Fünf Freunde erforschen die Schatzinsel

von: Enid Blyton

cbj Kinder- & Jugendbücher, 2015

ISBN: 9783641170783 , 160 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 7,99 EUR

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Fünf Freunde erforschen die Schatzinsel


 

Eine große Überraschung

»Mutter, was machen wir in den Sommerferien?«, fragte Julian am Frühstückstisch. »Fahren wir wieder nach Polseath?«

»Ich fürchte, nein«, entgegnete die Mutter. »Dort ist in diesem Jahr schon alles ausgebucht.«

Die drei Kinder am Frühstückstisch sahen einander enttäuscht an. Sie hingen doch so sehr an ihrem Ferienhaus in Polseath. Der Strand war dort traumhaft schön und baden konnte man wie bestimmt nirgends sonst.

»Na, lasst nicht gleich den Kopf hängen«, mischte sich Vater ins Gespräch, »wir werden schon einen anderen schönen Platz für euch ausfindig machen. Übrigens werdet ihr in diesem Jahr allein verreisen.«

»Was?«, rief Anne. »Warum denn?«

»Vater und ich möchten mal wieder nach Schottland fahren«, sagte die Mutter. »Nur wir beide.«

»Und wir?«, fragte Dick.

»Was haltet ihr von einem Besuch bei Onkel Quentin?«, schlug Vater vor. Quentin war sein Bruder. Die Kinder hatten ihn nur einmal gesehen und fürchteten ihn ein bisschen. Er war sehr groß, streng und immer mürrisch. Seine Zeit war mit Forschungsarbeiten ausgefüllt und er lebte am Meer. Das war ungefähr alles, was die Kinder von ihm wussten.

»Onkel Quentin und Tante Fanny können einen Zuschuss zum Haushaltsgeld gut gebrauchen, das weiß ich«, sagte Vater. »Und Georgina, eure Cousine, wird glücklich sein, in den Ferien jemandem zum Spielen zu haben. Sie ist in deinem Alter, Dick.«

»Also ein Jahr älter als Anne und ein Jahr jünger als Julian«, überlegte Dick. »Wir sollten sie endlich mal kennenlernen!«

»Sind dort auch Klippen und Felsen und Sand?«, fragte Anne. »Ist es da auch wirklich schön?«

»Es ist irgendwie sehr romantisch dort und aufregend. Der Flecken heißt ›Felsenbucht‹. Eure Tante Fanny hat ihr ganzes Leben dort verbracht. Sie würde ihr Haus um nichts in der Welt hergeben.«

»Ruf doch bitte Tante Fanny gleich mal an und frage sie, ob wir kommen dürfen!«, rief Dick. »Ich wette, es ist der richtige Ort für uns. Der Name klingt schon so abenteuerlich!«

Am nächsten Dienstag gleich nach dem Frühstück brachen sie auf. Tante Fanny hatte die Idee wundervoll gefunden, dass Georgina die Ferien nicht alleine verbringen musste. Und so saßen sie schon ein paar Tage später im vollgepackten Auto und steuerten Richtung Küste.

»Um wie viel Uhr werden wir bei Tante Fanny sein?«, fragte Julian.

»Ungefähr um sechs, wenn wir Glück haben«, antwortete Vater und fügte hinzu: »Mit ein paar Picknickpausen eingerechnet.«

Der Wagen schien die Kilometer zu fressen, sie kamen gut voran. Am Nachmittag wurden die Kinder immer aufgeregter.

»Wir müssen nach dem Meer Ausschau halten«, sagte Dick. »Ich glaube, ich rieche schon die See.«

Er hatte recht. Der Wagen nahm einen Hügel – und da, auf der rechten Seite, tauchte plötzlich die blaue See vor ihnen auf. Ruhig und glatt lag sie da, im Schimmer der späten Nachmittagssonne. Die drei Kinder stießen einen Jubelschrei aus.

»Da ist das Meer!«

»Ist es nicht fantastisch?«

»Ich möchte am liebsten gleich hineinspringen!«

»In knapp zwanzig Minuten haben wir’s geschafft«, sagte Vater. »Gleich werdet ihr die Bucht sehen. Sie ist ziemlich groß, mit einer merkwürdigen Insel vor der Einfahrt.«

Die Kinder hielten danach Ausschau, während sie die Küste entlangfuhren. Julian entdeckte sie als Erster. »Dort, dort, das muss die Bucht sein. Seht nur, ist sie nicht herrlich blau?«

Es dauerte nicht lange und sie waren an Ort und Stelle. Das Haus von Tante Fanny und Onkel Quentin stand an einer kleinen Klippe und ließ den Blick über die ganze Bucht frei. Es war ein sehr altes, recht großes Haus, aus inzwischen verwitterten weißen Steinen gebaut. Rosen rankten an der Vorderseite empor und im Garten blühten jede Menge Blumen.

»Das ist also das ›Felsenhaus‹«, sagte Vater und stoppte genau vor dem Hauseingang. »Es soll dreihundert Jahre alt sein. Hallo, dort kommt ja Fanny!«

Seine Schwägerin hatte das Auto vorfahren sehen und lief eilig den Besuchern entgegen.

»Willkommen im Felsenhaus!«, rief sie. »Alle miteinander! Oh, ich freue mich, euch zu sehen.«

Sie umarmten und begrüßten sich herzlich und dann betraten die Kinder das Haus. Es gefiel ihnen auf Anhieb. Die uralten, schönen Möbel übten einen geheimnisvollen Zauber aus.

»Wo ist Georgina?«, fragte Anne und schaute sich überall nach der unbekannten Cousine um.

»Ach, dieses unmögliche Mädchen! Ich sagte ihr noch, sie soll im Garten auf euch warten«, antwortete die Tante. »Nun ist sie irgendwohin gelaufen. Ich muss euch gleich warnen, Kinder. George ist schon immer etwas merkwürdig gewesen. Aber keine Sorge, sie wird in kurzer Zeit schon Zutrauen gewinnen. Es wird ihr guttun, mit anderen Kindern zu spielen.«

»Ihr nennt sie George?«, fragte Anne überrascht. »Ich dachte, sie heißt Georgina?«

»Ganz recht«, entgegnete Tante Fanny. »Aber Georgina hasst es, ein Mädchen zu sein. Wir müssen sie George rufen. Sie hört einfach nicht auf Georgina.«

Die Kinder wünschten, sie würde recht bald auftauchen. Stattdessen erschien Onkel Quentin. Er sah ein bisschen eigenwillig aus, war sehr groß und hatte dunkle Haare. Tiefe Falten durchfurchten seine Stirn. Er schien mit den Gedanken ganz woanders zu sein.

»Hallo, Quentin!«, begrüßte ihn Vater. »Wie geht’s dir? Es ist lange her, dass wir uns gesehen haben. Ich hoffe, die drei Racker werden dich nicht allzu sehr bei deiner Arbeit stören.«

»Quentin arbeitet an einem sehr schwierigen Buch«, antwortete Tante Fanny. »Ich habe ihm ein Zimmer auf der anderen Seite des Hauses eingerichtet und glaube, dass er dort ruhig arbeiten kann.«

Onkel Quentin sah auf die drei Kinder und nickte ihnen freundlich zu.

Die Eltern machten sich schon bald wieder auf den Heimweg, und Julian, Dick und Anne fühlten sich zunächst etwas verlassen, als sie das Auto verschwinden sahen. Aber Tante Fanny nahm sie gleich mit nach oben, um ihnen ihre Schlafzimmer zu zeigen, und so kamen sie schnell auf andere Gedanken.

Die beiden Jungen schliefen in einem Zimmer mit schrägen Wänden, unmittelbar unter dem Dach des Hauses. Sie hatten eine wunderbare Aussicht auf die Bucht. Dick und Julian waren begeistert. Anne sollte mit Georgina ein an der Rückseite gelegenes kleines Zimmer teilen, von dessen Fenster aus man über das weite Moor sehen konnte. Es war ein sehr freundliches Zimmer und rote Rosen blickten mit ihren Köpfchen in den Raum hinein.

»Ich hoffe, dass Georgina bald kommt«, sagte Anne zu ihrer Tante. »Ich brenne darauf, sie kennenzulernen.«

»Nun, sie ist ein recht ungewöhnliches Mädchen«, sagte Tante Fanny. »Sie kann zwar sehr ungehobelt und aufmüpfig sein, aber im Herzen ist sie hilfsbereit und ehrlich. Wenn sie erst einmal mit dir Freundschaft geschlossen hat, wird sie dir immer eine gute Freundin sein – aber Freundschaften zu knüpfen fällt ihr schwer und das ist sehr...