Fürst und Junker I-III - Historischer Roman

von: Friedrich Axmann, Karl May

Karl-May-Verlag, 2012

ISBN: 9783780216038 , 1100 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 19,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Fürst und Junker I-III - Historischer Roman


 

Vorwort: An der Wiege des ‚Hakawati‘ – Friedrich Axmann und seine erstaunliche Symbiose mit Karl May


 

Ist es denkbar, dass der fleißige und ungemein produktive Schriftsteller Karl May seine Romanhelden Winnetou, Old Shatterhand, Hadschi Halef Omar und wie sie alle heißen, niemals zu Papier gebracht hätte, wäre da nicht ein ihn unbewusst inspirierender Vorgänger gewesen?

Wer das umfangreiche Werk des fantasievollen Sachsen kennt, kann sich das eigentlich kaum vorstellen. Und doch scheint diese Vermutung auf einer realen Grundlage zu beruhen. Stand also an der Wiege des ‚Hakawati‘ – wie sich May in Anlehnung an orientalische Märchenerzähler später gerne nannte – ein anderer Pate? Ein literarischer Ansporn?

Der 33-jährige Karl May war am 2. Mai 1874, nach Verbüßung einer – angesichts seiner eher harmlosen Delikte unangemessen harten – vierjährigen Gefängnisstrafe, aus dem sächsischen Zuchthaus Waldheim entlassen worden und hatte im März des Folgejahres das verlockende Angebot des Dresdener Kolportageverlegers Heinrich Gotthold Münchmeyer gerne angenommen, bei ihm binnen 48 Stunden als Redakteur mit gesicherter Position und festem Gehalt einzutreten. Ganz selbstlos hatte der Verleger die Offerte allerdings nicht unterbreitet, war ihm doch kurz zuvor sein bisheriger Blattmacher Otto Freitag, ein Berliner Schriftsteller, nach einer verlagsinternen Auseinandersetzung unter Mitnahme sämtlicher Manuskripte davongelaufen. Münchmeyer, der die Wochenzeitschrift Beobachter an der Elbe herausgab, stand über Nacht gewissermaßen mit leeren Händen da. Da kam ihm der junge Ex-Sträfling, von dem er schon zuvor die eine oder andere literarische Arbeit – durchweg Kurzgeschichten und Gedichte – gelesen hatte, gerade recht, diese Lücke zu füllen.

May war voller Schaffenskraft und wie jeder ‚neue Besen‘ begann auch er im Verlag fleißig zu kehren. So missfiel dem Jungredakteur beispielsweise jene Gazette, die Otto Freitag vordem betreut hatte. May lag deshalb seinem Verleger in den Ohren, den Beobachter kurzerhand einzustellen, dafür aber zwei neue, von ihm selbst konzipierte Wochenblätter herauszugeben.

Münchmeyer willigte überraschend ein und May machte sich daran, den Start der beiden Zeitschriften unverzüglich in die Wege zu leiten. Auch die Titel hierfür hatte der tatendurstige Blattgründer bereits parat. Schacht und Hütte sollte nach den Intentionen Mays der Bildung und Belehrung von tausenden Berg-, Hütten- und Maschinenarbeitern dienlich sein; das Deutsche Familienblatt hingegen hatte er zur Unterhaltung „für alle Stände“ vorgesehen.

Selbstverständlich wollte sich der Neo-Journalist nicht damit begnügen, die ihm vorliegenden Texte bloß zu lektorieren und zu bearbeiten. Er sah sich ja selbst als Schriftsteller und in den beiden neuen Wochenblättern eine ideale Plattform, darin eigene Gedanken zu veröffentlichen.

Da alles Neue aber zunächst bei potenziellen Käufern bekannt gemacht werden muss, war auch Karl May gezwungen, sich erst einmal als Akquisiteur zu betätigen:

„In Beziehung auf ,Schacht und Hütte‘ bereiste ich Deutschland und Österreich, um die großen Firmen z. B. Hartmann, Krupp, Borsig usw. dafür zu interessieren, und da ein solches Blatt ein Bedürfnis war, so erzielte ich Erfolge, über die ich selbst erstaunte...“

So lesen wir es in Mays Autobiografie Mein Leben und Streben.[1]

Zurück in Dresden, erlebte der unternehmungsfreudige und hoffnungsvolle Literat eine herbe Überraschung.

Pauline Münchmeyer, die Gattin des Kolportageverlegers, hatte sich Mays Entwürfe der Nullnummern von Schacht und Hütte angesehen und war dabei zu der (journalistisch durchaus verständlichen) Auffassung gelangt, dass die von dem jungen Redakteur vorgesehenen Beiträge auf den Titelseiten der ersten fünf Ausgaben – seine belehrenden Geographischen Predigten – zu unattraktiv wären, um genügend Leser zum Erwerb der neuen Zeitschrift zu animieren. Hingegen war ihr der ins Blatt ‚verbannte‘, in Fortsetzungen geplante Kriminalroman eines gewissen Friedrich Axmann sehr positiv aufgefallen. Er betitelte sich Geheime Gewalten. Pauline versprach sich davon einige Spannung und entsprechendes Interesse bei den Zeitungskäufern. Jedenfalls hielt sie diese Story für weitaus attraktiver als den von May ursprünglich vorgesehenen Einleitungsartikel. Kurzerhand verpflanzte sie deshalb seine Geographischen Predigten ins Blattinnere.

Heinrich Münchmeyer versuchte zwar seinen enttäuschten und zu Recht verärgerten Redakteur zu trösten, indem er ihm freudestrahlend eröffnete, „den unendlich glücklichen Einfall“ gehabt zu haben, nach Mays Abreise die von ihm zum Druck vorbereiteten ersten fünf Originalausgaben von Schacht und Hütte umzuändern und zu verbessern, was die Nachfrage ungemein gesteigert hätte. Tausende und Abertausende Exemplare seien inzwischen gedruckt worden, beeilte sich der Verleger zu versichern, um seiner Frau den Rücken zu stärken. Enthusiastisch fügte er hinzu, nunmehr „gar nicht genug liefern“ zu können.

May verurteilte die ohne seine Zustimmung erfolgte Einflussnahme auf seine Blattkonzeption. In der von ihm nie veröffentlichten Prozess-Schrift Ein Schundverlag beklagte er besonders den von der Verlegergattin vorgenommenen Austausch: „Auch meine ,Geographischen Predigten‘ taugten ihr nichts.“[2]

Kritisch beurteilte er zudem die Ignoranz vieler Blattkäufer: „Der Leser, besonders aber der Arbeiter, will Liebesgeschichten haben, wo sie sich entweder kriegen, oder wo sie sich erschießen. Darum hatte man während meiner Abwesenheit meine Nummern umgeändert oder vielmehr, um den richtigen Ausdruck zu gebrauchen, gefälscht, und ohne mein Wissen einen Roman hereingenommen, der mit ,Geheime Gewalten‘ betitelt war... ,Schacht und Hütte‘ musste ganz selbstverständlich nun mit dem fatalen Schundroman weitergeliefert werden. Das raubte mir alle Freude an diesem Blatte...“[3]

Mays Ärger dürfte nicht lange angedauert haben. Die Anzeigenkunden und Abonnenten von Schacht und Hütte jedenfalls scheinen zufrieden gewesen zu sein. So vermochte er schließlich mit einiger Genugtuung zu resümieren: „Der Erfolg war also trotz der Fälschung ein sehr zufriedenstellender...“[4]

Geheime Gewalten war nicht das einzige Romanmanuskript, das Karl May redaktionell zu betreuen hatte. Auch die zweite von ihm konzipierte Wochenzeitschrift aus dem Hause Münchmeyer, das Deutsche Familienblatt, stellte von der ersten Nummer an eine schriftstellerische Arbeit von Friedrich Axmann – den Roman Fürst und Junker – auf die Titelseite. Hierbei handelte es sich um eine historische Erzählung aus der Geschichte Brandenburgs, die während des gesamten ersten Jahrgangs der Wochenzeitschrift in Fortsetzungen zum Abdruck gelangte.

Wer aber war nun jener Friedrich Axmann, dessen erste spannende Erzählung in Schacht und Hütte durch den Redakteur May so abwertend als „fataler Schundroman“ bezeichnet worden war?

Bei der zweiten Erwähnung dieses Autors in der Prozess-Schrift Ein Schundverlag nannte May den Wiener Schriftsteller nicht ausdrücklich beim Namen. Er gab aber immerhin einige Hinweise, die gewisse Rückschlüsse auf die Identität des Betreffenden möglich scheinen lassen. So enthält Mein Leben und Streben folgende interessante Passage: „Wichtig ist, daß Münchmeyer eine ganz ausgesprochene geschäftliche Vorliebe grad für bestrafte Mitarbeiter hatte. Geht man die Schriftsteller und Schriftstellerinnen durch, die für ihn geschrieben haben, so bilden die Bestraften einen ganz bedeutenden Prozentsatz von ihnen. Das bemerkte ich schon bald, nachdem ich bei ihm eingetreten war... Gleich nach meiner Übernahme der Redaktion brachte er mir einen Wiener Postbeamten, der sich an der Kasse vergriffen hatte, als Mitarbeiter...“[5]

Ob Karl May diese wenig schmeichelhafte Andeutung ironisch meinte? Bezog er sie auch auf sich selbst?

Friedrich Axmann jedenfalls arbeitete zunächst von Juli 1869 bis September 1870 als wohlbestallter Beamter im Commerciellen Bureau der K. K. privaten Südbahn-Gesellschaft in Wien. Das wird uns auf Seite 55 des Personal-Schematismus der Oesterreichisch-Ungarischen Eisenbahn-Unternehmungen, der 1870 von der Bibliothek des Wiener Eisenbahnministeriums über die Ueberreutersche Verlagshandlung (M. Salzer) herausgegeben wurde, zweifelsfrei bestätigt. Auf Seite 97 des von Adolph Lehmann verlegten Allgemeinen Wohnungs-Anzeigers hingegen, dem offiziellen Adressbuch der Stadt Wien aus dem Jahre 1876, wird Axmann zwar unter der Anschrift „X. Beamten-Haus der Süd-Bahn“ angeführt, berufsmäßig jedoch bereits als „Schriftsteller“ bezeichnet. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass die betreffende Ausgabe des Wiener Adressbuches laut Impressum bereits im Jahr zuvor, 1875, gedruckt worden war.

Inzwischen ist es geglückt, den bislang im Dunkeln liegenden Lebenslauf des Schriftstellers Friedrich Axmann ziemlich aufzuhellen. Das verdanken wir in besonderer Weise dem im Österreichischen Patentamt in Wien tätigen Karl-May-Forscher Dr. Robert Ciza. Ihm blieb es vorbehalten, sehr viele biografische Unklarheiten im Leben...