Nomade - Der Sohn des Sehers

von: Torsten Fink

Blanvalet, 2010

ISBN: 9783641038984 , 464 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 8,99 EUR

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Nomade - Der Sohn des Sehers


 

"Eisenstraße (S. 142-143)

HARBOD BESTAND DARAUF, als Anführer seiner Männer an der Seite von Yaman Aryak zu reiten, sehr zum Verdruss von Curru, der diesen Platz sonst innehatte. Merege wollte sich am Ende des Zuges einreihen, neben Eri, aber der schrie sie an, er werde sie töten, wenn sie ihm zu nahe käme. An der Seite von Tauru und Marwi konnte sie auch nicht reiten, denn der Bognersohn sollte auf den Verwundeten achten. Marwis Schulterwunde hatte sich verschlimmert, und man sah ihm an, dass er ständig Schmerzen litt. Auch die beiden Jungkrieger des Fuchs-Klans, die vor Tauru ritten, wollten das Mädchen nicht an ihrer Seite haben.

»Du bist eine Zauberin, und sie sagen, dass vielleicht du Schuld hast am Tode meines Vetters Dege«, sagte der ältere der beiden feindselig. »Komm uns also nicht zu nahe, Weib!« Mabak, der hinter Awin ritt, wollte sie ebenfalls nicht dulden und scherte wortlos aus der Reihe aus, ebenso der Fuchs-Krieger, der bis dahin neben ihm geritten war. Der Yaman ließ den Sger anhalten. »Deine Männer scheinen sich vor mir zu fürchten«, sagte Merege ruhig, als Aryak fragte, was die Unruhe zu bedeuten habe. »Du bist eine Hexe, Kariwa, das wissen sie«, meinte Curru. Merege lenkte ihren Fuchs nah an Curru heran.

»Und du redest von Dingen, die du nicht verstehst, alter Mann. Ich bin ebenso wenig eine Hexe, wie du ein Seher bist!« »Sie soll nicht mit uns reiten, Baba«, rief Ebu. »Ich weiß, du hast dein Wort gegeben, aber hast du auch versprochen, dass sie in unserer Mitte reitet? Sie mag uns folgen, wenn sie unbedingt will.« »Aus diesem Sger wird niemand ausgestoßen, mein Sohn«, belehrte ihn der Yaman. »Dann lass Awin neben ihr reiten. Wenn sie ihn behext, kann unser Sger den Verlust verschmerzen«, erwiderte Ebu giftig. Awin erbleichte. Das war selbst für Ebus ohnehin anmaßende Art ungeheuerlich.

Er bemerkte die Seitenblicke, die sich die Männer zuwarfen. »Ebu, mein Sohn, wenn du dich nicht selbst am Ende dieses Zuges wiederfinden willst, solltest du deine Zunge hüten«, wies ihn Aryak scharf zurecht. »Dennoch werde ich deinem Vorschlag folgen, aber aus anderen Gründen, als du denkst. Es scheint mir nämlich so zu sein, dass Awin der Einzige von euch ist, der keine Angst vor dieser jungen Frau hat.« »Aber sie soll nicht in meine Nähe kommen, Baba«, rief Eri aufgebracht. Der Yaman sah seinen Jüngsten nachdenklich an. Dann nickte er knapp. »Du magst wieder mit den Yamanoi reiten, mein Sohn, doch sei gewarnt, es ist noch lange nicht vergessen, was du getan hast.« »Was hat er denn getan?«, fragte einer der Fuchs-Krieger Awin halblaut.

Aber Awin beantwortete die Frage nur mit einem Achselzucken und lenkte seinen Schecken mit sehr gemischten Gefühlen an seinen neuen Platz am Ende des Sgers. »Stimmt es, was sie sagen?«, fragte ihn die Kariwa, als sie neben ihm auftauchte. »Was meinst du?«, fragte er vorsichtig. »Dass du keine Angst vor mir hast.« Awin zuckte wieder mit den Schultern. »Sollte ich mich denn vor dir fürchten?« Merege sah ihn aus ihren hellen Augen einen langen Moment unbewegt an."