Warrior Lover Box Set 2 - Nitro / Andrew / Steel

von: Inka Loreen Minden

Inka Loreen Minden, 2018

ISBN: 9783963700347 , 868 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 8,99 EUR

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Warrior Lover Box Set 2 - Nitro / Andrew / Steel


 

 

Ich komme mir vor wie von Löwen umzingelt. Ihre gefräßigen Blicke ängstigen mich, aber wie immer muss ich gute Miene zum bösen Spiel machen. Hier bin ich nicht Sonja Anaya, sondern eine Bedienung in einem lächerlichen Hosenkleid, einer Halbmaske und einem bauchfreien Oberteil mit Puffärmeln.

Die Dschinn-Bar – oder sollte ich sie besser »Hurenhaus« nennen – ist voller Warrior. Es sind bestimmt über dreißig Krieger anwesend. Auch wenn sie keine Kampfmontur tragen, erkenne ich sie sofort an ihrer großen Gestalt, den ausgeprägten Muskeln und vor allem an ihren Augen. Cedric hatte genau dieselben katzenhaften Augen, die sogar das schummrige Licht im Raum reflektieren. Ich denke oft an ihn. Nur seinetwegen bin ich an diesem Ort.

Leise Musik spielt, irgendwelche elektronischen Töne, an den Wänden hängen Tücher in kräftigen Farben – strahlendes Gelb, leuchtendes Rot, Orange und Blau –, andere sind bemalt mit Blütenmotiven und Schnörkeln. Überall baumeln goldene Kordeln, und Paletten glitzern auf meiner Kleidung und der der anderen Mädchen. Sie huschen zwischen den Kriegern umher und schmeicheln ihnen mit Blicken und zarten Berührungen. Andere Frauen sitzen bei den Männern auf dem Schoß, doch bevor es zu mehr kommt, scheucht Mama Rosalia sie auf und teilt ihnen ein Zimmer zu. Die ältere Frau, die wenig von ihrer Schönheit und Jugend eingebüßt hat – fortschrittlicher Medizin sei dank –, ist hier die Chefin.

Die ovalen Milchglasfenster erlauben keinen Blick nach draußen, und gäbe es keine Uhr, wüsste ich nicht, dass es bereits Abend ist. Ich vermisse die Sonne. Allein die Helligkeit unter der Kuppel muntert mich ein wenig auf, denn gleich werde ich wieder in die Kanalisation absteigen und mich mit den anderen Rebellen in dem unterirdischen Höhlensystem verstecken. Ich hasse diese ewige Dunkelheit, und die ständige Angst, entdeckt und getötet zu werden, zermürbt mich.

Tief atme ich durch und inhaliere die saubere Luft in der Bar. Keine Zigaretten, keine Räucherstäbchen, keine Kerzen brennen hier. In White City ist eben alles anders. Steriler. Moderner. Gesünder. Außerdem würden sich die Warrior an extremen Gerüchen stören, denn all ihre Sinne sind schärfer ausgeprägt als bei uns gewöhnlichen Menschen.

»Soraja, der Süße mit dem Ohrring möchte seinen Drink«, sagt Layla und drückt mir das Glas mit dem blauen Getränk in die Hand. In ihrem schwarzen Haar glitzern Perlen, genau wie in meinem. »Ich glaube, den solltest du ihm bringen.«

Ich schlucke, als ich über den Tresen zum Tisch der drei jungen Männer schaue, alles Warrior-Anwärter oder auch Jungspunde, wie sie sich untereinander nennen. Der eine von ihnen mit dem blonden kurzen Haar und dem großen Silberring im Ohr, starrt mich seit einer halben Stunde an. Sein Blick wirkt kühl und lauernd, und die Narbe an seinem Kinn unterstreicht sein kriegerisches Äußeres. Immer, wenn ich zu ihm sehe, schaut er schnell weg.

So ehrlich wie möglich lächle ich Layla an. »Gerne.« Sie ist Aushilfe an der Bar und muss die Kunden ab und zu auch ein Stockwerk höher bedienen. Dort liegen die »Spielzimmer«, in denen sich die Warrior mit einem der Mädchen austoben können. Gerade die Krieger, die noch in der Ausbildung sind, kommen in ihrer knappen Freizeit gerne her, um sich erste sexuelle Erfahrungen anzueignen, damit sie sich später in den Shows nicht blamieren.

Ich erschaudere. Zum Glück muss ich ihnen nur die Getränke bringen.

Diese Farce ertrage ich bereits seit fünf Tagen, und ich muss aufpassen, nichts Falsches zu sagen. Die Krieger besitzen allesamt ein Supergehör, selbst der leiseste Fluch kann mich auffliegen lassen. Himmel, dabei bin ich Ingenieurin und keine Spionin. Aber was tut man nicht alles, um zu überleben und dieser Hölle zu entkommen. Ich will endlich nach Hause, zurück zu meinem alten Leben, meiner Mutter und vor allem meinem Kind. Ich vermisse Noel höllisch und bete jeden Tag, dass er noch lebt.

Lächelnd schreite ich durch die Bar auf den Tisch der jungen Krieger zu. Einer sieht stärker aus als der andere. Der Kleinste von ihnen hat schimmernde Haut und schwarze, zu Zöpfchen geflochtene Haare. Seine Freunde rufen ihn Storm.

Der zweite heißt Mick. Mit den goldenen Locken und dem beinahe femininen Gesicht gleicht er einem Engel, doch er lacht mir zu laut und reißt ständig dreckige Witze.

Ja, und dann ist dort Nitro, der Kerl, der mich die ganze Zeit beobachtet, derjenige von den dreien, der nie lächelt. Über ihn weiß ich am wenigsten, nur dass er sich wie die anderen beiden noch in der Ausbildung befindet. Storm und er sind offenbar Freunde, denn der schwarzhaarige Warrior mit den Zöpfchen lächelt ihn ständig an oder legt kumpelhaft einen Arm um seine Schultern. Storm ist es auch, der mich angrinst, als ich Nitro den Drink an den Tisch stelle.

»Na los, frag sie schon.« Er schubst Nitro an, aber der ignoriert ihn und verschränkt die Arme vor der Brust. Dabei meidet er meinen Blick.

Oh Gott, was will er von mir? Für eine Sekunde starre ich auf seine muskulöse Brust und den Bizeps, der sich durch sein Shirt wölbt, dann gehe ich zurück zum Tresen. Hinter ihm fühle ich mich einigermaßen sicher. Außerdem bietet mir die Halbmaske zusätzlich Schutz. Sie besteht aus silberfarbener Spitze sowie edlen Strasssteinchen und schmiegt sich perfekt an meine Haut. Damit die Mädchen auf der Straße nicht erkannt werden, ist ihr Gesicht bedeckt.

Layla lächelt mich an. »Ich glaube, da hat dich jemand in sein Herz geschlossen.«

Herz? Haben diese Barbaren überhaupt eines? Okay, es sind nicht alle gleich, Cedric war anders.

Wen meinst du?, schreibe ich auf das ePad, mit dem wir auch die Bestellungen aufnehmen. Den Miesepeter?

Er ist nur schüchtern, setzt sie grinsend darunter. Aber mir gefällt der mit den langen schwarzen Haaren besser.

Viele Frauen würden sich geehrt fühlen, das Herz eines Warrior zu erobern. Layla gehört offensichtlich dazu.

Erneut werfe ich einen Blick auf Nitro. Er dürfte in meinem Alter sein. Da er die Ausbildung noch nicht beendet hat, ist er höchstens zwanzig. Einige Krieger beginnen den Dienst mit achtzehn, andere erst mit einundzwanzig, je nachdem, wie geeignet sie bereits für den Job sind. Diese genmanipulierten Supersoldaten scheinen erst zu altern, wenn sie ihren Dienst in der Todeszone antreten, vorher wirken sie ewig jung und makellos, außer, sie tragen im Training Verletzungen davon. Die Narbe auf Nitros Kinn zeugt von seiner harten Ausbildung.

Ungeduldig schaue ich auf die kleine Uhr hinter dem Tresen. Noch fünf Minuten bis acht, dann darf ich gehen. Heute habe ich interessante Informationen für Julius. Er ist der Anführer der Rebellen, die sich gegen das Regime stellen. Ich konnte ihn überreden, mir den Job in der Dschinn-Bar zu überlassen. Das bin ich Cedric schuldig. Seinetwegen bin ich noch am Leben. Er hätte mich töten können, obwohl ich ihn zuerst umbringen wollte, als er Giftampullen am Wasserrohr angebracht hat, das in die Outlands führt. Er fesselte mich ans Rohr, um erst seinen Auftrag zu erledigen, da habe ich ihm alles über das Leben außerhalb der Kuppel erzählt und dass die Regierung sie alle verarscht. Er hat mir tatsächlich zugehört und ließ mich am Leben. Daraufhin wollte Ced sogar die Seiten wechseln und den Rebellen helfen. Unglücklicherweise muss das durchgesickert sein, denn kurze Zeit später wurde er von einer Granate zerfetzt – und die stammte aus den eigenen Reihen. Ob irgendeiner der Krieger hier schuld an seinem Tod ist? Ein Warrior hat die Granate geworfen, da bin ich mir sicher.

Mein Magen zieht sich zusammen, und ich versuche mich zu beruhigen. Nicht auffallen, selbst Schweißausbrüche oder ein erhöhter Puls bleiben den wachsamen Männern mit ihren Superinstinkten nicht verborgen. Trotzdem bin ich die optimale Besetzung für diese Spionageaufgabe, weil ich den perfekten schlanken Körper habe und somit dem Schönheitsideal der Menschen in White City entspreche. Zum Glück ist wegen der Wochen in der Dunkelheit meine Sonnenbräune verflogen. Die hätte mich ebenfalls verraten können. Zwar lässt die Kuppel ein wenig UV-Strahlung durch, aber richtig braun wird hier niemand.

Vieles ist mir in White City fremd, denn ich komme aus einer anderen Welt. Doch als Ingenieurin besitze ich eine schnelle Auffassungsgabe und technisches Verständnis. Außerdem hat mich Julius vor meiner Mission aufgeklärt und mir die wichtigsten Dinge auf seinem Computer gezeigt.

Mama Rosalia sympathisiert mit den Rebellen. Sie hat mich hier eingeschleust. Viele Warrior kommen regelmäßig her und werden redselig, wenn sie etwas getrunken haben oder mit den Mädchen ins Bett gehen. Sie schnappen einiges auf.

Ja, der Job ist gefährlich, aber noch riskanter wäre es, Wanzen zu installieren. Der Senat lässt diese Bar regelmäßig durchsuchen.

Noch drei Minuten, denke ich, während ich hinter der Theke saubermache und Getränkereste wegputze. Ich kann es kaum erwarten, Julius zu berichten, denn heute habe ich erfahren, wer Cedrics Mord in Auftrag geben ließ: Tony Greer, der Handlanger von Senator Freeman. Außerdem wurde am Westtor eine neue vollautomatische Schussanlage installiert und es ist im Gespräch, dass die Sicherheitscodes für die Kanalisation täglich geändert werden sollen.

Noch zwei Minuten, dann kann ich endlich in die Garderobe gehen und dieses lächerliche Kostüm ausziehen. Darin komme ich mir ohnehin fast nackt vor. Ich habe alle Infos, die wir brauchen, also muss ich nie wieder...