Die Geschichte von KISS - Unsere Anfangsjahre

von: Ken Sharp, Paul Stanley, Gene Simmons

Hannibal, 2014

ISBN: 9783854454441 , 576 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 9,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Die Geschichte von KISS - Unsere Anfangsjahre


 

Einleitung

Ein Mensch wird nicht nur daran gemessen, wie hart er arbeitet, sondern auch daran, wie gross seine Träume sind …

„Bevor Großes entsteht, muss Chaos herrschen. Bevor eine herausragende Person etwas Großes beginnt, muss sie unter den vielen wie ein Narr wirken.“

I Ging

„Gehe nicht, wohin der Weg führen mag. Gehe stattdessen, wo kein Weg noch ist, und hinterlasse eine Spur.“

Ralph Waldo Emerson

Vor vierzig Jahren kreuzten sich die Wege von Paul Stanley, Gene Simmons, Ace Frehley und Peter Criss, und in einer stürmischen Mischung aus Aufbruchstimmung, übermäßigem Ehrgeiz und glücklicher Fügung ließen sie KISS entstehen. Gekleidet in mit Nieten übersätem schwarzem Leder, gestylt mit Lippenstift und Theaterschminke schufen sie jenen grollenden Sound – zu Texten, in denen viel von jugendlicher Angst, Frustration und Lust die Rede war –, der zum Soundtrack von mittlerweile mehreren Generationen von Fans wurde. KISS veränderten buchstäblich das Antlitz des Rock ’n’ Roll. Sie erfanden das Livekonzert mit Event-Charakter und definierten es als Experience. Ihr werdet es schon oft gehört haben: „Ihr wolltet das Beste, und ihr bekommt die allerbeste, heißeste Band im ganzen Land …“ Das war damals ihr Schlachtruf und blieb es bis heute. Während sie ihren eigenen Weg zum Status von Superstars beschritten und sich rings um sie herum die musikalischen Trends, die Mode und Geschmäcker stets veränderten, wurden KISS zur großartigen Verkörperung einer wahren amerikanischen Erfolgsstory, gebaut auf Herzblut, Schweiß und der ganzen Herrlichkeit des Rock and Roll.

Heute sind KISS viel mehr als eine erfolgreiche Rockband. Sie sind Teil der amerikanischen Popkultur und stehen in einer Reihe mit Legenden wie Elvis Presley, James Dean und Marilyn Monroe. Nicht nur die Mitglieder von KISS sind Ikonen, nein, KISS an sich ist eine Marke mit höchstem Wiedererkennungswert. Ihr Warenangebot, das inklusive KISS-Sarg und Flipperautomaten über dreitausend offiziell angebotene Produkte umfasst, hat der Band im Lauf der letzten 35 Jahre über 500 Millionen US-Dollar an Merchandising-Verdienst und Lizenzgebühren eingebracht. Überall zwischen Tokio, dem Roten Platz in Moskau und New York City werden KISS universell als überlebensgroße Musikgestalten angesehen – was angesichts ihrer bescheidenen Anfangstage wohl niemand vermutet hätte.

Am 30. Januar 1973 gaben KISS ihr erstes Konzert in einem verwahrlosten Rattenloch namens Coventry im New Yorker Stadtteil Queens. Der Eintritt kostete eine Handvoll Dollar, und die Band hatte Glück, dass überhaupt ein paar Leute auftauchten. Aber es war eben, ähnlich wie bei den Beatles der Cavern Club in Liverpool, diese enge, schäbige Location, die KISS ihre ersten Live-Auftritte ermöglichte. Mit trotzigem Selbstvertrauen ausgestattet, hatte die Band nie irgendwelche Zweifel daran, dass sie es schaffen würde. Und so spielten sie schon ihre frühen Gigs mit derselben Inbrunst, als würden sie auf der Bühne im ausverkauften Madison Square Garden stehen – wo sie tatsächlich innerhalb von nur vier turbulenten Jahren landen sollten. Wild entschlossen, den Durchbruch zu schaffen, koste es, was es wolle. KISS hatten große Visionen, und sie hatten den Schwung und den Ehrgeiz, diese Träume wahr werden zu lassen. Ihre Mission war simpel: Sie wollten die Welt erobern. Aber der Weg an die Spitze war ein steiniger. Sie wurden von Kritikern verrissen und galten bald als Staatsfeind Nummer eins für eine ganze Armee besorgter Eltern. Doch allen Widrigkeiten und Schikanen zum Trotz vollbrachten vier gewöhnliche Musiker das Unmögliche und wurden international bekannte Rockstars. Lange bevor KISS den Status von Megastars erreichten, die mehrere Abende hintereinander den New Yorker Madison Square Garden füllten und vor brechend vollen Stadien in Australien und Brasilien auftraten, brachte die Band in ihren Gründungstagen – in denen sie in Absteigen wie dem Coventry in Queens, dem Daisy in Amityville auf Long Island sowie dem Hotel Diplomat in New York City spielte – die Saat aus, die sie, als sie schließlich aufging, zu einer der populärsten und am längsten bestehenden Rock-’n’-Roll-Gruppen machen sollte.

Denkt einmal darüber nach. Die Chancen, ein großer Rockstar zu werden, stehen eine Million zu eins. Für eine Band, deren Mitglieder sich schminken und in die unglaublichsten Kostüme hüllen, sodass sie wie intergalaktische Aliens mit Gitarren aussehen, stehen die Chancen noch denkbar schlechter, und das lässt den sensationellen Aufstieg von KISS im Jahr 1975 erst recht wie ein Wunder erscheinen.

Die KISS-Saga ist alles andere als eine klassische Blitzerfolgsstory. Ihre Geschichte handelt von Kampf, Zähigkeit und Willenskraft, von Widerstandsfähigkeit, unerbittlicher Arbeitsmoral und von dem unbedingten Ehrgeiz, Ziele in die Tat umzusetzen. Ihr Erfolg ist eine nachhaltige Verkörperung des Amerikanischen Traums. In Rekordzeit schafften KISS das Unglaubliche. Obwohl sie von Kritikern als Eintagsfliege verunglimpft und von vielen als ein Witz angesehen wurden, machte die Band unermüdlich weiter, unbeirrbar in dem Glauben, dass der Status kolossaler Rockstars nur auf sie wartete. In weniger als drei kurzen Jahren ließen sie Auftritte vor weniger als zehn zahlenden Zuschauern in dubiosen Clubs in Queens weit hinter sich und spielten in ausverkauften Stadien überall in Amerika. Ihr viertes Album, KISS Alive!, welches das Versprechen, das sie mit ihren ersten drei Studioplatten gegeben hatten, halten sollte, verkaufte sich über vier Millionen Mal. Die phänomenale Single-Auskoppelung, eine Live-Version von „Rock and Roll All Nite“, wurde ein Smash-Hit und markierte einen bedeutenden Meilenstein in ihrer Karriere. Tag für Tag wuchs das Fußvolk des KISS-Heeres, und die Band zementierte ihren hart verdienten Ruf als eine der am härtesten schuftenden und erfolgreichsten Gruppen des Genres.

Um einen Einblick in die künstlerische Welt eines Musikers zu erhalten, müssen wir seine Ursprünge, seinen Werdegang und sein Umfeld unter die Lupe nehmen – denken wir etwa an den kometenhaften Aufstieg des ehemaligen Fernfahrers aus Memphis namens Elvis Presley oder an die prägenden Jahre der Beatles in Hamburg, wo sie ihr Repertoire verfeinerten und erweiterten.

Genauso verhält es sich mit KISS. Ihre Geschichte erzählt von vier Einzelpersonen, die beinahe nichts gemeinsam hatten und feurigen Hardrock mit stylisher Pose vermengten, wofür sie als unerhört, lächerlich und albern gebrandmarkt wurden. Doch trotz ihrer Fehler und Entgleisungen, trotz ihrer verpassten Möglichkeiten und Fehltritte erklommen sie schließlich den Olymp als weltweite Superstars.

Wir haben mit der Band gesprochen, ihrem Manager Bill Aucoin, ihren Produzenten, Tontechnikern, der Road-Crew, Clubbesitzern, Bands, mit denen sie tourten, Konzertveranstaltern, Booking-Agents, Kostüm- und Bühnendesignern, PR-Leuten, Fotografen, Art-Designern, Musikautoren und Vertretern von Plattenfirmen, Radiostationen, Management, Marketing und Plattenhandel, die die Band auf ihrem kometenhaften Aufstieg begleiteten. Dies ist ihre bemerkenswerte Geschichte.

Als die Siebzigerjahre begannen, lösten sich die Beatles auf. Der Nachhall des albtraumhaften Altamont Music Festivals, bei dem dreihunderttausend Fans Zeugen wurden, wie der Konzertbesucher Meredith Hunter von durchgeknallten Hell’s Angels während des Auftritts der Rolling Stones erstochen wurde, markierte gleichzeitig den Zapfenstreich für die Ära von „Love and Peace“ und den Anfang eines härteren, kompromissloseren Jahrzehnts. Richard Nixon zog ins Weiße Haus ein. Die Frauenbewegung schwappte durchs Land mit Gloria Steinem an vorderster Front. Die Sitcom All in the Family – eine bissige TV-Serie, die gesellschaftliche Sitten, verkörpert durch den ebenso großmäuligen wie bigotten Patriarchen Archie Bunker, aufs Korn nahm – war der Quotenrenner schlechthin.

Die Musik hatte eine lange Entwicklung durchgemacht seit der unschuldigen Pop-Überschwänglichkeit der Beatles, dem Protest-Folk eines Bob Dylan und den LSD-schwangeren Acid-Rock-Eskapaden von Jefferson Airplane, Quicksilver Messenger Service, Moby Grape und Grateful Dead. Angeführt von englischen Bands wie Yes, Genesis, King Crimson und Emerson, Lake & Palmer war Progressive Rock der letzte Schrei und stand für virtuose Instrumentierung und vertrackt strukturierte Songs. Die sonnigen Gefilde Südkaliforniens waren das Epizentrum für die Bewegung der Singer/Songwriter. Der bahnbrechende Multiplatin-Erfolg von Carole Kings Album Tapestry öffnete sanften Troubadouren mit akustischen Gitarren wie etwa James Taylor, Cat Stevens, Joni Mitchell, Jackson Brown, Jim Croce und Harry Chapin die Türen.

In England nahm eine musikalische Revolution langsam Form an. Angeführt von David Bowie, Slade, T. Rex sowie Mott the Hoople explodierte ein neues Genre namens Glam Rock, ein wahres Pulverfass von unverblümter Symbolik, androgyner Sexualität und futuristischem Songwriting. In den Staaten hingegen war eine rotzige Proto-Punk-Bewegung in vollem Schwange. Bands wie die New York Dolls, MC5 und Iggy & the Stooges führten diese Angriffswelle an, warfen musikalische Granaten und nahmen ihre Hörerschaft mit einem Arsenal an rüpelhafter...