Band 1 - Ach, wär ich nur zu Hause geblieben

von: Kerstin Gier

Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2011

ISBN: 9783838712680 , 50 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 0,99 EUR

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Band 1 - Ach, wär ich nur zu Hause geblieben


 

"Arachnophobie, Batrachophobie und Entomophobie (S. 13-14)

oder die Angst vor der fremdländischen Fauna

Dass ich ein Angsthase bin, sagte ich ja schon. Und dass meine Ängste offenbar so exotisch sind, dass sie keine eigenen Namen haben, erwähnte ich ebenfalls. Dabei dachte ich wirklich, meine Phobien wären weit verbreitet, also quasi normal. Zum Beispiel die Angst, im Feriendomizil keinen funktionierenden Korkenzieher vorzufinden. Oder die Angst, aus Versehen den flauschigen Bademantel einzupacken, der dem Hotel gehört – ich habe das ganze Internet nach den Fachbegriffen dafür durchsucht, aber nichts Passendes gefunden.

Stattdessen bin ich auf zahllose andere Phobien gestoßen, die ebenfalls beim Reisen hinderlich sind, und leider muss ich sagen, dass etliche davon auf mich zutreffen, außer vielleicht der Koniophobie, der Angst vor Staub. Würde ich darunter leiden, könnte ich jetzt ganz sicher nicht so ruhig hier sitzen und schreiben. Ein einziger Blick unter mein Bett würde reichen, um einen echten Koniophobiker wohl für immer in eine geschlossene Abteilung zu bringen.

Aufgrund meiner Recherchen weiß ich jetzt, dass die Angst vor nackten Bäuchen, die mich an Stränden und in der gemischten Sauna manchmal überfällt, gar nicht selten ist, denn sonst hätte sie keinen eigenen Namen und schon gar nicht so einen schönen. Man muss ihn eine Weile üben, aber dann kommt er einem lässig über die Lippen. Beim nächsten Mal, wenn ein zutraulicher älterer Herr an einem ansonsten menschenleeren Strand sein Handtuch einen Zentimeter neben meinem ausbreitet, mir zuzwinkert und sich anfängt zu entkleiden, werde ich meine Hand heben und sagen: »Um Himmels willen, lassen Sie das T-Shirt an, ich leide unter einer schlimmen Gymnogasterphobie.«

Und vielleicht habe ich ja Glück und der Mann rennt in Panik davon, weil er selber unter Sesquipedalophobie leidet, der Angst vor langen Wörtern. In diesem Fall würde es vielleicht Sinn machen, ein Schild hochzuhalten: Sesquipedalophobiker? Dann halten Sie besser Abstand. Für alle Fälle könnte man noch paar Kruzifixe, Haarbälle und Knoblauchzehen rund um das Handtuch arrangieren, am besten symmetrisch, denn dann würde man garantiert auch alle Staurophobiker, Sphairachättophobiker, Scorodophobiker und Symmetrophobiker abschrecken. Gut, das mögen jetzt vielleicht an den Haarbällen herbeigezogene Phobien sein, aber unter der Angst vor Spinnen, diversen Amphibien und krabbelnden, stechenden und beißenden Insekten leide sicher nicht nur ich."