Handbuch Qualität - Grundlagen und Elemente des Qualitätsmanagements: Systeme - Perspektiven

von: Walter Geiger, Willi Kotte

Vieweg+Teubner (GWV), 2007

ISBN: 9783834894298 , 606 Seiten

5. Auflage

Format: PDF, OL

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Preis: 44,95 EUR

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Handbuch Qualität - Grundlagen und Elemente des Qualitätsmanagements: Systeme - Perspektiven


 

24 Statistische Verfahren anhand nichtquantitativer Merkmale (S. 401-402)

Überblick Statistische Beschreibungen und Analysen „machen mehr aus Information", manchmal erstaunlich viel mehr. Wenn man die Grundgedanken kennt und weiß, wie es geht, wenn man sich außerdem vor Missverständnissen zu schützen weiß, verliert man bei Anwendung statistischer Methoden auch die schon sprichwörtlichen Unsicherheiten. Sie werden dann unentbehrliches Werkzeug.
24.1 Zweck der Kapitel 24 bis 27

Ziel der Erläuterungen in den Kapiteln 24 bis 27 ist die Vermittlung eines Überblicks über das umfangreiche Sachgebiet statistischer Analysemethoden. Jedes Kapitel wird eingeleitet durch grundlegende Einführungen mit Gesichtspunkten zur zweckentsprechenden Anwendung des statistischen Handwerkszeugs im Qualitätsmanagement. Hier im Kapitel 24 sind es Grundgedanken zu den Verfahren für Annahmestichprobenprüfungen anhand nichtquantitativ ermittelter Merkmalswerte. Allerdings wird für das Verständnis solcher Hinweise das Handwerkszeug selbst zur Anwendung als bekannt vorausgesetzt. Deshalb sei das nötigenfalls vorzunehmende Selbststudium nachdrücklich empfohlen. Es gibt genug Literatur dazu, z. B. [210] ff.

24.2 Allgemeines über statistische Prüfverfahren

24.2.1 Determiniert und zufällig vorkommende Ereignisse

Jedem angehenden Ingenieur werden Wahlvorlesungen über mathematische Statistik angeboten. Seine Ausbildung ist aber primär darauf ausgerichtet, determiniert fassbare Vorgänge gestalten zu lernen. Früher glaubte man sogar, durch solche determinierten Gesetze sei grundsätzlich alles Geschehen in der Natur bestimmt (Einstein sagte in jungen Jahren „Gott würfelt nicht!"). Heute weiß man: Auch in unserer technischen Welt regiert die Statistik mit. Und man erkennt zunehmend und immer neu, dass einer Betrachtung ohne die Einbeziehung von Überlegungen zu statistischen Gesetzmäßigkeiten eigentlich meist etwas fehlt, selbst bei Einzelfertigungen.

Dennoch ist determiniertes Denken nach wie vor allgemein – aus der menschlichen Entwicklungsgeschichte gesehen – im Alltag das „normale" Denken. Stochastisches Denken ist ungewöhnlich. Wer z. B. beim Würfelspiel dreimal hintereinander eine „6" hatte, benötigt mindestens einen „statistischen Anfangsverstand", um das Gefühl zu vertreiben, beim vierten Einzelwurf sei es unwahrscheinlicher, eine „6" zu haben als bei jedem anderen Wurf vorher (vorausgesetzt die Würfel sind gleichmäßig gebaut).

Je länger aber ein Fachmann des Qualitätsmanagements im Betriebsalltag statistische Prüfverfahren anwendet, umso besser erkennt er die fundamentale Bedeutung der Tatsache, dass die meisten Menschen eine determinierte Grundeinstellung haben. Dieses Erkennen ist zugleich sein Schlüssel für die Schaffung günstigerer Randbedingungen für den Einsatz statistischer Prüfverfahren in seinem Fach: Weil kaum jemand von sich aus zu statistischen Denkansätzen neigt, sollte im Qualitätsmanagement eine behutsame und systematische Fortbildung in statistischen Verfahren das Verständnis dafür und für die Notwendigkeit ihres Einsatzes zu erreichen versuchen. Das ist eine Aufgabe, die man nicht unterschätzen sollte.

24.2.2 Mathematische Statistik: Eines unter vielen Hilfsmitteln

Je mehr Werkzeug man hat, umso erfolgversprechender ist das Tun. Viele Fachleute des Qualitätsmanagements – und erst recht der mathematischen Statistik – halten indessen für das einzige Kriterium der Brauchbarkeit und Wirksamkeit statistischer Prüfverfahren deren mathematisch statistische Regeln. Das steigert sich bis zu extremen Auffassungen, durch die viele zusätzliche Möglichkeiten verbaut werden: Danach seien die für die Qualifikation des Einsatzes solcher Prüfverfahren Berufenen umso geeigneter, je weniger sie von den Prüfobjekten der statistischen Qualitätsprüfung verstehen. Nur dann nämlich könne man erwarten, dass sie „neutral urteilen".