Die drei !!!, 18, VIP-Alarm (drei Ausrufezeichen)

von: Maja von Vogel

Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, 2012

ISBN: 9783440133637 , 128 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 5,99 EUR

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Die drei !!!, 18, VIP-Alarm (drei Ausrufezeichen)


 

Jubel im Hauptquartier

 

 

Es regnete, als Kim in den Schotterweg einbog, der zum Haus von Franzis Eltern führte. Rechts und links standen hohe Bäume, von denen das Wasser tropfte. Kim zog sich ihre Kapuze tiefer in die Stirn, weshalb sie die riesige Pfütze vor sich auf dem Weg leider zu spät bemerkte. Sie konnte nicht mehr ausweichen und fuhr mitten hindurch. Das Wasser spritzte nach allen Seiten.

»So ein Mist!«, fluchte Kim. »Jetzt hab ich auch noch nasse Füße! Ich hätte den Bus nehmen sollen.«

Kims Jeans war bereits völlig durchnässt, und auch durch ihre Regenjacke, ein älteres, ziemlich abgetragenes Modell, drang allmählich die Feuchtigkeit. Leise vor sich hin schimpfend radelte sie das letzte Stück und atmete erleichtert auf, als das kleine, rote Backsteinhaus mit den dunkelblau gestrichenen Fensterläden vor ihr auftauchte, in dem ihre Freundin Franzi mit ihrer Familie wohnte. Kim fuhr auf den Hof und lehnte das Rad gegen die Hauswand. Statt an der Tür zu klingeln, ging sie einmal um das Gebäude herum und steuerte direkt auf den alten Pferdeschuppen zu, der hinter dem Haus lag. Von außen machte der Schuppen einen total unscheinbaren Eindruck. Niemand würde vermuten, dass sich im Inneren ein gemütlich eingerichteter Raum befand, der gleichzeitig das Hauptquartier des Detektivclubs Die drei !!! war. Kim, Franzi und ihre gemeinsame Freundin Marie, das dritte Mitglied des Detektivclubs, hatten den Pferdeschuppen in mühevoller Kleinarbeit entrümpelt, geputzt und für ihre Zwecke eingerichtet. Es gab einen Tisch mit drei Stühlen, an dem die drei !!! ihre Club-Treffen abhielten und über neue Fälle diskutierten, einen Bürocontainer mit einer abschließbaren Schublade für Wertgegenstände, der die gesamte Detektivausrüstung des Clubs enthielt, sowie eine alte Pferdekutsche mit Klapp-Verdeck. Hierhin zogen sich die drei !!! zurück, wenn sie etwas ausgesprochen Geheimes zu besprechen hatten.

Kim stieß die Schuppentür auf und floh erleichtert aus dem Regen ins warme und trockene Hauptquartier.

»Wie siehst du denn aus?« Franzi saß bereits am Tisch und blätterte in einer Pferdezeitschrift. Sie liebte Pferde über alles – besonders ihr eigenes Pony Tinka. »Du bist ja klitschnass!«

»Es regnet draußen, falls du es noch nicht bemerkt haben solltest.« Kim schlüpfte aus ihrer tropfenden Jacke und hängte sie an einen Haken neben der Tür. Dann fuhr sie sich durch ihre kurzen, dunklen Haare, die trotz der Kapuze ziemlich nass geworden waren.

»Bist du etwa mit dem Fahrrad gekommen?«, fragte Franzi ungläubig. »Bei dem Wetter?«

Kim nickte und tat so, als wäre das völlig selbstverständlich. »Klar. Ein bisschen Bewegung hat schließlich noch niemandem geschadet.«

Franzi starrte Kim an. »Wer sind Sie? Und wo haben Sie meine Freundin Kim gelassen? Ich meine die Kim, die sich nur bewegt, wenn es unbedingt sein muss. Die Sport hasst wie die Pest und lieber Schokolade futtert anstatt Kalorien zu zählen. Möchtest du übrigens ein Stück?« Franzi schob Kim einen Teller mit Vollmilch-Nuss-Schokolade hin.

Kim ließ sich auf einen Stuhl fallen und grinste. »Gerne.« Sie nahm sich ein großes Stück Schokolade, schob es sich in den Mund und schloss genießerisch die Augen.

»Ein Glück!«, seufzte Franzi in gespielter Erleichterung. »Du bist nicht von Aliens entführt und gegen einen Klon ausgetauscht worden.«

»Keine Sorge, ich bin noch die Alte«, beruhigte Kim ihre Freundin. »Ich hab nur leider heute früh beim Anziehen festgestellt, dass mir die meisten Hosen aus meinem Kleiderschrank nicht mehr passen.« Kim seufzte. »Offenbar hab ich in letzter Zeit ein bisschen zu viele Süßigkeiten gefuttert.«

Kim liebte Süßes über alles. Schokolade, Kuchen und Gummibärchen konnte sie einfach nicht widerstehen. Vor allem, wenn sie Liebeskummer hatte oder ihre Kombinationsgabe als Kopf der drei !!! gefragt war, brauchte sie jede Menge Zucker als Energielieferant. Liebeskummer hatte sie in letzter Zeit zwar keinen gehabt – ihr Freund Michi war superlieb und hatte für (fast) alles Verständnis –, aber die kniffligen Fälle, mit denen die drei !!! in den vergangenen Monaten beschäftigt gewesen waren, hatten Kims ganze Kraft und Konzentration gefordert. Nachdem sie im Herbst das Geheimnis der alten Nebelmühle aufgeklärt hatten, war ihnen zuletzt eine skrupellose Tierschmugglerbande ins Netz gegangen. Kein Wunder, dass Kim jede Menge Nervennahrung gebraucht hatte. Aber die kleinen Pölsterchen, die sich auf ihren Hüften und an den Oberschenkeln gebildet hatten, gefielen ihr ganz und gar nicht.

Unzufrieden zupfte Kim an ihrer Jeans herum. »Das ist die einzige Hose, die noch nicht kneift. So geht es einfach nicht weiter! Darum werde ich mich ab sofort mehr bewegen.«

»Super!« Franzi schlug die Pferdezeitschrift zu. »Wir können ja mal wieder zusammen joggen gehen. Oder skaten. Ich könnte dir meine alten Skates leihen, die passen dir bestimmt.«

Kim verzog das Gesicht. »Lieber nicht. Bei meinem Gleichgewichtssinn lande ich sofort auf dem Hintern. Und Joggen ist mir irgendwie zu stressig. Ich versuche lieber, meine täglichen Bewegungseinheiten in den Alltag einzubauen. Fahrrad fahren statt Bus, Treppen steigen statt Fahrstuhl und so weiter.«

»Aha.« Franzi machte ein skeptisches Gesicht. »Und du meinst, das bringt was?«

Kim nickte überzeugt. »Na klar! In der letzten Sweet stand, dass man beim Treppensteigen innerhalb von fünfzehn Minuten hundert Kalorien verbraucht.«

Franzi schnaubte verächtlich. »Kein normaler Mensch steigt eine Viertelstunde lang Treppen. Es sei denn, du wohnst ganz oben in einem Hochhaus.«

Kim fuhr unbeirrt fort. »Eine halbe Stunde Putzen verbrennt 114 Kalorien – und jetzt halt dich fest: Man verbraucht sogar beim Fernsehen Kalorien! In einer Stunde 68 Stück. In zehn Stunden sind das 680 Kalorien! Ist das nicht irre?«

»Die neue Fernseh-Diät!« Franzi grinste. »Heißt das, du willst in Zukunft zehn Stunden täglich vor dem Fernseher verbringen?«

Kim schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht. Aber vielleicht sollte ich mal wieder eine Putzaktion in meinem Zimmer starten …«

Franzi warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Verbraucht man beim Warten eigentlich auch Kalorien? Dann müssten wir inzwischen echte Model-Figuren haben. Marie kommt mal wieder zu spät – wie immer.«

»Reg dich nicht auf.« Kim nahm sich noch ein Stück Schokolade. Da sie gerade beim Radfahren mindestens hundert Kalorien verbrannt hatte, konnte sie sich jetzt eine klitzekleine Sünde leisten. »Marie ist bestimmt gleich da. Du kennst sie doch.«

»Eben!« Franzi trommelte ärgerlich mit den Fingern auf der Tischplatte herum. »Ständig lässt sie uns warten! Ich finde das echt unverschämt.«

»So schlimm ist es nun auch wieder nicht.« Kim kannte Franzis aufbrausende Art und versuchte, sie zu besänftigen, bevor sie sich total in ihre schlechte Laune hineinsteigerte. »Außerdem bist du auch nicht gerade die Pünktlichste. Wenn ich mich richtig erinnere, haben wir letzte Woche im Café Lomo über eine halbe Stunde auf dich gewartet.«

»Ja, stimmt«, gab Franzi zu. Sie war zwar ziemlich temperamentvoll, konnte aber ohne Probleme einen Fehler zugeben. Seufzend stützte sie den Kopf in die Hände. »Wahrscheinlich bin ich nur so genervt, weil wir noch keinen neuen Fall haben. Es ist echt langweilig, immer nur hier oder im Café Lomo abzuhängen. Ich will endlich mal wieder etwas tun! Bei dem Mistwetter kann man ja nicht mal ausreiten. Wenn ich daran denke, dass nächste Woche die Osterferien anfangen, wird mir ganz schlecht. Wahrscheinlich sterbe ich vor Langeweile.«

»Ich weiß genau, was du meinst.« Kim nickte. »Ferien ohne einen neuen Fall sind echt öde. Aber nur weil wir gerade nicht mit Ermittlungen beschäftigt sind, heißt das noch lange nicht, dass wir untätig herumsitzen müssen. Wir könnten zum Beispiel mal wieder das Hauptquartier putzen. Oder die Zeitungsartikel über unseren Detektivclub sortieren. Inzwischen haben wir schon so viele gesammelt, dass wir eine richtige Pressemappe anlegen können. Was hältst du davon?« Kims Augen leuchteten. Sie war sehr ordentlich und liebte es, Unterlagen zu ordnen und zu archivieren. Darum war sie auch für das Detektiv-Tagebuch der drei !!! zuständig, in dem sie jeden Fall sorgfältig dokumentierte.

»Muss das sein?« Franzi verzog das Gesicht. »Ehe ich putze oder in alten Zeitungsartikeln wühle, sterbe ich lieber vor Langeweile.«

Bevor Kim etwas erwidern konnte, flog die Tür auf, und Marie betrat das Hauptquartier. Sofort erfüllte ein leichter Maiglöckchenduft den Raum. Maries Lieblingsparfum duftete wie eine Frühlingswiese.

»Hallo, Leute!« Marie lächelte ihren Freundinnen zu und schloss den pinkfarbenen Schirm, der perfekt zu ihrem ebenfalls pinkfarbenen Regenmantel passte.

»Schön, dass du auch noch kommst«, sagte Franzi etwas säuerlich. »Wir waren um drei verabredet, nicht um halb vier.«

»Sorry, ich hab’s nicht eher geschafft.« Marie zog ihren Regenmantel aus. Darunter kam ein hellgrünes Minikleid zum Vorschein, zu dem sie farblich passende Ballerinas trug. »Aber dafür hab ich auch absolut spitzenmäßige Neuigkeiten.« Sie machte ein geheimnisvolles Gesicht.

»Bist du mit dem Bus gekommen?« Kim warf einen neidischen Blick auf Maries Schuhe, an denen kein einziger Schlammspritzer...