Ausgestempelt

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von: Thorsten Beck

Verlag der Criminale, 2003

ISBN: 9783865200297 , 124 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 9,40 EUR

  • Julia Extra Band 323 - Sommernacht in Rom / Heissgeliebter Feind / Prinzessin Undercover / Ein Baby für den Playboy /
    Der Milliardär und das Kindermädchen
    Julia Extra Band 322 - Die Hochzeit des Prinzen / Nur bei dir fühl ich mich geborgen / Verzaubert vom Fest der Liebe / Und immer wieder du! /
    Julia Extra Band 321 - Mit dir unter dem Mistelzweig / Ein verführerisches Geschenk / Zuckerguss und Weihnachtskuss / Frohe Weihnachten, Louise! /
    Julia Extra Band 320 - Verführt von einem Playboy / Sag einfach nur: ich liebe dich! / Liebeszauber auf Santorin / Ausgerechnet mit dem Boss? /
    Süsse Küsse und unschickliche Geheimnisse
  • Heiss verführt - eiskalt betrogen?
    Happy End in Hollywood?
    Die Prinzessin und der Cowboy
    Tausend mal berührt ?

     

     

     

     

     

 

Mehr zum Inhalt

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V.  (S. 35-36)

Als Tim Börne die Tür der Ballettschule geöffnet hatte, hörte er schon von weitem die Anweisungen der Lehrerin. »Kleines Plié«, »Grand Plié« und »Tendu« schallte es ihm entgegen. Die jungen Elevinnen in ihren rosa und weißen Balletttrikots mit Feetwarmers wirkten heute besonders angestrengt bei ihren Figuren. Seine Tochter winkte ihm kurz zu. Die einzige anwesende Mutter teilte Tim mit, dass der Unterricht heute wegen der Aufführung am nächsten Mittwoch eine Stunde länger dauern würde und er zu früh gekommen sei. Tim ärgerte sich über seine Vergesslichkeit. Die Stunde hätte er in seiner Kanzlei noch gut nutzen können. Er beschloss, sich ein wenig die Beine zu vertreten. Die frische Luft würde ihm gut tun.

Tim ging die Winsener Straße hinunter. Linker Hand befand sich das Haus, in dem früher einmal das »Radiant-Kino« untergebracht gewesen war. Heute gab es in ganz Harburg nur noch ein Multiplex-Kino, in dem überwiegend Hollywood-Mainstream und Kinderfi lme gezeigt wurden. Auf der Höhe der neobarocken katholischen Kirche, die aussah, als habe sie früher im Salzkammergut gestanden, überquerte er die Straße. Er bog in die Nöldekestraße ein. Die Häuser auf der rechten Seite waren alle pastellfarben angestrichen: Blaugrün, rosa, ocker. Man konnte deutlich die später angebauten Toilettenschächte erkennen. Rechts ging die Anzengruberstraße ab, die nach einem Wiener Heimatdichter benannt war. Weiter oben gab es auch noch die Roseggerstraße, deren Namensgeber ein steirischer Volksschriftsteller war. Tim erinnerte sich an seine Großmutter, die ihm als Jugendlichem immer die Lektüre von Als ich noch ein Waldbauernbub war empfohlen hatte.

In dieser Gegend war alles irgendwie österreichisch. Dies hing damit zusammen, dass die Phoenix Gummiwerke und die alte Jute- Spinnerei zur Zeit der Industrialisierung Harburgs in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter Arbeitskräftemangel gelitten hat ten, der vornehmlich durch Zuwanderer aus der Donaumonarchie behoben worden war.

Tim schlenderte direkt auf einen mächtigen, mehrstöckigen Backsteinbau mit zwei übergiebelten Mittelrisaliten und einer abgerundeten Gebäudeecke zu, in dem eine Polizeiwache untergebracht war. In der Außenmauer befand sich eine Gedenkplatte, die an die Verschleppung der Sinti und Roma im Mai 1940 erinnerte. »Eure Leiden, Euer Schmerz sind die Narben im Fleisch der Welt«, stand auf der Tafel. Ihm fi el ein irgendwo gelesen zu haben, dass sich während der Nazi-Zeit hier die Harburger Dienststelle der Gestapo befunden hatte.