Am Stillen Ozean - Karl May´s Gesammelte Werke Band 11

von: Karl May

Karl-May-Verlag, 1955

ISBN: 9783780217110 , 520 Seiten

Format: PDF, ePUB, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 6,99 EUR

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Am Stillen Ozean - Karl May´s Gesammelte Werke Band 11


 

2. Eine Elefantenjagd (S. 361-362)

Ceylon, was die Engländer Silon aussprechen, hieß bei den alten Indern Silandiv, bei den Griechen Taprobane. Die Eingeborenen nennen die Insel Singhala. Sie ist von dem hindustanischen Festland durch einen sechzig engli- sche Meilen breiten Kanal getrennt und steigt von der Küste bis zum Pedrotalagalla 2.500 Meter empor. Dass man Ceylon das Malta des Indischen Ozeans genannt hat, geschah wohl seiner für das Kriegswesen bedeutenden Lage wegen.

Die Insel ist bekanntlich britisches Kronland und steht unter einem eigenen Statthalter. Alle höheren Ämter wer- den von Engländern bekleidet, doch beträgt die Zahl der Weißen kaum siebentausend. Die Eingeborenen, Singha- lesen, bekennen sich zur buddhistischen Religion. Sie sind zum Teil mit später zugewanderten Hindus, Malaien, Ja- vanern, mit maurischen und portugiesischen Volksteilen und mit Mosambique- und Madagaskar-Negern vermischt. Auch ein chinesisches Gesicht findet man hier oder da, doch verschwindet es schnell wieder, nachdem sein Besit- zer die nicht lobenswerte Absicht erreicht hat, die ihn zu den ,Leuten mit geraden Nasen‘ herüberführte.

Der Chinese ist nämlich in jenen Strichen nicht sehr beliebt. Den kleinsten Gewinn nicht verschmähend, op- fert er einem größeren Vorteil alles, was er zu opfern hat, findet sich zu Land leicht in jede Lage und scheut auch die Wogen der See nicht, wenn es gilt, einen verhältnis- mäßigen Nutzen zu ziehen. Dann ist er ebenso schlau wie kühn, ebenso tatkräftig wie gewissenlos, und es ge- hört ein tüchtiger Gegner dazu, ihm durch List oder Ge- walt den Weg zu verlegen. Schon länger hatte eine Verbindung von malaiischen Seeräubern von sich reden gemacht, die auf ihren schnell- segelnden, schlank gebauten Prauen sogar bis herüber zu den Andamanen- und Nikobareninseln gekommen waren und selbst gut bemannten europäischen Schiffen Trotz geboten hatten.

Ihr Anführer sollte ein chinesischer See- kapitän sein, der, von seiner Regierung verfolgt, landes- flüchtig geworden war und, wie man erzählte, auf einer einsamen Insel des Indischen Meeres eine Freibeuterbande um sich gesammelt hatte, mit der er besonders kleinen Fahrzeugen gefährlich wurde. ,Yang-dzeu‘, d. i. Meerteufel, wurden diese Seeräuber von den Anwohnern der Chinesi- schen See genannt, und allen Gerüchten nach war dieser Name auch vollständig gerechtfertigt, da sie sich auch ih- ren Gefangenen gegenüber vollständig als Teufel betrugen.

Das alles ging mir durch den Kopf, als ich am anderen Morgen erwachte und unwillkürlich an den Chinesen dachte, der unter so seltsamen Umständen den Hafen verlassen hatte. Ein Mann der Dschunke hatte sich an der Verlobten Kaladis vergriffen – das Fahrzeug musste gewalttätige Leute an Bord haben. Wir standen in der Zeit des nun sechs Monate lang unaufhörlich wehenden Nordost-Monsuns, eine Zeit, in der es einem Segelschiff schwer und bei gewisser Bauart und Takelung sogar unmöglich ist, auf Nordost zuzuhalten. Konnte die Dschun- ke bei ihrer eigentümlichen Masten- und Segelstellung diesen Kurs einhalten? Es schien mir sehr wahrscheinlich, dass sie die Absicht hatte, den Westen der Insel zwi- schen sich und den Monsun zu nehmen. Aber was konn- te sie dort wollen, in einer Gegend, wohin sicher noch niemals ein chinesisches Schiff gekommen war?