Winnetou I - Karl May´s Gesammelte Werke Band 7

von: Karl May

Karl-May-Verlag, 1992

ISBN: 9783780217073 , 544 Seiten

Format: PDF, ePUB, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 6,99 EUR

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Winnetou I - Karl May´s Gesammelte Werke Band 7


 

20. Eine Fährte weist den Weg (S. 450-451)

Kurze Zeit später brachen meine zehn Apatschen auf, um die Berge links, also in einem nach Westen gekrümm- ten Bogen, zu umreiten, während unser Weg ostwärts um die Höhen führte. Als wir vier dann auch aufsaßen, ritt ich zunächst zu Santers Nachtlager und suchte mir eine Stelle, wo der Huf des Pferdes, das ich geritten hatte, tief in den Boden gedrungen war. Von diesem Eindruck nahm ich mir ein ganz genaues Maß auf Papier. Sam Hawkens schüttelte den Kopf dazu und lächelte. „Gehört das auch zur Kunst eines Surveyors, Pferdefüße abzumalen?“ „Nein, aber ein Westmann sollte es können.“ „Der? Warum?“

„Weil es ihm unter Umständen von großem Nutzen sein kann.“ „Inwiefern?“ „Werdet es wohl nachher sehen. Wenn ich eine Pferde- spur finde, vergleiche ich die Stapfen mit dieser Zeich- nung.“ „Ah! Hm! Richtig! Ist gar nicht so übel! Habt Ihr das auch aus Euren Büchern?“ „Nein.“ „Woher denn?“ „Der Gedanke ist mir selber gekommen.“ „Also gibt es wirklich Gedanken, die sich das Vergnü- gen machen, zu Euch zu kommen? Hätte das nicht ge- dacht – hihihihi.“ „Pshaw! Bei mir befinden sie sich jedenfalls wohler als unter Eurer Perücke, Sam!“ „Recht so, recht so!“, rief Will Parker. „Lasst Euch nur nichts mehr von ihm gefallen! Man sieht ja stündlich, dass Ihr ihn überflügelt habt, Sir.“ ,,Schweig!“ herrschte ihn Sam in gemachtem Zorn an.

„Was willst du vom Fliegen verstehen und gar vom Überfliegen! Es ist eine Beleidigung, mich immer bei der Pe- rücke zu nehmen. Ich kann das nicht dulden.“ „Was willst du dagegen machen?“ „Ich schenke sie dir, dann bin ich sie los und du erfährst, was für Gedanken darunter wohnen. Übrigens habe ich ja zugegeben, dass die Ansicht unseres Greenhorns gar nicht so übel ist. Nur hätte er den zehn Apatschen, die die Ber- ge auf der anderen Seite umreiten, auch ein solch schönes Pferdefußbild malen sollen.“ „Ich habe es nicht getan, weil ich es für unnötig hielt“, erklärte ich. „Unnötig? Weshalb?“ „Weil es ihnen nicht zuzutrauen ist, eine Hufspur mit dieser Zeichnung zu vergleichen.

Sie sind in dieser Hin- sicht unbewandert, sodass man ihnen eine Zeichnung wohl vergeblich in die Hände geben würde. Und überdies bin ich überzeugt, dass sie nicht auf Santers Fährte treffen werden.“ „Und ich behaupte das Gegenteil. Nicht wir, sondern sie werden sie finden, denn Santer wird sicher westwärts reiten.“ „Das halte ich nicht für so sicher.“ „Nicht? Als wir ihn trafen, ging sein Weg auch nach Westen. Das ist jetzt wieder so.“ „Schwerlich. Er ist ein durchtriebener Kerl, wie ich aus seinem spurlosen Verschwinden ersehe. Also wird er sich sagen, dass wir den Gedanken haben werden, den Ihr jetzt ausgesprochen habt. Aus diesem Grund wird er in einer anderen Richtung, wahrscheinlich ostwärts, flüchten. Das ist doch nicht schwer zu begreifen.“