Star Trek - Die Anfänge - Alle Romane in einem Band!

von: Vonda N. McIntyre, Margaret Wander Bonanno, Diane Carey

Heyne, 2010

ISBN: 9783641038847 , 1470 Seiten

Format: ePUB, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 8,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Star Trek - Die Anfänge - Alle Romane in einem Band!


 

Die erste Mission
Vonda n. McIntyre
Für Linda M., Katya, Rosie, Dottie, Mary,
Liz und Beth.
Für Ann, Anne und Vera.
Für Susan & Danny,
für die vielen Donnerstagabende.
Und auch für Pat und Staarla.

PROLOG


Blut fließt, bildet seltsame Muster in der Schwerelosigkeit...
Jim Kirk schrie, sprang und streckte die Arme aus...
»Gary, nein...!«
Gary Mitchell brach zusammen, und Jim näherte sich ihm, versuchte, ihn im Auge zu behalten, kämpfte gegen den Schock an, gegen die Ohnmacht, gegen die Schmerzen im zerschmetterten Knie, im Brustkasten, gegen den Druck in seinen Lungen, die sich langsam mit Blut füllten. Wenn er diesen Kampf verlor, drohte seinem besten Freund der Tod.
Ein scharlachrotes Netz verschleierte seinen Blick, und er glaubte sich blind.
Jim schreckte hoch, schnappte nach Luft. Ein Traum. Nur ein Traum. »Carol...?« Er wollte sich an sie schmiegen, sie festhalten, sich auf diese Weise davon überzeugen, daß er neben ihr im Bett lag, die Katastrophe von Ghioghe überstanden hatte.
Dann erinnerte er sich, und es schien, als erwache er aus einem zweiten Traum: Er wohnte nicht mehr in Carol Marcus’ Haus, schlief nicht mehr in ihrem Bett. Er war allein.
Die Sensoren des Zimmercomputers reagierten auf ihn, schalteten das Licht ein. Kirk berührte die Narbe auf seiner Stirn, wischte kalten Schweiß fort. Ghioghe... Bevor die Schwerkraftgeneratoren ausfielen, strömte Blut aus der Wunde, tropfte ihm in die Augen.
Er sehnte sich, wieder schlafen zu können – ohne den Alptraum; doch wenn er die Lider schloß, kehrten die Schreckensvisionen zurück. Außerdem: Die Bettdecke war klamm und zerwühlt, feucht von seinem Schweiß. Er schob sie beiseite.
Jim Kirk, gerade zum Captain von Starfleet befördert, der jüngste Offizier in diesem Rang, Held von Axanar und jetzt auch Ghioghe, der neue Kommandant des Raumschiffs Enterprise – seit zwei Wochen wohnte er in einer gemieteten Schlafkammer für Reisende, in einer von hundert identischen Ruhenischen, die einen großen Block bildeten, einen von hundert anderen am Raumhafen.
Ein ganz besonderer emotionaler Zustand hinderte ihn daran, sich der Schäbigkeit seiner Umgebung bewußt zu werden: Aufregung über sein neues Kommando, Besorgnis in bezug auf Gary Mitchell, Seelenschmerz und Verwirrung in Hinsicht auf das Ende seiner Beziehung zu Carol Marcus. Kirk sah sich um: Seine eigenen Möbel, die er für die Dauer des Abstechers zur Erde in einem entsprechenden Lager deponiert hatte, waren nicht viel besser als der Kunststoffstandard solcher Schlafkammern. Es handelte sich dabei größtenteils um abgenutzte Überbleibsel aus seiner Studentenzeit. Abgesehen von einigen Gegenständen aus massiver Eiche, die aus dem Farmhaus in Iowa stammten, und einem kleinen Perserteppich, den er in einer Laune gekauft hatte, ohne zuvor nach dem Preis zu fragen.
Die Ruhenische bot kaum genug Platz, um aufrecht zu stehen. Kirk blieb auf der schmalen Koje liegen, widerstand der Versuchung, sich zu strecken, ließ den Blick durch die Kammer wandern. Vergeblich trachtete er danach, seine Umgebung mit den Begriffen ›Heim‹ und ›Gemütlichkeit‹ zu assoziieren. Er wäre nicht einmal in der Lage gewesen, Einzelheiten zu beschreiben. Gleichgültigkeit verwandelte sich plötzlich in Abscheu.
Er zog den Koffer aus der kleinen Ablage, öffnete ihn und stopfte seine wenigen Besitztümer hinein: einige Bücher – darunter auch eins, das seinem Vater gehört hatte -, mehrere Familienfotos, einen Brief von Carol. Er spielte mit dem Gedanken, ihn zu zerknüllen und wegzuwerfen, zweifelte jedoch daran, ob das den Heilungsprozeß seiner inneren Wunden beschleunigte.
»Computer.«
»Bereitschaft.«
»Streich mich aus der Wohnliste.«
»Bestätigung.«
Jim schloß den Koffer und verließ die Schlafkammer, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Draußen herrschte noch immer die Dunkelheit der Nacht, obwohl es nicht mehr lange bis zur Morgendämmerung dauern konnte. Kirk streifte die letzten Reste der Müdigkeit von sich ab, verdrängte die Unheilsbilder des Alptraums, die am Rande seines Blickfeldes lauerten. Es war immer der gleiche Traum: Nie ging es um die Destrukturierung des Musters, die Mißverständnisse und fehlerhafte Kommunikation, die schließlich zur Konfrontation führten, nicht einmal um den Kampf selbst. Der Traum verwehrte ihm sogar Erinnerungen an die eigenen Entscheidungen, die viele Besatzungsmitglieder vor dem Tod bewahrten, sein Schiff – die Lydia Sutherland – jedoch als Wrack im Raum zurückließen. Statt dessen wiederholten sich ständig die wenigen Minuten in der Rettungskapsel, jene Szenen, die den schwerverletzten Gary Mitchell zeigten.
Jim ging die Treppe vor dem Ausbildungskrankenhaus Starfleets hoch und achtete darauf, das rechte Knie nicht zu sehr zu belasten. Heute stellte es keine große Behinderung dar. Er wanderte zur Regenerationsabteilung, und niemand hielt ihn auf. Er hatte Bitten formuliert, hatte gefordert, sich an Vorgesetzte gewandt und Beziehungen spielen lassen, um eine außerordentliche Besuchserlaubnis zu erhalten. Schließlich entschied er, die Vorschriften schlicht und einfach zu ignorieren, und inzwischen waren alle daran gewöhnt.
Seit seiner Entlassung aus dem Reg-Tank besuchte er Gary jeden Tag. Er betrat das Zimmer, beobachtete den reglosen Mann, der bis zum Hals in grünem, durchsichtigem Heilgel lag.
Gary hatte es stets gehaßt, krank zu sein, und gerade deshalb bot er einen bedrückenden Anblick. Die Spezialisten versicherten immer wieder, er mache enorme Fortschritte, aber Jim sah einen dünnen, ausgemergelten Körper, gewann einmal mehr den Eindruck, als sauge das Gel die Jugend aus Mitchell heraus. Vor einer Weile hätte er seinen dreißigsten Geburtstag feiern sollen, doch die Regenerierungsstarre hinderte ihn daran. Jim war anderthalb Jahre jünger als sein Freund, gerade neunundzwanzig geworden. Die Nachwirkungen seiner eigenen Verletzungen erfüllten ihn nach wie vor mit Unruhe, mit dem Verlangen, wieder aktiv zu werden, und er wünschte Gary eine rasche Genesung.
Er setzte sich neben ihn und sprach, als könne Gary ihn hören.
»Die Ärzte meinen, du würdest bald erwachen«, sagte Jim. »Ich hoffe, das stimmt. Du liegst hier schon viel zu lange, und das ist nicht fair. Du hättest Ghioghe ohne einen Kratzer überstanden, wenn du nicht wegen mir zurückgekommen wärst.« Jim streckte das rechte Bein, beugte versuchsweise das Knie. Allmählich vertraute er dem neuen Gelenk. Durch die Bewegungstherapie gewann es an Stabilität, so daß er nicht dauernd das Gleichgewicht verlor und fiel. Man erwartete von ihm, daß er die Übungen jeden Tag fortsetzte.
»Sie behaupten auch, in deinem jetzigen Zustand könntest du mich nicht hören. Aber sie irren sich. Und es ist mir völlig gleich, ob man mich für übergeschnappt hält, weil ich mit dir rede.«« Kirk entsann sich an seine letzten Tage in der Regeneration, an ein mentales Zwielicht aus Halbschlaf, Verwirrung und Träumen. »Ich ahnte bei Ghioghe, daß etwas schiefging. Ich konnte die Entwicklung voraussehen. Es ist mir nach wie vor ein Rätsel, wieso Sieren ein solcher Fehler unterlief. Ich... Himmel, es mag sich seltsam anhören, Gary, aber ich sah das sich anbahnende Muster. Ich wußte, daß wir die Krise überstehen würden, wenn sich alle Beteiligten nur dreißig Sekunden lang beruhigten, wenn die Kommandeure noch eine Minute mit dem Feuerbefehl warteten. Aber das war nicht der Fall. Meine Güte, ich habe Sieren bewundert.« Jim konnte Sierens Versagen nicht fassen – ein Fehler, der so viele Todesopfer verlangt hatte. Er holte tief Luft. »Ich sah das Muster, und ich wußte auch, worauf es ankam, um es in Ordnung zu bringen. Aber mir waren die Hände gebunden. Erging es Sieren ähnlich? Mußte auch er sich den Schicksalskräften der Situation fügen? Axanar hätte ebenfalls in einer Katastrophe enden können, aber statt dessen geschah das Gegenteil. Wir überstanden die Gefahren, kehrten ruhmvoll und mit einem Friedensvertrag heim. Nur ein Glücksfall?«
Jim glaubte zu sehen, wie Garys Lider zuckten. Vielleicht nur ein Reflex. Oder seine Phantasie.
»Mach dir nichts draus«, fuhr er fort. »Schlaf. Erhol dich wieder. Ich muß bald zur Enterprise, aber ich bin sicher, das Raumschiff kommt einige Monate lang ohne einen Ersten Offizier zurecht. Ich habe dich für diesen Posten vorgeschlagen, und du wirst ihn sofort nach deiner Entlassung bekommen.« »Guten Morgen, Captain.«
Jim beugte sich vor, strich eine dunkle Haarsträhne aus Garys Stirn.
»Captain?«
Kirk sah auf. Christine Chapel stand neben ihm; sie gehörte zum Medo-Team der Intensivstation. Jim hatte sie gehört, aber nicht begriffen, daß sie ihn meinte. Er mußte sich erst an seinen neuen Rang gewöhnen. Er war noch während seiner Behandlung im Regenerationstank befördert worden, schlief als Kommandant eines zerstörten Kreuzers ein – und erwachte als Captain eines Raumschiffs der Constellation-Klasse. »Entschuldigen Sie, Miß Chapel. Guten Morgen.«
»Commander Mitchells Biotelemetrie ist bereits besser geworden. Ein gutes Zeichen.« Christine Chapel sah hinreißend aus, trug ihr blondes Haar hochgesteckt.
»Warum erwacht er dann...