Gedichte

von: Friedrich Hölderlin

Jazzybee Verlag, 2012

ISBN: 9783849622602 , 540 Seiten

Format: ePUB

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Preis: 4,99 EUR

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Gedichte


 

Die heilige Bahn


 

Ist also dies die heilige Bahn?

Herrlicher Blick – o trüge mich nicht!

Diese geh ich?? schwebend auf des Liedes

Hoher fliegender Morgenwolke?

 

Und welch ist jene? künstlich gebaut

Eben hinaus, mit Marmor beschränkt,

Prächtig gerad, gleich den Sonnenstrahlen –

An der Pforte ein hoher Richtstuhl?

 

Ha! wie den Richtstuhl Purpur umfließt,

Und der Smaragd, wie blendend er glänzt,

Und auf dem Stuhl, mit dem großen Szepter

Aristoteles hinwärts blickend

 

Mit hellem scharfem Aug auf des Lieds

Feurigen Lauf – und jenes Gebirg

Eilt sie hinweg – mutig in die Täler

Stürzt sie, ungestüm, und ihr Boden

 

Ist wie des Nordens Flammengewölk,

Wallend vom Tritt des rennenden Gangs –

Waffengeräusch rauschen seine Tritte

Über alternde Wolkenfelsen.

 

Ha! sie ist heiß, die heilige Bahn –

Ach wie geübt der Große dort rennt,

Um ihn herum – wie da Staunen wimmelt,

Freunde – Vaterland – fernes Ausland.

 

Und ich um ihn mit Mückengesums

Niedrig – im Staub – Nein, Großer, das nicht.

Mutig hinan! – ! – Wanns nun da ist, voll ist... 

 

Keppler


 

Unter den Sternen ergehet sich

Mein Geist, die Gefilde des Uranus

Überhin schwebt er und sinnt; einsam ist

Und gewagt, ehernen Tritt heischet die Bahn.

 

Wandle mit Kraft, wie der Held, einher!

Erhebe die Miene! doch nicht zu stolz,

Denn es naht, siehe es naht, hoch herab

Vom Gefild, wo der Triumph jubelt, der Mann,

 

Welcher den Denker in Albion,

Den Späher des Himmels um Mitternacht,

Ins Gefild tiefern Beschauns leitete,

Und voran leuchtend sich wagt' ins Labyrinth,

 

Daß der erhabenen Themse Stolz,

Im Geiste sich beugend vor seinem Grab,

Ins Gefild würdigern Lohns nach ihm rief:

»Du begannst, Suevias Sohn! wo es dem Blick

 

Aller Jahrtausende schwindelte;

Und ha! ich vollende, was du begannst,

Denn voran leuchtetest du, Herrlicher!

Im Labyrinth, Strahlen beschwurst du in die Nacht.

 

Möge verzehren des Lebens Mark

Die Flamm in der Brust – ich ereile dich,

Ich vollend's! denn sie ist groß, ernst und groß,

Deine Bahn, höhnet des Golds, lohnet sich selbst.«

 

Wonne Walhallas! und ihn gebar

Mein Vaterland? ihn, den die Themse pries?

Der zuerst ins Labyrinth Strahlen schuf,

Und den Pfad, hin an dem Pol, wies dem Gestirn.

 

Heklas Gedonner vergäß ich so,

Und, ging' ich auf Ottern, ich bebte nicht

In dem Stolz, daß er aus dir, Suevia!

Sich erhub, unser der Dank Albions ist.

 

Mutter der Redlichen! Suevia!

Du stille! dir jauchzen Aeonen zu,

Du erzogst Männer des Lichts ohne Zahl,

Des Geschlechts Mund, das da kommt, huldiget dir.

 

An Thills Grab


 

Der Leichenreihen wandelte still hinan,

Und Fackelnschimmer schien auf des Teuren Sarg,

Und du, geliebte, gute Mutter!

Schautest entseelt aus der Jammerhütte,

 

Als ich, ein schwacher, stammelnder Knabe noch,

O Vater! lieber Seliger! dich verlor,

Da fühlt ichs nicht, was du mir warst, doch

Mißte dich bald der verlaßne Waise.

 

So weint ich leisen Knabengefühles schon,

Der Wehmut Träne über dein traurig Los,

Doch jetzt, o Thill! jetzt fühl ichs ernster,

Schmerzender jetzt über deinem Hügel,

 

Was hier im Grab den Redlichen Suevias

Verwest, den himmelnahenden Einsamen.

Und, o mein Thill ! du ließst sie Waisen?

Eiltest so frühe dahin, du Guter?

 

Ihr stille Schatten seines Holunderbaums!

Verbergt mich, daß kein Spötter die Tränen sieht

Und lacht, wann ich geschmiegt an seinen

Hügel die bebenden Wangen trockne.

 

O wohl dir! wohl dir, Guter! du schläfst so sanft

Im stillen Schatten deines Holunderbaums.

Dein Monument ist er, und deine

Lieder bewahren des Dorfes Greisen.

 

O daß auch mich dein Hügel umschattete

Und Hand in Hand wir schliefen, bis Ernte wird,

Da schielten keine Vorurteile,

Lachte kein Affe des stillen Pilgers.

 

O Thill! Ich zage, denn er ist dornenvoll,

Und noch so fern, der Pfad zur Vollkommenheit;

Die Starken beugen ja ihr Haupt, wie

Mag ihn erkämpfen der schwache Jüngling?

 

Doch nein! ich wags! es streitet zur Seite ja

Ein felsentreuer, mutiger Bruder mir.

O freut euch, selige Gebeine!

Über dem Namen! Es ist – mein Neuffer.

 

Gustav Adolf


 

Kommt, ihr Kinder von Teut!

Ihr Kinder von Teut! zum Tale der Schlacht.

Entblößet die Häupter, ihr Kinder von Teut!

Und schauet nieder mit heiligem Blick!

Denn hier – hier starb der Mann,

Des Taten die Lande sahn,

Und ihren Felsen geboten,

Zu beugen die Scheitel den Taten des Manns,

Und ihren Hügeln geboten,

Zu beugen ihr Haupt den Taten des Manns;

Des Taten die Meere sahn,

Und Wogen türmten,

Und Stürme beriefen,

Zu donnern ein Lob den Taten des Manns;

Entblößet die Häupter, ihr Kinder von Teut!

Denn hier – hier starb der Mann,

Des Name, wann einst

Des Ozeans Inseln sich küssen,

Und Kolumbens Welt Lusitanias Küsten umarmt,

Von fernen Völkern gepriesen,

Von fremden Zungen genannt,

Am heiligen Denkmal, im Herzen der Edlen

Noch ewig, wie Gottes Gestirne steht,

Entblößet die Häupter, ihr Kinder von Teut!

Und schauet nieder mit heiligem Blick!

Denn hier – starb – Gustav.

 

Es lärmt' im Tale die Schlacht,

Die Siege zu krönen, die blutige Schlacht,

Und Heldenknie sanken, und Felsenherzen erbebten

Vor Gustav Adolfs Schwert,

Und Blut der Räuber floß,

Und Blut der Witwenmörder,

Und Blut der Schänder der Freiheit floß,

Und hinan im Blute der Räuber hinan

Stürzt', als ein Racheblitz des Rächers,

Mit seinen Treuen Gustav hinan.

Er gedachte seiner Taten,

Da flammte sein Auge von Götterlust,

Seiner Taten vor Gott,

Und Himmelsruhe verklärte sein Angesicht

Und hinan, in seiner Himmelsruhe

Stürzt' an der Spitze der Treuen Gustav hinan –

Doch wehe! unter den Treuen

Lauscht' ein Verräter;

Er dachte – der Verräter – den Höllengedanken,

...