Ist Gott käuflich? - Die Rede vom Opfertod Jesu auf dem Prüfstand

von: Josef Imbach

Gütersloher Verlagshaus, 2011

ISBN: 9783641065942 , 272 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 8,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Ist Gott käuflich? - Die Rede vom Opfertod Jesu auf dem Prüfstand


 

Folterqualen und Himmelsfreuden oder: (S. 151-152)

Erlösung und ewiges Heil

»Groß bist du, Herr, und hoch zu preisen! […] Geschaffen hast du uns zu dir, und ruhelos ist unser Herz, bis es seine Ruhe hat in dir.«1 Mit diesen Worten leitet der heilige Augustinus seine Autobiografie ein. Und sagt damit gleichzeitig, dass die Fülle der Früchte des Erlösungswerkes Jesu dem Menschen erst zuteil wird, wenn er sein endgültiges Ziel erreicht hat, nämlich die immerwährende und beseligende Gemeinschaft mit Gott. Die damit verbundenen Vorstellungen werden in der christlichen Verkündigung unter dem Stichwort Eschatologie behandelt.

Gemeint ist die Lehre von den Letzten Dingen (Tod, Gericht, Himmel, Hölle, Auferweckung der Toten, Endgericht, Vollendung der Schöpfung). Die diesbezüglichen Aussagen beruhen zu einem guten Teil auf neutestamentlichen Denkmustern, die teilweise wiederum auf jüdische Vorstellungen zurückgehen, welche zur Zeit Jesu im Umlauf waren. Schon sehr früh jedoch, als sich der Glaube an Jesus als den Messias auch außerhalb des palästinischen Raumes ausbreitete, erwies es sich als unumgänglich, die Lehre von den Letzten Dingen so zu formulieren, dass sie auch in anderen Kulturkreisen verstanden wurde.

Gott — ein jenseitiger Rächer?


Wenn man die Geschichte der kirchlichen Jenseitsverkündigung überblickt, hat man den Eindruck, dass niemand auch nur im Entferntesten daran dachte, dass sie zur Frohen Botschaft gehört. Noch immer können manche Gläubige nur mit Angst an ein zukünftiges Gericht denken. Fegefeuer und Hölle stellt man sich häufig als jenseitige Folterkammern vor, als Ballungszentrum schrecklichster Qualen. Begreiflich, dass angesichts solcher Aussichten der Himmel in weite Ferne rückt. Manche Menschen mögen nicht mehr an ein Jenseits glauben, weil der Gedanke daran ihnen das ganze Leben vergällt, oder weil ihnen die damit verbundenen Vorstellungen naiv erscheinen. Und viele Prediger und Predigerinnen mögen sich zu den damit verbundenen Fragen nicht mehr äußern, weil sie dabei ein ungutes Gefühl empfinden.

Aber die Lehre von den ›Letzten Dingen‹ gehört nun einmal zum christlichen Glaubensgut. Schließlich ist sie ja in der Bibel verankert. Allerdings darf man sich nicht darauf beschränken, die biblischen Aussagen einfach zu repetieren. Diese sind vielmehr zu interpretieren, das heißt, in eine heute verständliche Sprache zu übersetzen. Weil die Jenseitsvorstellungen weithin noch immer von ebenso undifferenzierten wie handfesten Denkmodellen früherer Zeiten geprägt sind, tun wir gut daran, zunächst einen Blick auf die Vergangenheit zu werfen. Tatsache ist, dass Jesu Frohbotschaft von Gott häufig eher als Drohbotschaft vom Teufel, von der Hölle und von der Verdammnis verkündet wurde. Dabei entwickelten die Gottesgelehrten nicht selten ein geradezu ausgeprägtes Gespür für die Anfälligkeit der menschlichen Psyche für die Faszination des Schreckens.

Offenbar war man der Auffassung, dass es nicht genüge, die himmlischen Freuden darzustellen, um die Gläubigen zu einem gottgefälligen Leben zu motivieren. Wirksamer schien es, ihnen die Hölle möglichst heißzumachen. Dazu kommt, dass die Rede von der jenseitigen Gerechtigkeit manchmal von sehr menschlichen Rachegelüsten diktiert wurde. Wer sich in die diesbezügliche Predigtliteratur vertieft, kommt fast notwendigerweise auf den Gedanken, dass der Himmel vor allem in der Schadenfreude bestehe, welche die Geretteten angesichts des Loses der Verdammten empfinden, die am Ende für jene sündigen Erdenfreuden bestraft werden, um die die Frommen sie zeitlebens beneideten.