Fuck your Friends - Roman

von: Sophie Andresky

Heyne, 2010

ISBN: 9783641048464 , 256 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 8,99 EUR

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Fuck your Friends - Roman


 

"KAPITEL SIEBEN (S. 103-104)

In your head, in your head they are fighting
THE CRANBERRIES  


Glücklicherweise hatte die Crêperie schon geöffnet. Ellen bestellte zwei große Milchkaffee und Crêpes zum Mitnehmen und stieg die Treppe zum Studio hinauf. Sie hatte sich aus der Wohnung geschlichen. Selbst aufs Duschen und Zähneputzen hatte sie verzichtet, um Hyper und Irina nicht zu wecken, und jetzt fühlte sie einen pelzigen Geschmack im Mund und kam sich schwitzig und ungepflegt vor. Beata saß schon telefonierend am PC, als Ellen eintrat und das Papptablett mit den Kaffeebechern hochhielt. Beata lief ihr entgegen, nahm ihr die dampfenden Becher ab und küsste sie auf die Wange. Mit Gesten deutete sie an, dass der Mensch am anderen Ende der Leitung redete wie ein Wasserfall, und Ellen hielt sich eine Hand über den Kopf und stellte pantomimisch eine Dusche dar. Beata nickte und winkte sie in Richtung des großen Saals.

Es musste bei einer Katzenwäsche bleiben, denn Ellen wollte keinesfalls noch hier sein, wenn Irina zu ihrem Kurs kommen würde. Beata erwartete sie mit einem großen Handtuch am Durchgang zur Garderobe und wickelte sie darin ein. »Schlimme Nacht gehabt?« Nach einem Blick in den Spiegel wusste Ellen, wieso Beata das dachte, und nahm dankbar das Täschchen mit dem Make-up und die eingeschweißte Zahnbürste, die Beata ihr gab. Sie richtete sich in aller Eile her, fasste die nassen Haare mit einer Spange zusammen und ging zurück zur Rezeption, wo Beata die Crêpes ausgepackt hatte.

Marmelade lief ihr übers Kinn, als sie Ellen freundlich ansah und sagte: »Das ist doch nicht alles so easy mit den zwei toleranten Paaren und ihren Spielen, oder?« Sie wischte sich die Marmelade vom Kinn, reichte Ellen einen Becher und schob ihr den zweiten Bürostuhl hin. Der Kaffeeduft mischte sich mit dem typischen Geruch nach Talkumpuder und Turnhalle. »Ich muss es gar nicht genauer wissen, aber ich mag dich. Und wenn ich dir irgendwie helfen kann, dann tue ich das gern.« Ellen strich ihr dankbar über die Hand. »Ich mag dich auch. Und wenn es nach mir geht, und möglicherweise habe ich hier demnächst auch etwas mitzureden - du weißt, dass wir finanziell in den Ausbauplänen mit drinhängen? Also wenn ich was zu sagen habe, geht das klar mit deinen Kursen. Ich tue dir sicher gern jeden Gefallen.« Beata lächelte. »Verstehe. Und kann ich dir denn auch einen Gefallen tun?«

Das Telefon klingelte, aber Beata hatte das Headset in den Nacken geschoben und beachtete es nicht. Ellen druckste herum. »Zwischen Irina und meinem Mann … es ist anders, als ich gedacht hatte.« Sie brach ab und zuckte hilflos mit den Schultern. Beata wickelte einen weiteren Crêpe aus und schob ihn auf einem Stück Silberfolie zu Ellen. Die zerpflückte ihn mit spitzen Fingern. »Ich versuche rauszukriegen, ob die beiden heimlich zusammen verreist sind, als ich mal nicht konnte."