Zwangshandlungen und Zwangsgedanken (Reihe Fortschritte der Psychotherapie, Bd. 38)

von: Hans Reinecker

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2009

ISBN: 9783840920554 , 118 Seiten

Format: PDF, OL

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Preis: 17,99 EUR

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Zwangshandlungen und Zwangsgedanken (Reihe Fortschritte der Psychotherapie, Bd. 38)


 

5 Effektivität in der Behandlung von Zwangshandlungen und Zwangsgedanken (S. 62-64)

Ein zentrales Merkmal kognitiver Verhaltenstherapie besteht in dem Anspruch einer empirischen überprüfung des konkreten therapeutischen Vorgehens. Dabei werden als Kriterien der Besserung sowohl Gesichtspunkte aus der Perspektive des Patienten, als auch aus der Sicht des Gesundheitssystems zugrunde gelegt (s. unten, S. 80/81). Idealer Weise sollte die Erfassung von Veränderungen in differenzieller Weise erfolgen, d. h. auf der Ebene des konkreten Verhaltens (&alpha,), der kognitiven Ebene sowie somatisch- physiologischer Merkmale (&gamma,). Um schließlich eine einheitliche und übersichtliche Beurteilung von Wirksamkeit zu leisten, greift man in letzter Zeit vielfach auf Meta-Analysen zurück (s. dazu unten, Kap. 5.2).

5.1 Behandlungseffekte

In der Behandlung psychischer Störungen wird neuerdings zwischen verschiedenen Formen der Effektivität unterschieden, nämlich Efficacy, Effectiveness Die Differenzierung meint Folgendes:

&bull, Efficacy meint die Wirksamkeit eines Verfahrens unter experimentellen und optimalen Bedingungen.
&bull, Effectiveness beschreibt die Wirksamkeit eines Verfahrens unter Bedingungen des Alltags oder der psychotherapeutischen Versorgung.
&bull, Efficiency meint den Wirkungsgrad, also die Effizienz einer Behandlungsstrategie. Hier werden u. a. auch Merkmale der Kosten und des Nutzens mit einbezogen.

Grundsätzlich ist für die Therapie der Zwangsstörungen festzuhalten, dass die meisten Patienten in gewissem Maße von kognitiver Verhaltenstherapie profitieren - vielfach aber nicht in klinisch relevantem Ausmaß (s. Marks, 1987). Dabei ist es unabdingbar, bei der Analyse von Behandlungseffekten von einer klinischen Relevanz auszugehen. Diese ist in der Regel dann erreicht, wenn die Betroffenen ihr "normales Funktionsniveau", wiederum erreicht haben (s. Fisher & Wells, 2005).

In den meisten Therapiestudien geht es um die Efficacy, womit noch nicht unbedingt etwas über die Wirksamkeit in der konkreten Umsetzung ausgesagt ist. Wenn man das Kriterium einer klinisch relevanten Verbesserung zugrunde legt, ist von einer Behandlungseffektivität von 60 bis 80 % beim Ende der Therapie auszugehen. Diese Raten gelten für die Durchführung von Kognitiver Verhaltenstherapie sowohl im stationären, als auch im ambulanten Kontext. Insgesamt gibt es dazu mittlerweile mehr als 100 gut kontrollierte Therapiestudien (vgl. hierzu Kap. 5.2).

Es wurde bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass in der therapeutischen Praxis in der Regel verschiedene Strategien aus dem Spektrum der Kognitiven Verhaltenstherapie zur Anwendung kommen. Auch in der Forschung wird zumeist die Wirksamkeit Kognitiver Verhaltenstherapie untersucht.

Wenn Strategien der Klassischen Verhaltenstherapie, der Kognitiven Therapie bzw. der Kognitiven Verhaltenstherapie gegeneinander getestet wurden, zeigten sich für die einzelnen Verfahren kaum signifikante Unterschiede (s. McLean et al., 2001, Whittal, Thordarson & McLean, 2005, Fisher & Wells, 2005).

Auch Clark (2002) oder Wilhelm und Steketee (2006) weisen für die Kognitive Therapie darauf hin, dass man von einer überlegenheit dieser Kognitiven Strategien gegenüber den "klassischen", Vorgehensweisen nicht ausgehen kann. Die Bedeutung Kognitiver Techniken ergibt sich in besonderer Weise aus der spezifischen Indikation bei therapeutischen Problemstellungen sowie bei einzelnen Untergruppen von Patienten mit Zwangshandlungen und Zwangsgedanken (vgl. dazu Kap. 4.2)."