Star Wars? - Episode V - Das Imperium schlägt zurück - Roman nach dem Drehbuch von Leigh Brackett und Lawrence Kasdan und der Geschichte von George Lucas

von: Donald F. Glut

Blanvalet, 2012

ISBN: 9783641077587 , 208 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 7,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Star Wars? - Episode V - Das Imperium schlägt zurück - Roman nach dem Drehbuch von Leigh Brackett und Lawrence Kasdan und der Geschichte von George Lucas


 

1


»Also, das nenn’ ich kalt!« Luke Skywalkers Stimme brach das Schweigen, das er sich auferlegt hatte, seitdem er vor Stunden von dem neu eingerichteten Rebellen-Stützpunkt aufgebrochen war. Er ritt auf einem Tauntaun, dem einzigen weiteren lebenden Wesen außer ihm, so weit das Auge reichte. Er fühlte sich müde und allein, und der Klang seiner Stimme erschreckte ihn geradezu.

Luke und die anderen Mitglieder der Rebellen-Allianz wechselten sich darin ab, die weiße Ödfläche von Hoth zu erkunden, um die nötigen Informationen über ihre neue Heimat zu sammeln. Stets kehrten sie mit den gleichen gemischten Gefühlen von Beruhigung und Verlassenheit zurück: Nichts stand im Widerspruch zu ihren zuerst gemachten Beobachtungen, daß nämlich auf diesem kalten Planeten keine Form von intelligentem Leben existierte. Alles, was Luke auf seinen einsamen Ausflügen gesehen hatte, waren sterile weiße Ebenen und blaugetönte Gebirgszüge, die sich im Dunst des fernen Horizonts aufzulösen schienen.

Luke lächelte hinter dem maskenartigen grauen Tuch, das ihn vor den eisigen Winden Hoths schützte. Er starrte durch die Schutzbrille auf die Eiswüste und zog sich die pelzgefütterte Mütze tiefer ins Gesicht.

Er lächelte ein wenig schief, als er sich die amtlichen Ermittler im Dienst des Imperiums vorstellte. Die Galaxis wimmelt von Niederlassungen irgendwelcher Kolonisatoren, denen weder die Angelegenheiten des Reiches noch dessen Widersacher, die Rebellen-Allianz, etwas bedeuteten. Aber ein Siedler müßte verrückt sein, seinen Grund und Boden auf Hoth zu suchen. Dieser Planet hat niemandem etwas zu bieten – außer den Rebellen.

Die Allianz der Rebellen hatte vor knapp einem Monat einen Vorposten auf dieser Eiswelt eingerichtet. Luke war im Stützpunkt wohlbekannt. Er wurde, obwohl kaum dreiundzwanzig Jahre alt, von anderen Rebellensoldaten Commander Skywalker genannt. Der Titel bereitete ihm ein wenig Unbehagen. Nichtsdestoweniger befehligte er eine Abteilung kampferfahrener Leute. So viel war in letzter Zeit mit Luke geschehen, er hatte sich sehr verändert. Er konnte selbst kaum glauben, daß er vor erst drei Jahren noch ein staunender Bauernjunge auf seiner Heimatwelt Tatooine gewesen war.

Der jugendliche Commander trieb sein Tauntaun an.

»Los, Mädel«, drängte er.

Der graue Leib der Schnee-Echse war durch einen dicken Pelz vor der Kälte geschützt. Das Tier galoppierte auf muskelstarken Hinterbeinen. Die dreizehigen Füße liefen in große, gebogene Krallen aus, die Schneewolken hochstäubten. Der lamaartige Kopf des Tauntaun war vorgeschoben, der geringelte Schwanz gestreckt, als das Wesen nun den Eishang hinaufstürmte. Der gehörnte Kopf des Tieres drehte sich im böigen Eiswind, der um seine zottige Schnauze schnob.

Luke wünschte sich das Ende seiner Mission herbei. Trotz der dickgepolsterten Kleidung aus den Lagern der Rebellen schien sein Körper fast erstarrt zu sein. Nun ja, er war aus freien Stücken hier. Er hatte sich freiwillig erboten, über die Eisfelder zu reiten und nach anderen Lebensformen Ausschau zu halten. Er fröstelte, als er auf die langen Schatten blickte, die er und das Tier warfen. Der Wind wird stärker, dachte er. Und wenn es Nacht wird, bringen die Eiswinde unerträglich niedrige Temperaturen mit sich. Er hatte gute Lust, vorzeitig zum Stützpunkt zurückzukehren, doch er wußte, wie wichtig es war, endgültige Gewißheit darüber zu erlangen, daß die Rebellen auf Hoth allein waren.

Das Tauntaun schlug einen Haken nach rechts und warf Luke dabei fast ab. Er mußte sich noch immer Mühe geben, sich an diese unberechenbaren Tiere zu gewöhnen.

»Nichts für ungut«, sagte er zu seinem Reittier, »aber im Cockpit meines alten, zuverlässigen Landgleiters wäre mir wesentlich wohler.«

Für die jetzt zu bewältigende Aufgabe war ein Tauntaun jedoch trotz vieler Nachteile das geeignetste und praktischste Transportmittel, das es auf Hoth gab.

Als das Tier den Kamm eines anderen Eishangs erreichte, brachte Luke es zum Stehen. Er nahm seine dunkle Schutzbrille ab und kniff sekundenlang die Augen zusammen, bis sie sich an das grelle Schneeglitzern gewöhnten.

Plötzlich wurde seine Aufmerksamkeit vom Auftauchen eines Objekts abgelenkt, das durch den Himmel huschte und eine sich rasch auflösende Rauchspur hinterließ, als es zum dunstigen Horizont hinabsank. Lukes behandschuhte Faust zuckte zu seinem Werkzeuggürtel und umfaßte den Elektro-Feldstecher. Seine Besorgnis trieb eine innere Kälte in ihm hoch, die sich mit Hoths Außentemperatur durchaus messen konnte. Was er gesehen hatte, konnte von Menschenhand geschaffen, vielleicht sogar vom Imperium ausgeschickt worden sein. Der junge Commander verfolgte den feurigen Weg des Objekts mit gespannter Aufmerksamkeit, bis dieses auf den weißen Boden prallte und sich im eigenen Explosionsblitz auflöste.

Beim Knall der Explosion schüttelte sich Lukes Tauntaun. Ein furchterregendes Knurren drang aus der stumpfen Schnauze. Nervös begann es im Schnee zu scharren. Luke tätschelte den Kopf des Tieres und versuchte es zu beruhigen. Er konnte seine eigene Stimme im Toben des Windes kaum hören, als er rief: »Nur ruhig, Mädel, das war wieder nur ein Meteorit!«

Das Tier beruhigte sich, und Luke hob den Kommunikator an den Mund.

»Echo Drei an Echo Sieben. Han, alter Freund, hörst du mich?«

Im Lautsprecher knackte es, dann übertönte eine vertraute Stimme die Störungen.

»Bist du das, Kleiner? Was gibt’s?«

Die Stimme klang ein wenig älter und schärfer als die von Luke. Für Augenblicke erinnerte Luke sich schmunzelnd der ersten Begegnung mit dem Weltraumschmuggler aus dem corellanischen Sektor in dem dunklen, von Fremdwesen überfüllten Gasthaus am Raumflughafen auf Tatooine.

»Ich bin mit meinem Rundritt fertig und habe keinerlei Lebenszeichen wahrnehmen können«, sagte Luke, den Mund dicht ans Sprechgerät gepreßt.

»Auf dieser Eiskugel gibt es nicht so viel Leben, um auch nur einen Raumkreuzer damit zu füllen«, erwiderte Han in dem Versuch, den gellenden Sturm zu übertönen. »Meine Merkzeichen sind gesetzt. Ich kehre zum Stützpunkt zurück.«

»Bis gleich«, sagte Luke. Sein Blick war immer noch auf die schwarze Rauchsäule gerichtet, die von einem dunklen Punkt in der Ferne aufstieg. »Ein Meteorit ist hier ganz in der Nähe abgestürzt, und ich möchte ihn mir ansehen. Es dauert nicht lange.«

Luke schaltete sein Funkgerät ab und richtete seine Aufmerksamkeit auf das Tauntaun. Das Reptil trabte hin und her und verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Es stieß ein kehliges Brüllen aus, das Furcht auszudrücken schien.

»Brrr, Mädel!« sagte Luke und tätschelte den Kopf des Tieres. »Was ist los... schnupperst du was? Da draußen ist nichts.« Aber auch er wurde unruhig, zum erstenmal, seit er sich von dem versteckten Rebellen-Stützpunkt aus auf den Weg gemacht hatte. Wenn er etwas über diese Schnee-Echsen wußte, so vor allem, daß sie über scharfe Sinne verfügten. Das Tier versuchte ohne Frage, Luke klarzumachen, daß in der Nähe etwas lauerte, eine Gefahr womöglich.

Luke verlor keine Zeit, zog einen kleinen Gegenstand aus dem Arbeitsgürtel und drehte an der Miniatursteuerung. Das Gerät war empfindlich genug, um selbst schwächste Lebenszeichen anzupeilen, indem es Körpertemperatur und Ausstrahlung innerer Organsysteme auffing. Doch als Luke jetzt die Messungen ablas, begriff er auch schon, daß es weder nötig noch zeitlich möglich war, dies noch fortzusetzen.

Ein Schatten huschte eineinhalb Meter über ihm hinweg. Luke fuhr herum, und plötzlich schien es, als wäre die Landschaft selbst lebendig geworden. Eine riesige, weißbepelzte Masse, perfekt getarnt vor den langgezogenen Schneehügeln, stürzte sich auf ihn.

»Du Mißgeburt von...«

Lukes Hand vermochte den Strahler nicht mehr herauszuziehen. Die gewaltige Klaue des Wampa-Eiswesens traf ihn hart im Gesicht und schleuderte ihn vom Tauntaun in den verharschten Schnee.

Luke verlor sofort das Bewußtsein, so daß er weder die kläglichen Schreie des Tauntauns noch die plötzliche Stille wahrnahm, die auf das Geräusch gebrochener Genickwirbel folgte. Er spürte auch nicht, wie sein Fuß von dem riesenhaften, behaarten Angreifer gepackt und sein Körper wie eine leblose Puppe über die schneebedeckte Ebene gezerrt wurde.

 

Schwarzer Rauch stieg noch immer aus der Vertiefung am Hang hervor, dort, wo das fliegende Objekt abgestürzt war. Die Rauchwolken waren seit dem Aufprall bedeutend dünner geworden. Sie verzogen sich, vom eisigen Wind gepeitscht, nunmehr über einem schwelenden Krater hinweg.

Im Krater regte sich etwas.

Zuerst gab es nur ein Geräusch, ein summendes, eher mechanisches Geräusch, das an Stärke zunahm, als wolle es mit dem Heulen des Windes wetteifern.

Dann bewegte sich etwas, das, als es sich langsam aus dem Krater erhob, grell im Nachmittagslicht funkelte.

Das Objekt schien eine Form fremden organischen Lebens zu sein, der Kopf ein aus vielen Wölbungen bestehendes, totenschädelartiges Schrecknis; die dunklen Wulstaugen richteten ihren kalten Blick auf die Eiswüste. Als das Ding sich weiter aus dem Krater erhob, zeigte sich jedoch deutlich, daß es sich um eine Maschine handelte; sie besaß einen großen, zylindrischen »Körper«, verbunden mit einem kugelförmigen Kopf, ausgestattet mit Kameras, Sensoren und Metallfortsätzen, von denen einige in hummerscherenartige Greifwerkzeuge...