in Wirklichkeit war. Sicher hatte ihre Stimme etwas gezittert und ihre Hand leicht gebebt. Sie war nervös, ihr Adrenalinspiegel war hoch, und sie hatte zu viel Kaffee getrunken.

Seit sie auf einer Party nach einer wichtigen Modenschau Samuel Osland begegnet war, befand sie sich in Hochstimmung. Sie wusste, wer er war und dass er eine Kette von Boutiquen besaß. Und als er ihr selbst entworfenes Kleid bewunderte und sie bat, ihm ihre Skizzen und Entwürfe zu zeigen, war sie sofort bereit.

Dann hatte er sie gefragt, ob sie sich nicht mit seinen Einkäufern zusammensetzen wolle, und sie musste sich kneifen, denn das konnte doch nur ein Traum sein. Jeden Augenblick erwartete sie, mit klopfendem Herzen nach diesem aufregenden Traum in ihrem kleinen Apartment in Soho aufzuwachen, Dee Dee zu ihren Füßen.

Doch es war kein Traum.

„Ihren Mantel, Ma’am?“, fragte der Steward.

Kristy nahm den Hut ab und zog den Mantel aus. Der Mann, der sich als Jack vorgestellt hatte, musterte sie sehr genau, wie sie jetzt vor ihm stand in ihrem schwarzen Rock und dem enganliegenden roten Pullover. Dann warf er Dee Dee einen missbilligenden Blick zu.

Kristy runzelte die Stirn. Samuel...