Der Fluch der Maorifrau - Roman

von: Laura Walden

Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2010

ISBN: 9783838707068 , 560 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 7,99 EUR

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Der Fluch der Maorifrau - Roman


 

"Dunedin, im April 1962 (S. 405-406)

Es war reiner Zufall, dass Emma das Dokument fand. Sie hatte in Kates Schreibtisch nach einer Briefmarke gesucht und dabei eine Urkunde gefunden. Ihre Mutter Christine war gar nicht im Jahr nach ihrer Geburt gestorben, sondern erst fünf Jahre später. Sie zögerte nicht eine Sekunde, sondern betrat mit der Sterbeurkunde in der Hand den Salon und reichte sie Kate wortlos. Emmas Großmutter wurde aschfahl. »Ich wollte dich schützen«, sagte sie tonlos.

»Wovor? Was gibt es für einen Grund, mir zu verschweigen, dass meine Mutter noch gelebt hat, als ich ein Kleinkind war?« Kate seufzte tief. »Deine Mutter ist nicht hier im Haus gestorben ...« »Wo denn?«, unterbrach Emma sie zornig. »In einer Nervenheilanstalt«, presste Kate hervor. »Ach, dann war es also gar nicht die Tuberkulose?«, fragte Emma spitz. »Doch, schon, daran ist sie gestorben, doch sie litt auch unter Schwermut. Heute nennt man das wohl Geburtsdepression.

Sie hat dich gar nicht beachtet und konnte nicht für dich sorgen. Nach dem Tod deines Vaters redete sie nicht mehr, sondern lag nur noch apathisch im Bett. Sie wollte nicht sprechen, nicht essen, nicht trinken. Sie wäre verhungert, wenn ich meine Einwilligung verweigert hätte, sie in eine Heilanstalt einzuweisen. Der Arzt hielt das für unumgänglich. Ich hatte auch nicht mehr die Kraft, dich und sie zu versorgen. Heute würde man sie bestimmt heilen können, aber damals? Ich habe sie jede Woche besucht, aber sie hat mich nicht ein einziges Mal angesehen, sondern nur gegen die Wand gestarrt!«

»Und warum hast du mich nicht mitgenommen?« »Ach, Kleines, ich wollte dir das ersparen. Du warst so ein fröhliches Kind, und der Gang in dieses Irrenhaus kostete mich jedes Mal ungeheure Überwindung.« Emma war hin und her gerissen. Einerseits war sie überzeugt davon, dass Kate immer nur das Beste für sie gewollt hatte, andererseits fühlte sie sich betrogen. »Ich kann dich ja verstehen, doch du musst mir versprechen, dass du mir nie wieder etwas verheimlichst! Bitte!"