Edgar Wallace - Sammelband - Romane und Geschichten

von: Edgar Wallace

Null Papier Verlag, 2019

ISBN: 9783943466836 , 15460 Seiten

Format: PDF, ePUB

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Preis: 0,99 EUR

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Edgar Wallace - Sammelband - Romane und Geschichten


 

Leben und Werk


Wer im Lon­don des Jah­res 1886 die Fleet Street auf­sucht, wird den klei­nen Bur­schen viel­leicht gar nicht be­mer­ken. Und warum soll­te man ihm auch Be­ach­tung schen­ken? Er ist nur ei­ner von vie­len Jun­gen, die dort – lauthals die ak­tu­el­le Schlag­zei­le ru­fend – Zei­tun­gen feil­bie­ten. Das wird sich al­ler­dings än­dern. Der jun­ge Dick Free­man hat ei­ni­ges vor mit sei­nem Le­ben.

Eine Mar­ke er­schafft sich selbst

Am 1. April 1875 wird Richard Hora­tio Ed­gar Wal­lace in Lon­don ge­bo­ren. Sei­ne leib­li­chen El­tern, ein un­ver­hei­ra­te­tes Schau­spie­ler­paar, ge­ben das Kind zur Ad­op­ti­on frei. Wes­halb sich aus­ge­rech­net der Fisch­händ­ler Ge­or­ge Free­man ent­schließt, den Säug­ling als Sohn auf­zu­neh­men? Wer weiß… All­zu wohl­ha­bend ist er je­den­falls nicht. Der klei­ne Dick Free­man nimmt schon im Al­ter von elf Jah­ren Ge­le­gen­heits­ar­bei­ten an und wird sich wäh­rend der ers­ten Jah­re sei­nes Er­werbs­le­bens mehr schlecht als recht durch­schla­gen. Es dau­ert noch et­was, bis der Schulab­bre­cher zu je­nem Mann wird, den das Pub­li­kum als Er­folgs­au­tor kennt, wohl­ge­nährt und mit ei­ner Vor­lie­be für lan­ge Zi­ga­ret­ten­spit­zen.


Edgar Wallace (1928)

Von 1889 bis 1900 ver­öf­fent­licht der Au­tor 62 Ge­dich­te, be­vor er sich 1901 ers­te jour­na­lis­ti­sche Spo­ren als Son­der­kor­re­spon­dent im Bu­ren­krieg ver­dient. Dort ge­won­ne­ne Ein­drücke wird er in sei­ne zwölf Afri­ka-Ro­ma­ne ein­ar­bei­ten, die in den Jah­ren 1911 bis 1928 er­schei­nen. Zu­nächst je­doch, aus Süd­afri­ka zu­rück­ge­kehrt, ar­bei­tet er jour­na­lis­tisch und gibt mi­li­tär-sa­ti­ri­sche Kurz­ge­schich­ten her­aus.

Mit »Die vier Ge­rech­ten« (»The four Just Men«, 1905) er­fin­det sich der Jour­na­list neu – als Kri­mi­nal­au­tor Ed­gar Wal­lace. Um den Ver­kauf des Bu­ches an­zu­kur­beln, schließt er eine Wet­te mit der Le­ser­schaft. Die Idee funk­tio­niert, das Buch wird zum Pub­li­kums­er­folg. Al­ler­dings er­kauft Wal­lace sei­ne Be­kannt­heit teu­er. Wür­de nicht der Dai­ly Mail-Grün­der Lord Harm­worth ein­grei­fen, wäre der Au­tor rui­niert: Vie­le Le­ser er­ra­ten die Lö­sung des be­schrie­be­nen Kri­mi­nal­falls und ver­lan­gen ihre 500 Pfund Wett­prä­mie.

Von 1908 an er­schei­nen zahl­rei­che Kri­mi­nal­ro­ma­ne. Wal­lace füllt in un­glaub­li­cher Ge­schwin­dig­keit rie­si­ge Pa­pier­men­gen. Meis­tens ar­bei­tet er par­al­lel an meh­re­ren Bü­chern. In der Re­gel be­en­det er min­des­tens zwei Kri­mis pro Jahr – 1919 sind es drei, 1922 und 1923 vier, 1924 gan­ze sechs Exem­pla­re. Dass die­ses Pen­sum stei­ge­rungs­fä­hig ist, be­weist er 1929: In­ner­halb des einen Jah­res schreibt Ed­gar Wal­lace 22 Bü­cher.

Mög­lich ist das nur, weil er nach Sche­ma F vor­geht. Da so­gar die­se selbst­au­fer­leg­te Re­duk­ti­on des Er­zäh­lens nicht pro­duk­tiv ge­nug ist, um ihm den ge­wünsch­ten Le­bens­stan­dard zu ge­währ­leis­ten, be­nutzt er einen Vor­läu­fer des Dik­tier­ge­rä­tes. So ent­steht in 200 Sei­ten ge­hef­te­te Mas­sen­wa­re, die sich größ­ter Be­liebt­heit er­freut.

Der Au­tor ent­wirft durch­schau­ba­re Hand­lun­gen, die er mit ein­di­men­sio­nal cha­rak­te­ri­sier­ten Pro­tago­nis­ten aus­stat­tet. Ty­pi­sche Fi­gu­ren sind das lie­be Mäd­chen, der ex­zen­tri­sche Ad­li­ge, der raf­fi­niert-fre­che De­tek­tiv, der smar­te Gi­go­lo-Schur­ke und der gänz­lich un­mo­ra­li­sche Kri­mi­nel­le. Die Frau­en ha­ben treu und naiv zu sein, die Gu­ten hoch­her­zig, die Bö­sen ver­kom­men, wenn auch mo­disch ge­klei­det. Die Welt des Ed­gar Wal­lace ist in Ord­nung und leicht ver­ständ­lich – das Gute wird sie­gen. Dass sich die Kri­mis den­noch un­ter­halt­sam le­sen, liegt am er­zäh­le­ri­schen Ge­schick des Au­tors, der mit au­ßer­or­dent­li­cher Ra­sanz Span­nung auf­baut, um am Ende al­les in ro­man­ti­schem Wohl­ge­fal­len auf­zu­lö­sen.

Zeit sei­nes Le­bens will es Wal­lace nicht ge­lin­gen, mit sei­nem Ein­kom­men haus­zu­hal­ten. Der stän­dig ver­schul­de­te Spie­ler ver­trös­tet sei­ne Gläu­bi­ger auf noch zu er­wirt­schaf­ten­de Ho­no­ra­re. Trotz sei­nes Flei­ßes und des enor­men Er­folgs, ver­zeich­net er fi­nan­zi­ell nie­mals eine po­si­ti­ve Bilanz.

Als er am 10. Fe­bru­ar 1932 in Hol­ly­wood stirbt, hin­ter­lässt er tief­trau­ri­ge Fans und eine hoch­ver­schul­de­te Fa­mi­lie. Nach­dem der Au­tor, man­gels Ge­le­gen­heit, kein Geld mehr aus­gibt, rei­chen den Hin­ter­blie­be­nen die Tan­tie­men aus, um sämt­li­che Schul­den des Ver­stor­be­nen bin­nen ei­nes Jah­res zu til­gen.

Wel­che Be­deu­tung dem Kri­mi­nal­schrift­stel­ler bei­ge­mes­sen wird, ver­deut­li­chen die Trau­er­be­kun­dun­gen der Bri­ten: Im Ha­fen von Southamp­ton wird Halb­mast ge­flaggt, als das Schiff mit Wal­la­ces Sarg dort ein­trifft, und in der Fleet Street er­tö­nen die Glo­cken. Nahe der da­ma­li­gen Pres­se­mei­le, am Lud­ga­te Cir­cus, be­fin­det sich heu­te eine Ge­denk­ta­fel für Ed­gar Wal­lace.

Vor al­lem: Viel

Ins­ge­samt ver­fasst Wal­lace 124 Kri­mi­nal­ro­ma­ne, 12 wei­te­re Ro­ma­ne, zehn Sach­bü­cher, un­zäh­li­ge Essays, Er­zäh­lun­gen und Kurz­ge­schich­ten so­wie ei­ni­ge Thea­ter­stücke und Dreh­bü­cher. Sechs wei­te­re Kri­mis er­schei­nen post­hum. Dar­über hin­aus wer­den 1935 vier, vom Pri­vat­se­kre­tär des Au­tors um­ge­ar­bei­te­te, Büh­nen­fas­sun­gen ver­öf­fent­licht.

Ab­ge­se­hen da­von, dass Ed­gar Wal­lace ex­trem pro­duk­tiv ist, greift er Ide­en be­reits pu­bli­zier­ter Bü­cher er­neut auf. Die­se ef­fi­zi­en­te Metho­de wen­det er bei­spiels­wei­se 1921 beim Ro­man »The Law of the Four Just Men« an, worin er sich auf sei­nen Erst­ling be­zieht.

Der in Deutsch­land ver­mut­lich be­kann­tes­te die­ser Ti­tel ist »Neu­es vom Hexer«. Des­sen the­ma­ti­scher Vor­gän­ger ver­hilft dem Au­tor 1927 qua­si über Nacht zum Durch­bruch auf dem hie­si­gen Markt, als »Der Hexer«, un­ter der Re­gie von Max Rein­hardt, im Ber­li­ner Deut­schen Thea­ter zu se­hen ist. Noch im sel­ben Jahr er­schei­nen im Gold­mann Ver­lag vier Kri­mi­nal­ro­ma­ne von Wal­lace. Zu­vor war, als ers­te deut­sche Über­set­zung, le­dig­lich »Der Frosch mit der Mas­ke« ver­öf­fent­licht wor­den. Da­nach ver­legt Gold­mann jähr­lich min­des­tens zwei Wal­lace-Kri­mis, und die deut­sche Le­ser­schaft ist be­geis­tert.

Dass Ed­gar Wal­lace auch an­de­re Li­te­ra­tur­gat­tun­gen be­dient, wird hier­zu­lan­de weit­ge­hend igno­riert.

Ge­le­gent­li­che Schau­er

Ab 1925 schreibt Wal­lace Büh­nen­stücke. Für das ers­te die­ser Wer­ke ar­bei­tet er sei­nen Kri­mi­nal­ro­man »The Gaunt Stran­ger« um, das un­ter dem Ti­tel »The Rin­ger« im Thea­ter zu se­hen ist. Büh­nen­fas­sung und Ro­man lö­sen, un­ter dem Ti­tel »Der Hexer«, in Deutsch­land...