Der Schatz im Silbersee - Karl May´s Gesammelte Werke Band 36

von: Karl May

Karl-May-Verlag, 1997

ISBN: 9783780217363 , 517 Seiten

Format: PDF, ePUB, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 6,99 EUR

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Der Schatz im Silbersee - Karl May´s Gesammelte Werke Band 36


 

10. Am Eagle Tail (S. 262-263)

Die Arbeiter in Sheridan waren meist Deutsche und Iren. Sie hatten von all den eben erzählten Vorgängen noch kei- ne Ahnung, da man es für möglich hielt, dass der Cornel Kundschafter aussandte, um sie zu beobachten, und dass diese dann durch das Gebaren der Leute gewarnt werden könnten.

Am Feierabend aber teilte der Ingenieur seinem Schichtmeister das Nötige mit und gab ihm den Auftrag, die Arbeiter unauffällig von den Geschehnissen zu unter- richten. Der Schichtmeister war ein New Hampshire-Man und hatte ein bewegtes Leben hinter sich. Ursprünglich für das Baufach bestimmt und auch eine Reihe von Jahren darin tätig, hatte er es nicht zur Selbständigkeit gebracht und deshalb zu anderem gegriffen, was ihm lohnend schien.

Das Glück war ihm aber auch da nicht hold gewesen und so hatte er dem Osten Lebewohl gesagt und war über den Mississippi gegangen, um dort sein Heil zu versuchen, lei- der aber mit dem gleichen Misserfolg. Nun endlich hatte er hier in Sheridan eine Stellung, wo er die früher erwor- benen Kenntnisse verwerten konnte, fühlte sich jedoch keineswegs befriedigt. Er war ein Abenteurer geworden, der sich nicht mehr recht in geordnete Verhältnisse finden konnte.

Dieser Mann, der Watson hieß, war hocherfreut, als er hörte, was geschehen sollte. „Gott sei Dank, endlich ein- mal eine Unterbrechung dieses alltäglichen Einerleis!“, sagte er. „Meine alte Rifle hat lange im Winkel gelegen und sich danach gesehnt, wieder ein vernünftiges Wort sprechen zu können. Ich schätze, dass sie heute die Gelegenheit dazu finden wird. Aber, wie ist mir denn? Der Name, den Ihr da genannt habt, kommt mir nicht unbekannt vor, Sir. Der rote Cornel? Und Brinkley soll er heißen?“ „Ja, er hat rot gefärbtes Haar, sein natürlicher Skalp ist von dunkler Farbe.“ „Dann kann es derselbe Kerl sein, dem ich schon einmal begegnet bin. Ich habe dieses Zusammentreffen beinahe mit dem Leben bezahlt.“ „Wo und wann ist das gewesen?“, fragte Old Firehand.

„Vor zwei Jahren, und zwar droben am Grand River. Ich war mit einem Mate, einem Deutschen namens Erik En- gel in Utha am Silbersee gewesen. Wir wollten nach Pueb- lo und dann auf den Cherokee Trail nach dem Osten, um uns dort die Werkzeuge zu einem Unternehmen zu ver- schaffen, das uns zu Millionären gemacht hätte.“ Old Firehand horchte auf. „Engel hieß der Mann?“, fragte er. „Ein Unternehmen, das euch Millionen einbringen soll- te? Darf man vielleicht etwas Näheres darüber erfahren?“ „Warum nicht! Wir beide hatten uns zwar das tiefste Schweigen gelobt, aber die Millionen sind zu nichts zer- ronnen, weil der Plan nicht zur Ausführung kam, und so schätze ich, dass ich nicht mehr an das Gelübde der Ver- schwiegenheit gebunden bin.

Es handelt sich nämlich um die Hebung eines ungeheuren Schatzes, der im Silbersee versenkt worden ist.“ Der Ingenieur ließ ein kurzes, ungläubiges Lachen hö- ren, weshalb der Schichtmeister fortfuhr: „Das mag aben- teuerlich klingen, Sir, aber es ist trotzdem wahr. Ihr, Mr. Firehand, seid einer der berühmtesten Westmänner und werdet manches erlebt und erfahren haben, was Euch, falls Ihr es erzählen wolltet, kaum geglaubt würde. Vielleicht lacht wenigstens Ihr nicht über meine Worte.“ „Fällt mir nicht ein“, entgegnete der Jäger ernst. „Ich bin gern bereit, Euch allen Glauben zu schenken, und habe meine guten Gründe dazu. Auch ich habe als gewiss erfah- ren, dass ein Schatz in der Tiefe des Silbersees liegen soll.“ „So? Nun, ich glaube, es mit gutem Gewissen beschwö- ren zu können, dass es mit diesem Schatz seine Richtigkeit hat. Der Mann, der uns davon erzählte, hat uns bestimmt nicht belogen.“