Star Trek - Vanguard 9: Spuren des Sturms

von: Dayton Ward

Cross Cult, 2014

ISBN: 9783864253416 , 90 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 2,49 EUR

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Star Trek - Vanguard 9: Spuren des Sturms


 

Kapitel 1


Sternzeit 5829,6

Sternenbasis 12

James Kirk liebte den Anblick seines Schiffs.

Es so zu sehen war ein seltener Luxus. Wann immer die Umstände es erlaubten, genoss Kirk die Gelegenheit, die Enterprise von außen zu betrachten, jede Linie und jede Kurve des Schiffs, jede einzelne Platte der Hülle und jede Schweißnaht. Die unregelmäßigen Flüge mit dem Shuttle von oder zum Schiff boten solche Gelegenheiten, aber selbst dann hielten ihn Pflichten und enge Zeitpläne davon ab, sich derartigen Freuden zu widmen. Ein computergeneriertes Bild oder ein technischer Bauplan, selbst die Korridore und die Innenräume des Schiffs zu durchwandern hielt keinem Vergleich damit stand, die Enterprise so zu sehen, wie es vorgesehen war – den Schiffskörper direkt vor den Sternen.

Da übertreibst du es wohl ein bisschen, oder?

Kirk lächelte angesichts dieses milden Rüffels, den er sich selbst erteilte. Er lehnte an einem Geländer, das ihn von den großen, gewölbten Fenstern aus transparentem Aluminium trennte, die einen Blick in die innere Andockhalle von Sternenbasis 12 erlaubten. Von hier aus konnte er die Enterprise vollständig vor sich sehen. Doch der Anblick war nicht makellos. Das Raumschiff wurde sorgfältig vor dem offenen Weltraum abgeschirmt und in seiner Anlegeposition von unsichtbaren Andockstrahlen festgehalten. Versorgungs- und Wartungspersonal in Raumanzügen und Arbeitsbienenen der Sternenflotte wuselten um es herum. Der Warp-Antrieb des Schiffs und die Hauptenergieversorgung waren abgeschaltet. Die benötigte Energie wurde durch massive Kabel herangeführt, die das Schiff mit dem operativen Zentrum für Liegeplatzkontrolle verbanden. Die Schiffshülle war beschädigt, unzählige Brandflecken und eingedellte Hüllenplatten verunzierten sie, Hinweis auf die letzte Konfrontation, unter der sie gelitten hatte. Die Mängel würden bald verschwunden sein, zusammen mit den anderen Schäden, die das Schiff in der letzten harten und verlustreichen Schlacht hatte einstecken müssen.

„Captain.“

Als Kirk sich beim Klang dieses Wortes umdrehte, sah er Commander Spock neben sich stehen. War die Szene dort draußen so fesselnd gewesen, dass Kirk nicht bemerkt hatte, wie sein Erster Offizier herangekommen war? Wie lange stand Spock überhaupt schon da? Hatte er schon mehr als nur einmal versucht, die Aufmerksamkeit seines Captains auf sich zu ziehen?

„Tut mir leid, Mister Spock.“ Kirk räusperte sich. „Sie stehen noch nicht lange hier, oder?“

Spock hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und betrachtete den Captain wie üblich mit einem neutralen Gesichtsausdruck. „Drei Komma acht Sekunden seit meiner Ankunft, Sir.“

Kirk lachte leise. „Ich werde versuchen, mich zu bessern.“ Er wies über seine Schulter hinweg aus dem Fenster und zur Enterprise dahinter. „Irgendwelche Neuigkeiten zum Fortschritt der Reparaturen?“

„Die Reparaturen der Angriffsschäden und die anderen Wartungen verlaufen planmäßig“, erwiderte der Vulkanier und trat neben Kirk an das Geländer. „Sowohl die Enterprise als auch die Endeavour und die Sagittarius benötigen Reparaturen, daher sind die Wartungs- und Versorgungsmannschaften der Station stark in Anspruch genommen. Wie auch immer, Mister Scott unterstützt ihre Bemühungen mit unserem eigenen Personal. Ich schätze, dass die ausstehenden Reparaturen in achtundfünfzig Komma sieben Stunden beendet sein werden.“

Kirk runzelte die Stirn. „Warum dauert das so lange? Ich hätte nicht gedacht, dass wir so viel eingesteckt haben.“ Er konnte sich an keinen Bericht seines Chefingenieurs erinnern, der die Notwendigkeit solch ausführlicher Reparaturen erwähnt hatte.

„Mister Scott will die Möglichkeiten ausnutzen, die die Station ihm bietet, um einige wichtige Komponenten des Warpantriebs und der Schildgeneratoren auszutauschen. Sie haben keine ernsthaften Schäden erlitten, aber sowohl Antrieb als auch die Verteidigungssysteme sind während der Auseinandersetzungen stark in Mitleidenschaft gezogen worden.“

„Na ja, das ist eine Art, das auszudrücken“, überlegte Kirk und rief sich die wilde Schlacht ins Gedächtnis, in der sich die Enterprise erst kürzlich wiedergefunden hatte. „Ist das wirklich erst fünf Tage her? Was habe ich eigentlich die ganze Zeit über getan?“

Spock, der immer darauf vorbereitet war, Kirk eine Antwort zu geben, selbst wenn dieser gar keine brauchte, erwiderte: „Sie haben die meiste Zeit zurückgezogen in Ihrem Quartier verbracht und die Wünsche des Sternenflottenkommandos bezüglich Berichten und Vermerken zur Rolle der Enterprise in der vergangenen Schlacht zu erfüllen versucht.“

„Richtig.“ Kirk lächelte wissend. „Wie konnte ich das nur vergessen?“

Spock hatte es höflich ausgedrückt. In Wahrheit hatte Kirk sich in seinem Quartier gefangen gefühlt, während er sich bemüht hatte, vollständig dem Herr zu werden, was ein gefühlt endloser Strom von administrativer Artillerie war, den Heerscharen von Flaggoffizieren, die auf der Erde im Sternenflottenhauptquartier durch die Gänge schlichen, auf ihn abfeuerten. Das Einzige, was er als noch chaotischer empfand als die letzte Schlacht der Enterprise war die schiere Menge an Dingen, die von einer entnervten Sternenflotte in die Wege geleitet worden war, um die zahlreichen potenziellen Folgen dieses Zwischenfalls zu minimieren. Trotz Kirks Einmischung und der seines Schiffs und seiner Besatzung – ein im Vergleich eher kleiner Einsatz – arbeiteten die höchsten Sternenflottenränge rund um die Uhr, damit die nach wie vor brisante Situation nicht weiter eskalierte. Soweit Kirk das beurteilen konnte, war er selbst nur ein kleines Rädchen im Getriebe.

Ich Glückspilz.

Es dauerte einen Augenblick, bis er begriff, dass sein Erster Offizier schweigend neben ihm stand, als warte er auf eine Antwort. „War noch etwas, Spock?“

„Ich habe Anfragen der verschiedenen Abteilungsleiter erhalten“, erwiderte der Vulkanier. „Sie möchten wissen, wann man ihnen vollen Landurlaub auf der Station gestattet.“

Kirk seufzte. Das war eine Frage, die er sich selbst schon gestellt und mehrfach an den Kommandanten der Raumstation weitergeleitet hatte. Die Antwort war immer dieselbe gewesen: „Bis wir etwas anderes erfahren, wird für keine Abteilung Landurlaub genehmigt. Nur die, die besondere Aufgaben auf der Station wahrnehmen müssen, dürfen das Schiff verlassen.“

Kirk war an Bord der Station, weil der Kommandostab der Station einen Bericht gefordert hatte. Spock war in das Computerzentrum der Station gebeten worden, wahrscheinlich um bei einer Bearbeitung des Enterprise-Archivsystems zu assistieren, die vom Sternenflottenkommando angeordnet worden war. Doch als Kirk auf die Station gekommen war, hatte man ihm nur gesagt, er solle warten, bis er weitere Instruktionen bekäme. Im Augenblick hatte er keine Ahnung, mit wem er sprechen würde. Oder wann und wo das sein würde.

Beeilen Sie sich und warten Sie, nahm er an. Das inoffizielle Motto der Sternenflotte.

Als habe er diese unangemessenen Gedanken gespürt, meldete sich Kirks Kommunikator mit einem scharfen Piepen. Er griff in die Gesäßtasche seiner Hose, zog das Gerät hervor und klappte es auf.

„Kirk hier.“

Anstelle seines Chefingenieurs Montgomery Scott oder wenigstens des Offiziers, der im Augenblick das Kommando auf der Brücke der Enterprise hatte, erklang eine unbekannte weibliche Stimme.

Captain Kirk, hier spricht Lieutenant Commander Haystead vom Kommandostab der Sternenbasis. Es tut mir leid, dass man Sie hat warten lassen, Sir, aber ich wurde informiert, dass Sie nun hier in der Ops auf der Kommandoebene der Station empfangen werden.“

Kirk wusste, dass die Verzögerung nicht Haysteads Fehler gewesen war. „Danke, Commander. Bitte sagen Sie Commodore DeRoché, dass ich auf dem Weg bin.“

In Wahrheit hatte er schon seit dem Moment, in dem die Enterprise angedockt hatte, darauf gewartet, zum Kommandanten der Sternenbasis 12, Commodore Kwame DeRoché, zitiert zu werden. Doch erhalten hatte er den Befehl erst vor einer Stunde.

Nach einer kurzen Pause sagte Haystead: „Äh … nein, Sir. Tut mir leid. Der Commodore hat den Befehl nicht erteilt, auch wenn er ihn an mich hat weitergeben lassen. Leider weiß ich nicht, wen Sie treffen werden, nur dass Sie bitte hier heraufkommen sollen und das am besten ‚gestern‘. Wenigstens sind das die Worte des Commodores, Sir.“

Kirk schnitt Spock eine Grimasse. Dieser schwieg. Kirk räusperte sich. „Ich verstehe....