Hot Summer

Hot Summer

von: Megan Hart

MIRA Taschenbuch, 2009

ISBN: 9783862780181 , 460 Seiten

Format: PDF, ePUB, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 6,99 EUR

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Hot Summer


 

1. KAPITEL


Licht und Schatten spielten auf ihm. Auf leisen Sohlen schlich ich, leicht wie Nebel, zu unserem Bett. Behutsam zog ich die Laken zurück und enthüllte seinen Körper.

Ich liebte es, ihn schlafen zu sehen, obwohl ich mich manchmal kneifen musste, um sicher zu sein, dass ich nicht träumte. Dass dieser Mann mein Ehemann war. Dies mein Haus, mein Leben war. Unser perfektes Leben. Dass es gute Dinge gab, die zu besitzen es sich lohnte. Und ich besaß diese Dinge.

James bewegte sich im Schlaf, ohne aufzuwachen. Ich schlich näher und stand nun über ihm. Der Anblick seiner langen, muskulösen Glieder und der weichen, von der Sonne gebräunten Haut ließen meine Finger zucken, weil ich bereits ahnte, wie es sich anfühlte, ihn zu berühren. Ich hielt inne, weil ich ihn nicht wecken wollte. Ich wollte ihn einfach nur eine Zeit lang ansehen.

Wach war James selten bewegungslos. Nur wenn er schlief, wurde er weicher, sanfter, schmelzender. Wenn er schlief, war es schwieriger zu glauben, dass er zu mir gehörte, aber es war auch einfacher, mich daran zu erinnern, wie sehr ich ihn liebte.

Oh, ich war gut darin, in uns zu vertrauen, aber es fühlte sich manchmal wie ein Spiel an. Ich trug den Ring und hörte auf den Namen Mrs. James Kinney. Ich hatte sogar einen Führerschein und Kreditkarten, die bewiesen, dass ich das Recht hatte, diesen Namen zu tragen. Die meiste Zeit über war unsere Ehe so sachlich, dass ich gar nicht an der Tatsache hätte zweifeln können, selbst wenn ich es gewollt hätte. Jedenfalls nicht, wenn es an der Zeit war, die Wäsche zu waschen und einzukaufen, das Klo zu putzen oder sein Lunchpaket zu machen. Oder wenn ich seine Socken zusammenfaltete, bevor ich sie in den Schrank legte. Dann war unsere Ehe beständig und echt. Wie in Granit gemeißelt. Aber manchmal, wie in diesem Augenblick, da ich ihn im Schlaf beobachtete, wurde aus dem soliden Felsen bröckelnder Kalkstein, der sich unter dem steten Tropfen meiner Zweifel langsam auflöste.

Das Sonnenlicht wurde durch das Laub des Baums vor unserem Schlafzimmerfenster gefiltert und tupfte ihm ein Leuchten auf all jene Stellen, die ich küssen wollte. Die beiden dunklen Kreise seiner Brustwarzen, die Linie seiner Rippen, die sich unter der Haut schärfer abzeichneten, als er einen Arm hinter den Kopf warf, und das sanfte Haar, das seinen Bauch bedeckte und weiter unten mit dem dichten, krausen Haar zwischen seinen Beinen verschmolz. Alles an ihm war groß und mager. Versteckte Kraft. James sah dünn aus, manchmal sogar zerbrechlich, aber darunter bestand er nur aus Muskeln. Er hatte große, schwielige Hände, die es gewohnt waren, zu arbeiten, die aber auch spielen konnten. Und im Moment war ich mehr daran interessiert, zu spielen.

Ich beugte mich über ihn und blies leise gegen seine Lippen. Überraschend schnell griff er nach mir. Er konnte meine beiden Hände mit einer Hand festhalten, und das tat er jetzt, drückte mich auf das Bett und rollte sich auf mich. James ließ sich zwischen meinen Schenkeln nieder. Das Einzige, was uns nun noch trennte, war der dünne Stoff meines sommerlich leichten Nachthemds.

Er wurde bereits hart.

„Was hast du gemacht?“

„Ich hab dich beim Schlafen beobachtet.“

James schob meine Hände über meinen Kopf. Es tat ein wenig weh, aber das machte die Leidenschaft umso süßer. Seine freie Hand schob den Saum meines Nachthemds nach oben und strich über meinen nackten Oberschenkel.

Seine Fingerspitzen teilten das lockige Haar zwischen meinen Beinen, während er weiterfragte: „Warum hast du mich im Schlaf beobachtet?“

„Weil ich es mag, dich anzusehen, wenn du schläfst“, gestand ich. Seine suchenden Finger ließen mich scharf einatmen.

„Will ich wirklich wissen, warum du es magst, mich im Schlaf zu beobachten?“ Sein Grinsen berührte die Mundwinkel. Er wirkte selbstzufrieden. Seine Fingerspitze drückte sich gegen mich, aber er bewegte den Finger nicht. „Anne?“

Ich lachte. „Nein. Vermutlich nicht.“

„Ich denke schon.“

Sein Mund senkte sich auf meinen, aber er küsste mich nicht. Ich reckte meinen Hals, meine Lippen suchten seine, er ließ es jedoch nicht zu, dass unsere Lippen einander berührten. Sein Finger begann jenes langsame Kreisen, von dem er allzu gut wusste, wie sehr es mich erregte. Ich fühlte eine Härte und Hitze an meiner Hüfte, aber da er meine Hände noch immer festhielt, konnte ich mich nur protestierend unter ihm winden.

„Sag mir, was du willst. Was soll ich mit dir tun?“

„Küss mich.“

James’ Augen waren vom Blau eines Sommerhimmels, das von einem dunkleren Marineblau umzingelt wurde. Der Kontrast war im ersten Moment überraschend. Der dunkle Bogen seiner Wimpern senkte sich halb über die Augen, als er auf mich hinabblickte. Er leckte sich die Lippen.

„Wo?“

„Überall …“ Meine Antwort verlor sich in einem Seufzen und einem überraschten Keuchen, als er mich erneut streichelte.

„Hier?“

„Ja.“

„Sag es.“

Das würde ich nicht tun, jedenfalls nicht sofort. Obwohl ich wusste, dass er mich früher oder später dazu bringen würde, das zu tun, was er wollte. Das schaffte er immer. Es half, dass ich meistens das wollte, von dem er wollte, dass ich es wollte. In der Beziehung passten wir gut zusammen.

James biss mich in die sensible Stelle, wo der Hals in die Schulter überging. „Sag es.“

Stattdessen krümmte ich mich unter seiner Berührung. Sein Finger schob sich in mich, kreiste dort behutsam, wo ich von ihm härter angefasst werden wollte. Er quälte mich.

„Anne“, sagte James ernst. „Sag es mir. Sag mir, dass du von mir die Fotze geleckt haben willst.“

Ich hatte dieses Wort immer gehasst, bis ich seine Macht kennenlernte. Männer nannten Frauen so, die sie übertrafen. Wir Frauen nannten einander so, wenn wir die andere verletzen wollten. „Hure“ war beinahe zu einer Auszeichnung geworden, aber „Fotze“ klang noch immer schmutzig und hart. Und so würde es immer klingen.

Außer wir nehmen es zurück.

Ich sagte, was er von mir hören wollte. Meine Stimme war heiser, aber nicht schwach. Ich blickte in die Augen meines Ehemanns, die vor Begierde dunkel waren. „Ich will, dass du dein Gesicht zwischen meine Beine legst und mich kommen lässt.“

Einen Moment lang rührte er sich nicht. Seine Hitze und Härte bewegte sich an meiner Hüfte und wurde größer. Dann blinzelte er langsam, und das selbstgefällige Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Ich liebe es, wenn du das sagst.“

„Ich liebe es, wenn du es mir so besorgst“, flüsterte ich.

Dann redeten wir nicht mehr, denn er schob sich hinunter und hob mein Nachthemd an. Sein Mund fand genau die Stelle, wo ich ihn haben wollte. Er leckte mich lange und ausdauernd, bis ich zitterte und aufschrie, und dann rutschte er zu mir herauf. Er füllte mich ganz aus, als er in mich glitt, und er fickte mich, bis wir beide mit lauten Schreien kamen, die sich wie Gebete anhörten.

Das Schrillen des Telefons unterbrach die postkoitale Trägheit, der wir erlegen waren. Die Sonntagsausgabe des Sandusky Register war auf unserem Bett ausgebreitet. Als James sich über mich lehnte, knisterte und raschelte die Zeitung. Er nahm den Telefonhörer von der Gabel. Ich nutzte die Gelegenheit und leckte über seine Haut, hielt ihn fest und knabberte leicht an ihm, sodass er sich mir lachend entwand, als er das Gespräch annahm.

„Das hier ist hoffentlich wichtig“, sagte er zu seinem Gesprächspartner statt einer Begrüßung.

Pause. Ich schaute ihn neugierig über die Lifestyle-Beilage an. Er grinste.

„Du verdammter Hurensohn!“ James richtete sich auf und lehnte sich an das Kopfteil unseres Betts. Die nackten Knie ragten aus den Decken. „Was machst du so? Wo zur Hölle treibst du dich herum?“

Ich versuchte, seinen Blick aufzufangen, aber die Unterhaltung nahm ihn völlig in Anspruch. James ist ein Schmetterling, er flattert von einem Mittelpunkt seines Interesses zum nächsten und schenkt jedem seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Es ist schmeichelhaft, wenn er sich auf dich konzentriert. Nicht so schön, wenn er seine Aufmerksamkeit auf andere richtet.

„Du glücklicher Hurensohn.“ James klang beinahe neidisch, und meine Neugier wurde nur noch mehr angestachelt. Normalerweise war James derjenige, den seine Kumpel beneideten, weil er immer die neusten technischen Spielereien hatte. „Ich dachte, du bist in Singapur.“

Da wusste ich, wer unsere sonntagnachmittägliche Müdigkeit gestört hatte. Es musste Alex Kennedy sein. Ich schaute wieder in die Zeitung und lauschte, während James redete. In der Zeitung stand nichts Interessantes. Ich machte mir nichts aus der neuen Sommermode oder aus den schönsten Cabrios des Jahres. Noch weniger interessierten mich politische Nachrichten oder Berichte über Einbruchserien. Ich überflog die einzelnen Artikel und entdeckte, dass ich meiner Zeit weit voraus gewesen war, als ich letztes Jahr unser Schlafzimmer in einem blassen Melonenton anstrich. Anscheinend war die Farbe in diesem Jahr angesagt.

Wenn man nur die eine Seite eines Gesprächs belauscht, dann ist das, als versuchte man, ein Puzzle zusammenzusetzen, ohne auf die Verpackung zu gucken. Ich hörte, wie James mit seinem besten Freund aus Highschool-Zeiten redete, ohne auch nur das Geringste zu verstehen. Es gab keinen Bezugsrahmen, an dem ich die einzelnen Gesprächsfetzen ausrichten konnte. Ich kannte meinen Mann so gut und wusste so viel über ihn, wie eine Person nur über die andere wissen konnte. Aber über Alex...