Plötzlich It-Girl - Wie ich beinah die Promi-Hochzeit des Jahres ruiniert hätte

von: Katy Birchall

Schneiderbuch, 2016

ISBN: 9783505137068 , 320 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 12,99 EUR

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Plötzlich It-Girl - Wie ich beinah die Promi-Hochzeit des Jahres ruiniert hätte


 

Kapitel eins

»Du kannst mich nicht für immer hier oben sitzen lassen!«

Jess verschränkte die Arme und wirkte äußerst zufrieden mit sich. »Klar kann ich das.«

»Lass mich sofort runter!«

»Darüber muss ich erst nachdenken.« Sie tat für einen Moment so, als würde sie angestrengt nachgrübeln, und rieb sich versonnen das Kinn, bevor sie mit den Schultern zuckte. »Nö.«

Wütend starrte ich zu meiner besten Freundin hinunter, die mich mit siegesgewissem Grinsen ansah.

»Weißt du, Anna, es ist gar nicht so schwer«, erklärte Jess. »Du erzählst mir in allen Einzelheiten, was gestern passiert ist, und ich stelle die Leiter zurück, damit du wieder vom Dachboden runterkannst. Eine Win-win-Situation.«

»Wieso, was gewinne ich denn dabei?«, fragte ich und leuchtete mit meiner Stirnlampe auf dem Dachboden herum, für den Fall, dass hier oben zufällig irgendwo eine zweite Leiter herumstand. »Ich sage Dad, dass er dir nie wieder die Tür aufmachen soll. Diese und andere Konsequenzen deiner Tat hast du dir hoffentlich gut überlegt.«

»Ich habe lange und ausführlich darüber nachgedacht, ja.« Sie lächelte und bückte sich, um ihre Kamera aus der Tasche zu ziehen. »Und bin mir ziemlich sicher, dass das Ergebnis die Sache wert sein wird.« Sie richtete das Objektiv ihrer Kamera auf mich und drückte ab, während ich wutentbrannt zu ihr nach unten starrte.

»Also, das behalte ich auf jeden Fall«, lachte sie, nachdem sie das Foto auf dem Display betrachtet hatte. »Du siehst so was von stinkwütend aus! Dein Gesicht ist voll blass – wie ein Gespenst, das plötzlich aus der Finsternis auftaucht. Zum Glück ist bald die Klassenfahrt, dann kommst du endlich an die Sonne. Ein bisschen Vitamin D kann dir wirklich nicht schaden.«

»Musst du mich eigentlich am laufenden Band beleidigen?«, beschwerte ich mich.

»Tja, die Stirnlampe ist auch nicht gerade vorteilhaft«, fuhr sie fort, ohne auf meinen Vorwurf einzugehen. »Mit dem Ding siehst du aus wie ein Maulwurf. Ein ziemlich gruseliger Maulwurf.«

»Ernsthaft jetzt. Voll unhöflich von dir.«

»Oder vielleicht doch eher wie ein gruseliges Meerschweinchen? Schwer zu sagen. Ich gehe runter und frage deinen Dad, was er meint. Warte hier.«

»WARUM BIN ICH NOCH MAL MIT DIR BEFREUNDET?«

Jess verschwand von der Bildfläche, um Dad zu fragen, welchem Nagetier ich ähnelte.

Ich verfluchte mich innerlich dafür, dass ich seiner Behauptung geglaubt hatte, mein großer Koffer sei auf dem Dachboden. Und dass ich es für eine gute Idee gehalten hatte, selbst hinaufzusteigen, um den dämlichen Koffer zu holen, statt ihn darum zu bitten.

Wobei ich natürlich nicht hatte ahnen können, dass genau in dem Moment, als ich mit meiner Stirnlampe auf besagtem Dachboden herumwühlte, meine total witzige beste Freundin zu Besuch kommen und mir die Leiter wegnehmen würde, um Informationen von mir zu erpressen. Und alles nur, weil ich mich weigerte, ihr ein paar völlig unbedeutende Details über eine Verabredung zu verraten.

Mit dieser Nummer würde sie auf keinen Fall durchkommen, beschloss ich, als ich Jess’ Schritte zurückkehren hörte. Ich musste unbedingt eine andere Möglichkeit finden, vom Dachboden herunterzukommen. Hier oben gab es nicht viel, was mich aus meiner misslichen Lage befreien konnte, aber ich musste eben erfinderisch sein und um die Ecke denken. Hm.

»Dein Dad findet, dass du eher wie ein gruseliges Meerschweinchen aussiehst und nicht wie ein Maulwurf. Ich bin mir trotzdem noch unschlüssig. Wie läuft’s bei dir da oben?«, rief Jess, während ich Mühe hatte, nicht zu niesen bei dem vielen Staub, den ich bei meiner Suche aufwirbelte.

»Was treibt ihr hier eigentlich?«, hörte ich meinen Dad ­fragen, der sich den Spaß offenbar nicht entgehen lassen wollte.

»Anna darf erst wieder vom Dachboden runter, wenn sie mir alles über ihr gestriges Date mit Connor erzählt hat«, erklärte ihm Jess.

»Ah, verstehe«, erwiderte Dad, als wäre Jess’ Verhalten total einleuchtend. »Hast du denn noch nicht in der Zeitung oder im Internet gelesen, was passiert ist? Ich kann die Story gerne für dich auf meinem Laptop aufrufen, wenn du willst. Ziemlich peinlich, das Ganze.«

»DANKE, DAD!«, rief ich beleidigt.

»Bei Reportern weiß man nie, ob sie objektiv sind«, informierte ihn Jess. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass es wirklich so schlimm war, wie es dargestellt wurde.«

»Doch, Jess«, erklärte Dad ernst. »Es war so schlimm. Es war sogar noch schlimmer.«

Ich stöhnte. »Nett, dass du mir in den Rücken fällst, Dad. Müsstest du nicht eigentlich an deinem Buch schreiben?«

»Ich war gerade in der Küche und habe gebacken.«

»Klassische Verzögerungstaktik, um nicht arbeiten zu ­müssen. Und so jemand macht mich zur Schnecke, wenn ich Hausaufgaben aufschiebe, das ist doch . . . Aha!«, rief ich triumphierend, weil ich ein paar alte Vorhänge aufgestöbert hatte, die Dad offenbar nicht weggeworfen hatte. Die Dinger könnten meine Rettung sein.

Mit meinem Fund hastete ich zur Dachbodenluke zurück. »Ich bin genau wie diese Typen aus Gesprengte Ketten!«, verkündete ich und ließ langsam die Vorhänge durch die Luke hinunter.

»Anna.« Dad räusperte sich. »Hast du deinen Abstieg von einem Dachboden gerade mit der spektakulären Flucht von britischen Soldaten aus einem deutschen Kriegsgefangenenlager verglichen?«

»Ich werde diese Vorhänge einfach hier oben irgendwo befestigen und mich daran herunterhangeln«, verkündete ich stolz, ohne mich von Dads Kommentar beirren zu lassen. »Tja, du dachtest wohl, du wärst schlau, Jess. Du dachtest, du könntest mich besiegen! Ha, falsch gedacht!«

Jess packte kurzerhand die Vorhänge und zog kräftig daran, sodass sie mir aus den Händen rutschten und neben ihr auf dem Boden landeten.

»He!«

»Ich fand die Vorhänge eigentlich immer ganz schön, aber deine Mutter hat mich gezwungen, sie auszumustern«, sagte Dad und stupste den Stoffhaufen mit dem Zeh an. »Vielleicht können wir sie noch gebrauchen. Danke, dass du mich an sie erinnert hast, Anna-Schatz!«

»Nichts gegen Sie, Mr Huntley, aber diese Vorhänge sehen aus, als hätte Hund auf eine Sechzigerjahre-Tapete gereihert.« Jess tätschelte ihm mitfühlend den Arm. »Ihr Geschmack ist echt grausam.«

»Also gut!« Ich gab mich geschlagen und knipste die Stirnlampe aus. »Ich erzähle dir von meiner Verabredung, und du stellst die Leiter wieder hin, damit ich endlich runter kann.« Ich rümpfte die Nase. »Hier oben wird nämlich langsam die Luft dünn, glaube ich.«

»Dann lasse ich euch Mädchen mal allein«, sagte Dad und lachte in sich hinein, während er die Treppe hinunterging. »Hoffentlich kommt Danny bald, damit es in diesem Haus endlich wieder um vernünftige Themen geht.«

»Schieß los.« Jess griff nach der Leiter, ohne sie hinzustellen. »Ich höre.«

»Ich war als Ninja Turtle verkleidet.«

»Klar. So geht man ja auch zum ersten Date mit dem Jungen, den man seit Ewigkeiten toll findet.«

»Genau.«

»Das war ein Witz. Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, als SCHILDKRÖTE verkleidet zu einem Date mit Connor zu gehen?«

»In London ist doch gerade die Comic-Messe!«, rechtfertigte ich mich, während sie ungläubig den Kopf schüttelte. »Also war ich als Michelangelo verkleidet. Das ist der beste Ninja Turtle. Du weißt schon: der, der ständig Pizza isst und Sachen wie ›Cowabunga!‹ sagt.«

Jess sah mich fassungslos an.

»Kennst du nicht? Echt jetzt?« Ich seufzte und fuhr fort: »Jedenfalls war ich als Turtle verkleidet, und Connor tauchte als Jedi auf. Ich war ein bisschen enttäuscht, weil es schön gewesen wäre, wenn wir thematisch zusammengepasst hätten. Ursprünglich fand er meinen Vorschlag, als Ninja Turtles zu gehen, auch ganz gut, glaube ich, aber dann hat er seine Meinung offenbar in letzter Minute geändert. Vielleicht gab es auch keine grüne Gesichtsfarbe mehr zu kaufen oder so. Jedenfalls hätte ich mir gewünscht, dass er mich über seine kurzfristige Jedi-Entscheidung informiert hätte, weil ich dann nämlich als Prinzessin Leia gegangen wäre, obwohl ihre Outfit-Wahl manchmal ein bisschen fragwürdig ist und ich auch nicht weiß, ob ich ihre Frisur hingekriegt hätte. Oder ich hätte mich als R2-D2 verkleiden können, was bestimmt ganz niedlich geworden wäre. Deshalb hätte er mir unbedingt Bescheid sagen müssen, dass er sich umentschieden hat, findest du nicht auch?«

»Doch, total.«

Ich spähte zu Jess hinunter und versuchte herauszufinden, ob sie es ironisch meinte.

»Na ja, lange Rede, kurzer Sinn: Auf der Comic-Messe bin ich gestolpert und gegen das Bein von einem Typen in einem riesigen Iron-Man-Kostüm gestoßen, der wiederum gegen den großen überdachten Comic-Stand von Marvel getaumelt ist. Und der ist dann zusammengestürzt und hat alle, die gerade drin waren, und auch ein paar kleinere Stände in der Um­gebung unter sich begraben. Eigentlich ein perfektes Beispiel für den Dominoeffekt – um auch mal das Positive daran zu ­sehen.« Ich hielt inne. »Kann ich jetzt bitte die Leiter wiederhaben?«

Jess ignorierte meine Forderung und starrte mich entgeistert an. »Und wie hat Connor reagiert?«

»Es war alles ein Riesenchaos. Ich bin herumgerannt und habe mich bei allen entschuldigt und den Leuten vom Boden aufgeholfen und mich vergewissert, dass sie nicht tot sind . . .« Ich seufzte. »Weil ich so damit...