Erfolgsprinzip Persönlichkeit

von: Dietmar Hansch

Springer-Verlag, 2006

ISBN: 9783540285106 , 364 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 16,99 EUR

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Mehr zum Inhalt

Erfolgsprinzip Persönlichkeit


 

3 Inneres Wachstum (S. 174-175)

Inhaltlich haben wir nun die erste Hälfte unseres gemeinsamen Weges zurückgelegt. Das bisher Besprochene dient überwiegend dem Ziel, alle Blockierungen und Einengungen unseres Selbst so weit wie möglich zu lösen. Wem dies gelingt, der hat schon viel gewonnen. Er wird für die Schönheiten dieser Welt offen sein und das Hier und Jetzt genießen können; er wird sich mit hoher Sensibilität durch die Welt bewegen und v. a. in sozialen Situationen spontan-intuitiv richtig handeln – die überwiegend angeborenen Potenziale seines Selbst können sich entfalten und unverkrampft interagieren. Ein solcher Mensch würde z. B. sehr sicher spüren, wenn es einem seiner Kinder schlecht geht, und das richtige tun, um es zu trösten und wieder aufzumuntern. Lernte man noch ein paar mehr oder weniger einfache Dinge hinzu, würde eine solche innere Verfasstheit schon ausreichen, um unter einfachen Lebensumständen glücklich zu werden, als Blumenverkäuferin etwa oder als Waldarbeiter.

Doch wollen wir die uns Menschen zugänglichen Räume des Erlebens ausschreiten, dürfen wir nicht beim Thema innere Freiheit stehen bleiben. Unser nur befreites Selbst würde es uns nicht ohne weiteres ermöglichen, als Anwalt oder Politiker einen rhetorisch wie inhaltlich gleichermaßen brillanten Vortrag aus dem Stegreif zu halten, meisterlich eine Etüde von Chopin zu improvisieren oder als Wissenschaftler bei einer Podiumsdiskussion zu überwältigen.

Würde unser Waldarbeiter wohl ermessen können, was in jenem 60-jährigen Gelehrten vorging, den er eines Tages in einem Steinbruch seines Waldes vor Freude weinend vorgefunden hatte? Dieser hatte eben ein Fossil ausgegraben, das jene Theorie beweist, an der er seit seinem 19. Lebensjahr mit Hingabe arbeitet. Und würde unsere Blumenverkäuferin wohl in ihren Pflanzen jene Wunderwerke sehen können, die sie für Peter D. Mitchell waren, der 1978 den Chemienobelpreis erhielt für seine chemiosmotische Theorie der Photosynthese?

Wollen wir an Meisterschaft und Erlebenstiefe das Menschenmögliche gewinnen, dann müssen wir unser Selbst zum Wachsen bringen. Wir müssen dem biologischen Substrat unseres Selbst jene kulturellen Inhalte einformen, die von Generationen erarbeitet und im kollektiven Gedächtnis der Menschheit gesammelt und verdichtet wurden. Das ist das Thema des nun folgenden Buchteils. Jetzt lohnt sich auch ein orientierender Blick auf das Schema im zusammenfassenden 7 Kapitel 5.2 (. Abb. 5.1). Die linke Hälfte (»Grundlagen «) und das Thema innere Freiheit sind besprochen. Nun folgen die Bereiche »inneres Wachstum« und »Alltagsmanagement«.

3.1 Die Kreise des Wachstums

3.1.1 Wie sekundäre Antriebe aus Fremdzweckmotivationen

entstehen Um den Schlüsselmechanismus des psychischen Wachstums verstehen zu können, müssen wir uns nun an die im ersten Buchteil vermittelten Grundlagen erinnern. In 7 Abschnitt 1.2.3 hatten wir die drei Stufen der Motiviertheit besprochen. Die niedrigste Stufe ist die Willenshandlung: Wir wissen, dass bestimmte Dinge einfach getan werden müssen, auch wenn sie uns keine Freude machen. Wir mobilisieren dann die Trotzmacht unseres Geistes und zwingen uns dazu, diese Dinge zu tun.

Die nächsthöhere Stufe hatten wir als Fremdzweckmotivation bezeichnet: In Bezug auf eine begrenzte Zahl von Motiven sind wir angeborenermaßen durch primäre Antriebe motiviert: Wir wollen Sex, kulinarische Genüsse, soziale Anerkennung und Dominanz oder den Generalschlüssel zu all dem: Geld.

Kraft unserer Vernunft sind wir fähig zu erkennen, dass und wie wir uns diese primär begehrten Güter durch bestimmte Tätigkeiten verfügbar machen können. Dann können wir uns durch Antizipation der zu erwartenden primären Freuden für diese Tätigkeiten motivieren. Wenn wir unsere Steuererklärung lustlos abarbeiten, wäre das eine Willenshandlung. Wenn wir uns dabei aber schon auf den neuen Sportwagen freuen, den wir nach Eingang der Rückzahlung zu kaufen beabsichtigen, läge eine Fremdzweckmotivation vor (dabei hat das primäre Motiv der sozialen Anerkennung mit der Tätigkeit inhaltlich nichts zu tun, es ist ihr fremd).

Die dritte Stufe der Motiviertheit wird von der Selbstzweckmotivation gebildet: Wir tun etwas um seiner selbst willen, weil uns die Tätigkeit aus sich heraus Freude macht. Dieser Effekt tritt dann ein, wenn wir diese Tätigkeit mit einer gewissen Meisterschaft beherrschen, wenn also während unseres Tuns möglichst viele Prozessmomente mit hoher Passgenauigkeit zusammenwirken. Das Ausmaß und die Güte des Zusammenwirkens aller Prozessmomente bei einem Tätigkeitsablauf hatten wir als Synergität bezeichnet.

(Zur Erinnerung: Komplexe Tätigkeitsprozesse sind wissenschaftlich als synergetische Strukturen zu sehen, die durch hierarchische Systeme von Attraktoren reguliert werden. Je komplexer der Gesamtprozess ist und je näher alle Teilprozesse am Zentrum ihrer Attraktoren laufen, desto größer ist die Synergität – vgl. 7 Abschn. 1.2.5.)