Star Wars. Darth Bane. Schöpfer der Dunkelheit

von: Drew Karpyshyn

Blanvalet, 2012

ISBN: 9783641077617 , 448 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 9,99 EUR

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Star Wars. Darth Bane. Schöpfer der Dunkelheit


 

1


Dessel war versunken in der Qual seiner Arbeit und sich seiner Umgebung kaum bewusst. Seine Arme schmerzten von dem endlosen Schlagen des hydraulischen Hammers. Steinsplitter flogen umher, prallten von der Höhlenwand ab, prallten gegen seine Schutzbrille und stachen in sein nacktes Gesicht und die Hände. Wolken feinsten Staubs hingen in der Luft und verdunkelten seinen Blick. Das kreischende Heulen der Maschine erfüllte die Höhle und übertönte alle anderen Geräusche, als der Hammer Zentimeter um quälenden Zentimeter der dicken Cortosis-Ader abtrug, die sich durch den Stein zog.

Cortosis war unempfindlich sowohl gegen Hitze als auch gegen Energie und dadurch ausgesprochen wichtig für den Bau von Panzerplatten und Schilden sowohl im kommerziellen wie militärischen Bereich. Der Bedarf war noch mehr gestiegen, seit sich die Galaxis im Krieg befand. Cortosis-Legierungen waren ausgesprochen widerstandsfähig gegenüber Blastergeschossen und konnten angeblich sogar einer Lichtschwertklinge widerstehen. Leider ließ es sich wegen der gleichen Eigenschaften, die es so wertvoll machten, nur extrem schwer abbauen. Plasmabrenner waren so gut wie nutzlos; es brauchte Tage, um auch nur einen kleinen Teil eines von einer Cortosis-Ader durchzogenen Steins wegzubrennen. Die einzig brauchbare Möglichkeit bestand darin, die brutale Kraft hydraulischer Schlaghämmer einzusetzen, die gnadenlos auf eine Ader eindroschen und das Cortosis Stück um Stück freihackten.

Cortosis war eins der härtesten Minerale in der Galaxis. Die Kraft der Schläge beschädigte den Kopf des Hammers schnell und ließ ihn stumpf und damit so gut wie nutzlos werden. Der feine Staub verstopfte die hydraulischen Kolben und blockierte sie. Der Abbau von Cortosis war hart für die Ausrüstung … und noch härter für die Bergleute.

Des hatte nun schon beinahe sechs Standardstunden hinter sich. Der Hammer wog mehr als dreißig Kilo, und die Anstrengung, ihn zu heben und gegen den Stein zu drücken, forderte ihren Preis. Des’ Arme zitterten. Er rang mühsam nach Luft, und mit ihr drang der feine Mineralstaub in seine Lunge ein, der vom Kopf des Hammers aufstieg. Selbst die Zähne taten ihm weh: Es fühlte sich an, als hätte die rasselnde Vibration sie halb aus dem Zahnfleisch geschüttelt.

Aber die Bergleute auf Apatros wurden nach der Cortosis-Menge bezahlt, die sie zurückbrachten. Wenn er jetzt aufhörte, würde ein anderer anfangen, an dieser Ader zu arbeiten, und sich einen Teil des Profits nehmen. Des teilte nicht gerne.

Das Heulen des Motors wurde schriller und verwandelte sich in ein hohes Klagen, das Des nur zu genau kannte. Bei zwanzigtausend Umdrehungen in der Minute saugte der Motor Staub ein wie ein durstiges Bantha nach einer langen Wüstendurchquerung Wasser. Die einzige Möglichkeit, die Geräte einige Zeit funktionsfähig zu halten, bestand darin, sie regelmäßig zu säubern und zu warten, aber die Outer Rim Oreworks Company zog es vor, billige Schlaghämmer zu kaufen und sie immer wieder zu ersetzen, statt Credits in die Wartung zu stecken. Des wusste genau, was als Nächstes passieren würde – und eine Sekunde später geschah es. Der Motor explodierte.

Die Hydraulik fraß sich mit einem schauderhaften Knirschen fest, und eine Wolke von schwarzem Rauch drang aus dem hinteren Ende des Hammers. Des verfluchte ORO und die Politik des Konzerns, nahm die verkrampften Finger vom Auslöser und warf die nutzlose Maschine auf den Boden.

»Mach Platz, Junge«, sagte eine Stimme.

Gerd, ein anderer Bergmann, kam näher und versuchte, Des aus dem Weg zu schieben, damit er die Ader mit seinem eigenen Hammer weiterbearbeiten konnte. Gerd arbeitete nun seit beinahe zwanzig Standardjahren hier im Bergwerk, und das hatte seinen Körper in eine Masse fester, knotiger Muskeln verwandelt. Aber Des schuftete selbst bereits zehn Jahre hier, seit er ein Teenager gewesen war, und er war ebenso stark wie der ältere Mann – und ein bisschen größer. Er rührte sich nicht von der Stelle.

»Ich bin noch nicht fertig«, sagte er. »Der Hammer ist erledigt, das ist alles. Gib mir deinen, und ich mache noch eine Weile weiter.«

»Du kennst die Regeln, Junge. Wenn du aufhörst zu arbeiten, kann ein anderer weitermachen.«

Technisch gesehen hatte Gerd Recht. Aber niemand übernahm den Platz eines anderen Bergmanns wegen einer Fehlfunktion der Ausrüstung. Es sei denn, er wollte einen Streit anfangen.

Des sah sich rasch um. Die Kammer war leer bis auf ihn und Gerd, der weniger als einen halben Meter von ihm entfernt stand. Das war wenig überraschend; Des wählte für gewöhnlich Stollen, die weit vom Hauptnetz lagen. Es musste mehr als nur Zufall sein, dass Gerd hier aufgetaucht war.

Des kannte Gerd so lange, wie er sich erinnern konnte. Der ältere Mann war ein Freund von Hurst, Des’ Vater, gewesen. Als Des mit dreizehn angefangen hatte, in der Mine zu arbeiten, hatten die größeren, stärkeren Bergleute ihn gewaltig schikaniert. Sein Vater war am schlimmsten gewesen, aber Gerd hatte die anderen am meisten angestachelt und mehr als seinen Anteil an Spott, Beleidigungen und hin und wieder Kopfnüssen verteilt.

Das hatte ein Ende gefunden, nachdem Des’ Vater an einem schweren Herzanfall gestorben war. Nicht, dass der verwaiste junge Mann den anderen Bergleuten leidgetan hätte. Aber als Hurst starb, war aus dem großen, dünnen Teenager, den sie so gerne getriezt hatten, schon lange ein Berg von Muskeln mit schweren Händen und einem aufbrausenden Temperament geworden. Bergbau war schwere Arbeit; nur die Zwangsarbeit in einer Gefängniskolonie der Republik galt als noch schlimmer. Wer immer in den Minen von Apatros arbeitete, wurde stark – und Des hatte sich zu einem der Stärksten entwickelt. Ein halbes Dutzend blaue Augen, unzählige blutige Nasen und ein gebrochener Kiefer innerhalb eines Monats war alles, was Hursts alte Freunde gebraucht hatten, um zu erkennen, dass sie gut daran täten, Des in Zukunft in Ruhe zu lassen.

Aber es war beinahe, als gäben sie ihm die Schuld an Hursts Tod, und alle paar Monate versuchte einer von ihnen es wieder. Gerd war immer klug genug gewesen, Abstand zu halten – bis jetzt.

»Ich sehe keinen deiner Freunde hier bei dir, alter Mann«, sagte Des. »Also verschwinde, und niemand wird zu Schaden kommen.«

Gerd spuckte auf den Boden vor Des’ Füßen. »Du weißt nicht mal, was für ein Tag heute ist, wie, Junge? Eine verkriffte Schande bist du!«

Sie standen nahe genug beieinander, dass Des den sauren corellianischen Whiskey in Gerds Atem riechen konnte. Der Mann war betrunken. Betrunken genug, um Streit zu suchen, aber noch nüchtern genug, um sich wehren zu können.

»Heute vor fünf Jahren«, sagte Gerd und schüttelte traurig den Kopf. »Vor fünf Jahren ist dein Vater gestorben, und du erinnerst dich nicht mal!«

Des dachte nur noch selten an seinen Vater. Es hatte ihm nicht leidgetan, als Hurst gestorben war. Seine frühesten Erinnerungen waren jene, in denen sein Vater ihn schlug. Er erinnerte sich nicht einmal an den Grund; Hurst hatte selten einen gebraucht.

»Ich kann nicht behaupten, dass Hurst mir so fehlt wie dir, Gerd.«

»Hurst?« Gerd schnaubte. »Er hat dich ganz allein aufgezogen, nachdem deine Mama gestorben war, und du hast nicht mal den Respekt, ihn Vater zu nennen? Du undankbarer Sohn einer Kath-Hündin!«

Des starrte Gerd wütend an, aber dieser war zu betrunken, um sich einschüchtern zu lassen.

»Ich hätte von einem elenden Schlammkriecher wie dir nichts Besseres erwarten sollen. Hurst sagte immer, dass nichts Gutes aus dir werden würde. Er wusste, dass etwas mit dir nicht stimmt … Deshalb hat er dich Bane genannt – den Fluch, der auf ihm liegt.«

Des kniff die Augen zusammen, aber er schluckte den Köder nicht. Hurst hatte ihn tatsächlich immer so bezeichnet, wenn er betrunken war. Bane. Er hatte seinem Sohn die Schuld am Tod seiner Frau gegeben. Die Schuld daran, dass sie auf Apatros festsaßen. Er hielt sein einziges Kind für den Fluch, der auf seinem Leben lag, eine Tatsache, die er Des in betrunkenem Zorn nur zu gerne an den Kopf geworfen hatte.

Bane. Das Wort stand für alles Gehässige, Kleinliche und Gemeine an seinem Vater. Es traf die innersten Ängste eines jeden Kinds: Angst vor Enttäuschung, Angst, verlassen zu werden, Angst vor Gewalt. Als Kind hatte dieser Name ihm mehr angetan als die schweren Fäuste seines Vaters. Aber er war schon lange kein Kind mehr. Im Lauf der Zeit hatte er gelernt, es zu ignorieren, zusammen mit dem Rest der bitteren Beschimpfungen, die aus dem Mund seines Vaters kamen.

»Ich habe für so was keine Zeit«, murmelte er. »Ich muss arbeiten.«

Mit einer Hand nahm er dem anderen Bergmann den hydraulischen Hammer ab. Die andere Hand legte er auf Gerds Schulter und schob ihn weg. Der Betrunkene stolperte rückwärts, blieb mit dem Absatz an einem Stein hängen und fiel zu Boden.

Fauchend stand er wieder auf und ballte die Fäuste. »Dein Papa ist viel zu früh gestorben, Junge. Du brauchst jemanden, der dir Vernunft beibringt!«

Gerd war betrunken, aber er war nicht dumm, erkannte Des. Des war größer, stärker, jünger … aber er hatte die letzten sechs Stunden einen hydraulischen Hammer bedient. Er war von Dreck überzogen, und Schweiß lief ihm übers Gesicht. Sein Hemd klebte klatschnass an ihm. Gerds Uniform andererseits war immer noch relativ sauber, kein Staub, keine Schweißflecken. Er hatte offenbar schon den ganzen Tag geplant, diesen Streit anzufangen, und sich ausgeruht, während Des sich müde arbeitete.

Aber Des hatte nicht vor, einer Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen. Er warf Gerds Hammer auf den Boden und baute sich in...