Kölner Kreuzigung - Kriminalroman

von: Stefan Keller

Gmeiner-Verlag, 2010

ISBN: 9783839235188 , 278 Seiten

Format: PDF, ePUB, OL

Kopierschutz: DRM

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones Online-Lesen für: Windows PC,Mac OSX,Linux

Preis: 8,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Kölner Kreuzigung - Kriminalroman


 

24 (S. 152-153)

Zurück in Köln nahm sich Marius zuerst Zeit, das Büro und vor allem die Bürotür gründlich nach Einbruchsspuren abzusuchen. Doch selbst als er Schloss und Türrahmen mit einer Lupe aus Brocks Schreibtisch betrachtete, konnte er keine Spuren entdecken. Wenn Merheimer in das Büro eingebrochen war und davon war Marius überzeugt, dann war er ein echter Profi. Interessant, welche Fähigkeiten die Mitarbeiter der Hochkirchen Beteiligungsgesellschaft besaßen. Er würde sich beizeiten intensiver mit Merheimer und seinem Hintergrund beschäftigen, beschloss Marius. Kurz überlegte er, ob er seine Wohnung überprüfen sollte, verwarf den Gedanken allerdings.

Dank einer übervorsichtigen Vormieterin besaß er neben zwei Türschlössern einen stabilen, abschließbaren Querbalken aus Metall auf der Türinnenseite, den Marius meist sogar benutzte. Falls Merheimer nicht die Außenfassade hochklettern würde, hatte er kaum eine Chance, in Marius’ Wohnung zu gelangen. Daher beschloss der Detektiv, sich drängenderen Fragen zuzuwenden. Er wollte mehr über die Soldaten wissen, die den Kunsttransport in Fischelbach abgeliefert hatten, und nach einer längeren Suche stieß er im Internet auf die Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht. Diesen Lindwurm von einem Namen musste er sich aufschreiben, um ihn nicht zu vergessen.

Aber auch wenn der Name der Dienststelle ein wahres Monstrum war und Marius schwerste bürokratische Hürden erwartete, fiel die Frage nach der Auskunft erstaunlich leicht. Er erklärte einer ruhigen, freundlichen Stimme am Telefon sein Interesse mit allgemeinen Forschungszwecken, und der Sachbearbeiter am anderen Ende der Leitung nahm die Namen auf und versprach, sich darum zu kümmern. Wenn Marius Pech hatte, waren beide gefallen.

Das war nicht unwahrscheinlich, aber da das Bild 25 Jahre nach dem Krieg noch existiert hatte, war es dennoch besser als nichts. Interessant würde die Sache vor allem dann werden, wenn die beiden Soldaten den Krieg überlebt hatten. »Wie lange dauert so eine Anfrage denn? Wann kann ich mit einem Ergebnis rechnen?« »Ich denke, dass Sie so in zwölf Monaten von uns hören werden.« Marius fiel fast der Telefonhörer aus der Hand, als er das hörte. »In zwölf Monaten? Ich will Sie nicht hetzen, aber ich bräuchte die Auskünfte ein klein wenig schneller.« Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang, als würde sie diesen Satz öfter hören.

Die Freundlichkeit verschwand augenblicklich. »Gestern, oder was?« »Morgen Abend würde mir reichen.« »Dann müssen Sie selber vorbeikommen.« Ohne ein weiteres Wort legte der Mann auf. Marius überlegte, ob die vage Spur einen Flug nach Berlin wert wäre. Immerhin bestand die Möglichkeit, dass dieser Transport in den 40er-Jahren nicht das Geringste mit dem Verschwinden des Bildes zu tun hatte. Marius wusste nicht allzu viel über die Lage in Köln während des Krieges, dachte sich jedoch, dass es genug Chaos und damit genug Möglichkeiten gegeben haben konnte, Bilder aus dem Museum zu entwenden. Auf der anderen Seite hatte er nicht viel mehr.