Band 4 - Ach, wär ich nur zu Hause geblieben

von: Kerstin Gier

Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2011

ISBN: 9783838712710 , 50 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 0,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Band 4 - Ach, wär ich nur zu Hause geblieben


 

Gibt es die große Urlaubsliebe wirklich (S. 26-27)

oder warum man rechtzeitig einer Geheimloge beitreten sollte

Auf einem Mittelaltermarkt las eine Wahrsagerin namens Madame Svetlana in Vivis Handfläche, dass sie den Mann, den sie mal heiraten würde, auf einer Reise kennen lernen würde. »Ich sähä ein färrnes Land«, sagte Madame Svetlana. »Wie fern?«, fragte Vivi aufgeregt. »Können Sie sehen, um welches Land es sich handelt?« »Ich sähä … das Krrrrreuz des Südens!«, sagte Madame Svetlana. »Ich sähä … das Meerrrrr!« »Das Meer? Können Sie das vielleicht noch spezifizieren?«, fragte Vivi. Madame Svetlana kniff die Augen zusammen. »Ich versuche, den Nebel zu durchdringen«, sagte sie. »Aber es ist schwierig.«

Vivi schob ihr noch einen Geldschein hin. »Ah«, sagte Madame Svetlana. »Der Nebel lichtet sich. Ich sähä … das Mittelmeerrrrr. Eine Insel. Dort wirrrrst du deinen Liebsten treffen.« »Was für eine Insel?« »Ich sähä …«, sagte Madame Svetlana. »Ich sähä eine Insel mit dem Buchstaben M.« »Mallorca?« Sie wiegte ihren Kopf hin und her. »Möglich.« »Und da treffe ich meinen künftigen Ehemann?« »Rrrrichtig«, sagte Madame Svetlana. »Nichts wie hin!«, sagte Vivi. War sie verrückt?

Wir hatten doch gerade erst einen Skiurlaub in den Dolomiten gebucht. »Sehen Sie auch, ob er noch Haare hat?«, fragte Vivi. »Ich sähä volläs Haarrrr«, versicherte Madame Svetlana. »Ich sähä weiches Herrrrrrrz und viel Geld!« Vivi sah hocherfreut aus. Zuerst wollten wir gar nicht zu Madame Svetlana hineingehen. Sie schaute so finster aus ihrem kleinen Zelt heraus, das verloren zwischen einer Schwertschmiede und einem Stand mit selbstgeflochtenen Weidenkörben stand. Mit ihren schwarzen, bis an den Haaransatz geschwungenen Augenbrauen, sah sie alles andere als vertrauenswürdig aus.

Außerdem rauchte sie Zigarre. Aber als wir an ihr vorbeigehen wollten, blies sie Vivi den Zigarrenrauch ins Gesicht und flüsterte mit heiserer Stimme: »Du suchst deinän Ähämann am falschän Ort.« Vivi blieb wie elektrisiert stehen. Zufällig war die Suche nach einem Ehemann nämlich gerade genau ihr Thema. Sie hatte sich erst vor vier Wochen ein Buch mit dem Titel: »Wie Sie Ihr Singledasein dauerhaft beenden können« zugelegt, weil, nun ja, weil sie eben ihr Singledasein dauerhaft beenden wollte. In dem Buch stand, dass sie, um die richtigen Männer kennen zu lernen, entweder mit Golfspielen anfangen, in eine politische Partei eintreten oder Mitglied in einer gemischten Geheimloge werden sollte. Bis jetzt hatte Vivi sich noch zu keiner dieser Aktionen durchringen können. Sie fand Golf langweilig, von Politik verstand sie nichts, und Geheimlogen waren ihr unheimlich."