Star Wars. Clone Wars 1. Clone Wars

von: Karen Traviss

Blanvalet, 2012

ISBN: 9783641077891 , 288 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 9,99 EUR

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Star Wars. Clone Wars 1. Clone Wars


 

PROLOG

De 0r Palast von Jabba, – dem Hutten – Tatooine

In der Galaxie haben die Menschen alle Regeln aufgestellt, daher fühlte sich Jabba, der Hutte, einfach moralisch dazu verpflichtet, sie vollständig zu ignorieren.

Auch seinen Sohn Rotta wollte er in diesem Sinne erziehen.

»Ich könnte dir sagen«, erklärte er und deutete mit seinem kurzen Arm in das Rund des glitzernden Thronsaals, »dass eines Tages alles das hier dir gehören wird. Aber nein. Ich will, dass du mehr bekommst. Viel mehr.« Er griff nach einer unschätzbar wertvollen Kette aus funkelnden Smaragden, in deren Innern ein Geflecht feinster Adern schimmerte, und ließ sie direkt vor der Nase seines Sohnes herabbaumeln. Der um ihn versammelte Hofstaat – Jabba liebte es, all seine begabten, teuren und gehorsamen Diener zu betrachten – sah schweigend zu, während ein Musiker eine beruhigende Weise auf einer gelischen Harfe spielte. »Sieh dir das an. Ist das nicht herrlich? Wirklich kostbar?«

Rotta blubberte vor sich hin, während kleine Speichelblasen über seine Lippen perlten. Er packte die Halskette, um sie genauer zu untersuchen, als wolle er sehen, wie viel Karat die Steine hatten. Ein fröhliches Grinsen zog sich über sein Gesicht, und begeistert schüttelte er die Smaragde wie eine Rassel.

»Je mehr du besitzt, desto mächtiger bist du.« Jabba wartete, bis sein Sohn genug von dem Spielzeug hatte und es losließ. Der Nikto-Wächter trat hinzu und nahm die Edelsteine aus Jabbas Hand. »Unsere Körper sind behäbig, pedunkee, deshalb müssen wir mit dem Kopf umso schneller sein. All das wirst du noch lernen müssen, bevor du mein Imperium erbst.«

Rotta strahlte seinen Vater an. Er ahnte noch nichts von diesem Erbe. Aber das war egal. Jabba würde es ihm immer wieder erklären, jeden Tag, bis Rotta alt genug war, um zu begreifen, dass der einzige Weg, in einer Galaxie, die von diesen schnellen, rücksichtslosen, frechen Zweifüßlern beherrscht wurde, die Nase vorn zu haben, darin bestand, seinen Kopf einzusetzen und sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Sich alles, was man kriegen konnte, unter den Nagel zu reißen, bevor sie es taten – bevor es irgendjemand sonst tat – und noch schnellere und gefährlichere Wesen anzuheuern, die einen dabei unterstützten. Wendigkeit war nicht gerade die Stärke der Hutten. Sie waren für Varl geschaffen, ihre schon lange aufgegebene Heimatwelt, wo ihre Größe und ihre plumpe Form kein Hindernis gewesen waren. Dann hatten sie begonnen, sich mit Menschen zu messen.

Aber wir haben gelernt zu siegen. Wir haben, wie Wissenschaftler es nennen würden, uns eine Nische gesucht – die Kriminalität. Und jetzt kommen die Zweifüßler bettelnd zu uns.

Außerdem – was ist überhaupt ein Verbrechen? Was bildet sich die Republik denn ein, bestimmen zu wollen, was richtig und was falsch ist?

»Es ist bald Zeit für Rottas täglichen Ausflug, Jabba«, sagte der Nikto. »Soll ich den Segelgleiter rufen?«

Jabba blinzelte gemächlich und warf einen Blick auf die Wanduhr aus Elfenbein, die er zum Ausgleich einer Wettschuld angenommen hatte. Oder stammte sie von dem Schmuggler, der seinen Vertrag nicht rechtzeitig hatte erfüllen können und sich damit nur eine kräftige Tracht Prügel statt eines Lochs im Kopf erkauft hatte? Es war egal. In jedem Fall war es Zeit für Rottas Spaziergang, wie sein Kindermädchen es immer nannte, obwohl Hutten nicht liefen, sondern dahinglitschten.

Jabba beugte sich langsam vor und kitzelte Rotta an seinen Kinnwülsten, bevor er ihn hochnahm. Der Kleine war bereits ziemlich schwer, ein Zeichen für seine robuste Gesundheit.

»Ich muss mich um ein paar Geschäfte kümmern, meekie lorda. Geh mit deinem Kindermädchen und sei brav. Morgen fahre ich mit dir.«

Jabba entdeckte in menschlichen Augen oft Aufbegehren. Diese mageren, zerzausten Dinger, die nicht einmal besonders alt wurden, beurteilten alles und jeden aufgrund ihrer eigenen begrenzten Maßstäbe. Sie fanden Hutten abstoßend, das behaupteten sie zumindest. Aber Jabba wiegte seinen Sohn – sein eigen Fleisch und Blut und nur seins, denn Hutten brauchten keinen Partner, um ein Kind zu bekommen – und war fasziniert davon, wie perfekt er war. Er entstammte der direkten Blutlinie seines eigenen Vaters, Zorba, die sich bereits über Tausende von Generationen erstreckte. Dies war der Erbe seines sorgsam errichteten Imperiums. Dies war der Hutte, der alles in den Schatten stellen würde, was Jabba selbst erreicht hatte. Nichts war wichtiger als das.

Die Meinung von irgendwelchen Zweifüßlern jedenfalls nicht.

An diesem Tag war das Kindermädchen ein Droide. Manchmal übernahm ein Twi’lek diese Aufgabe in dem vollkommen willkürlich aufgestellten Dienstplan. Jabba wollte nicht, dass Rotta sich stärker an irgendwelche Diener band als an seinen eigenen Vater. Außerdem misstraute er jedem – absolut jedem –, und je weniger seine Pläne vorauszusehen waren, desto geringer war das Risiko. Ein Sicherheitsteam von schwer bewaffneten Gamorreanern stand bereit, um das Kindermädchen zu begleiten. Tatooine war zwar sein eigenes Revier, aber das war noch lange kein Grund, unvorsichtig zu werden.

Jabba strich Rotta über den Kopf, bevor er ihn seinem Begleitschutz übergab. »Bewacht ihn mit eurem Leben.«

Und sie wussten, er meinte es ernst. Die Eskorte verließ den Thronsaal, und Jabba steuerte seinen Repulsorlift zu dem kunstvoll verzierten Podium, auf dem er seinen nächsten Gast erwarten würde – den Vizekönig von Bheriz. Das war ein bombastischer Titel für einen Bergmann. Aber er war bereit, veredeltes Teniline gegen die Nutzung von Hyperraumstraßen, die von den Hutten kontrolliert wurden, einzutauschen. Und jene Substanz, die für den Bau von Hyperantrieben unverzichtbar war, würde in einem Krieg pures Gold wert sein.

Wenn der Preis nicht stimmte, würde Jabba das Mineral trotzdem in seinen Besitz bringen. Es gab Mittel und Wege, dies zu bewerkstelligen. Aber zu verhandeln war immer noch billiger und einfacher.

Er sah sich im Raum um und nahm befriedigt zur Kenntnis, dass seine Narren, Leibwächter, handverlesenen Diener und Sklaven in beeindruckender Weise um seinen Thron versammelt waren, damit dem Bherizianer in keinem Fall entging, wie mächtig der Hutte war, mit dem er es zu tun hatte.

»Bringt den Vizekönig herein«, befahl Jabba. Dann ließ er sich bequem zurücksinken. Er wollte seinem Besucher deutlich machen, dass es dessen Aufgabe war, ihn erst einmal zu beeindrucken. »Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.«

Allerdings hatte er eigentlich genau das.

Er wurde wahrscheinlich tausend Jahre alt. Bei einer derartigen Lebenserwartung hatte kein Hutte es nötig, sich mit irgendetwas zu beeilen. Jabba verfügte über die Erfahrung, die Kontakte und das Wissen, wie man es normalerweise nur in mehreren Leben sammeln konnte. Er war dieser vergänglichen Spezies also von vornherein überlegen.

Der Vizekönig betrat den Saal, den Kopf ehrerbietig gesenkt – sehr einfühlsam, ein guter Anfang – und verneigte sich.

»Jabba«, begann er in passablem Huttisch. »Es ist sehr freundlich von Euch, mich zu empfangen.«

»Ja, das ist es. Wie viel kannst du liefern?« Jabba nahm einen blubbernden Zug aus seiner Wasserpfeife. »Mit Kleinigkeiten gebe ich mich nicht ab.«

Der Vizekönig von Bheriz war ein gewiefter Gauner, aber Jabba war bereits seit Generationen im Geschäft.

»Jabba …«, begann er, und sein Blick irrte unsicher umher, als würde er krampfhaft vermeiden, die Twi’lek-Tänzerinnen anzusehen, die sich um den Thron herum drapiert hatten. »Ich kann Euch ein Viertel unserer Jahresproduktion von Teniline anbieten im Tausch gegen …«

»Die Hälfte.« Jabba warf erneut einen Blick auf die elfenbeinerne Uhr. »Normalerweise würde ich darauf bestehen, alles zu bekommen, aber mein Sohn hat mich sentimental gemacht.« Seine Marktanalysten hatten ihm gesagt, dass die Preise für Teniline innerhalb von fünf Jahren in den Keller fallen würden, da man gerade Antriebe auf Basis von Hexophilenin entwickelte. Man sollte darauf achten, selbst nicht mehr allzu viel auf Lager zu haben. »Hast du Söhne?«

»Nein … Töchter«, erwiderte der Vizekönig leise. »Drei.«

Jabba war sich nicht sicher, ob es dem Vizekönig leid tat, dass er keine männlichen Nachkommen hatte oder er es einfach nur als gegeben ansah.

»Fantastisch«, bemerkte Jabba. »Eine ununterbrochene Blutlinie ist etwas Großartiges. Jetzt besiegle den Handel, und ihr habt freie Fahrt auf allen Straßen der Hutten.«

Natürlich war die Fahrt nicht frei. Sie war nur etwas billiger, als wenn sich der Vizekönig quergestellt hätte.

Man wurde sich schnell handelseinig, und auch den Preis fand Jabba akzeptabel. Danach scheuchte er den Vizekönig mit einer Handbewegung hinaus und sog wieder an seiner Wasserpfeife. Manchmal fühlte sich einfach jeder Tag wie der andere an. Jahrzehnt um Jahrzehnt, Jahrhundert für Jahrhundert. Er hatte sich nach irgendetwas Neuem umgesehen, um sich die Zeit zu vertreiben. Nichts Besonderes; er hatte schon viel zu viel in seinem Leben erlebt, um zu glauben, dass es noch irgendetwas wirklich Aufregendes geben konnte. Aber er suchte etwas, das ihn ablenkte. Den Musikern gelang dies eine gewisse Zeit lang. Jabba lauschte versunken ihren Tönen.

»Jabba! Jabba!«

Eine der Nikto-Wachen kam in den Raum gestürzt. Er fiel im wahrsten Sinne des Wortes auf die Knie und rutschte den letzten halben Meter über die polierten Fliesen. Niktos gerieten normalerweise nicht in Panik. Ganz offensichtlich brachte er ziemlich schlechte Nachrichten, von denen er wusste, dass sie...