Star Wars. X-Wing. Die Gespensterstaffel

von: Aaron Allston

Blanvalet, 2012

ISBN: 9783641077464 , 512 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 7,99 EUR

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Star Wars. X-Wing. Die Gespensterstaffel


 

1


Zwölf X-Flügler-Abfangjäger tauchten mit brüllenden Triebwerken in die Atmosphäre ein.

Die Welt, die unter ihnen lag, Coruscant, früher einmal Thronwelt des Imperiums, war eine einzige Stadtlandschaft, eine riesige City, die von einem Pol bis zum anderen reichte, bedeckt von grauen Wolken, durch die weiße und gelbe Blitze zuckten.

Der Staffelkommandant, der einen schwarzen Jäger mit einem unpassend fröhlich wirkenden grüngoldenen Schachbrettmuster am Bug flog, schüttelte den Kopf, als er das düstere Bild sah, das sich seinem Blick darbot. Nach all der Zeit, die er hier verbracht hatte – auch nach der entscheidenden Rolle, die er bei der Eroberung dieser Welt für die Neue Republik gespielt hatte –, konnte er sich immer noch nicht an die Arroganz von Coruscant gewöhnen, einer Welt, die nur regieren oder untergehen konnte: Schließlich gab es außer Soldaten, Offizieren und Bürokraten nichts, was der Planet produzierte, weshalb er auf Importe von Lebensmitteln aus der ganzen Galaxis angewiesen war.

Er nahm einen visuellen Scan seiner unmittelbaren Umgebung vor. »Sonderstaffel Drei, aufschließen. Wir wollen denen schließlich eine Show liefern.«

Ein grüner X-Flügler schloß dichter auf. »Ja, Sir.« Obwohl das Kommsystem die Stimme etwas verzerrte, klang sie doch eher nachsichtig als militärisch.

»Das heißt >Ja, Wedge<, bis wir wieder offiziell im Dienst sind«, grinste der Kommandant. »Oder vielleicht >Ja, Erhabener<. Oder >Ja, du, der du von ganz Corellia beneidet wirst<, oder —«

Ein Stöhnen in seinem Kopfhörer unterbrach seinen Redefluß. Die Stimme von Nawara Ven, dem stellvertretenden Staffelkommandanten, einem Twi’lek, fiel ihm ins Wort. »Hör schon auf, dich zu beklagen. Er hat sich schließlich einen kleinen Urlaub von der Wirklichkeit verdient.«

Dann die Stimme von Tycho Celchu, dem Stellvertreter von Wedge, scharf und militärisch: »Sensoren zeigen Jägerstaffel auf Gegenkurs. Geschwindigkeit X-Flügler oder besser: Sensorprofile lassen X-Flügler vermuten.«

»Formation beibehalten«, entschied Wedge und schaltete dann sein Komm von der Geschwaderfrequenz auf die Militärfrequenz der Neuen Republik. »Sonderstaffel an X-Flügler Formation. Bitte identifizieren Sie sich.«

Die Stimme, die ihm antwortete, klang amüsiert und vertraut. »Falsche Bezeichnungen, Sir. Wir sind die Sonderstaffel. Sie sind einfach eine Staffel ohne Namen. Aber die nächsten paar Minuten werden wir Ihnen den Gefallen tun, uns selbst als Staffel Rot zu bezeichnen, damit es kein Durcheinander gibt. Wir sind Ihre Eskorte.«

»Hobbie? Sind Sie das, Lieutenant Klivan?«

»Captain Klivan ... und auch das wieder nur für die nächsten paar Minuten.«

Die andere X-Flügler Einheit war jetzt mit bloßem Auge erkennbar und stieg allmählich auf gleiche Höhe mit Wedges Staffel. Zu seiner Verblüffung stellte Wedge fest, daß das Dutzend Abfangjäger die traditionellen roten Streifen und den zwölfzackigen Stern der Sonderstaffel trugen. »Hobbie, erklären Sie mir das.«

»Keine Zeit, Sir. Wir haben einen Kurswechsel für Sie. Das Hohe Kommando hat beschlossen, diese ganze Aktion über das Holonet zu verbreiten —«

»Du meine Güte.«

»— stellen Sie also Ihren neuen Kurs auf dreiundneunzig, passen Sie sich meiner Sinkgeschwindigkeit an, und wir sorgen dafür, daß Sie in einem Stück ankommen. Anschließend sind Sie auf sich selbst gestellt.«

Binnen weniger Augenblicke war ihr Ziel klar: Imperial Plaza, ein gewaltiger kreisförmiger Platz von solchen Dimensionen, daß man ihn trotz der ihn umgebenden Wolkenkratzer auch dann aus der Luft sehen konnte, wenn man nicht direkt darüber stand. Eine gewaltige Zuschauermenge drängte sich auf dem Platz; selbst aus dieser Höhe konnte Wedge Fahnen und eine Art Nebel erkennen, bei dem es sich wahrscheinlich um Konfetti handelte.

An der Westseite des Platzes war eine Rednertribüne errichtet worden mit abgesperrten offenen Flächen nördlich und südlich davon — offensichtlich die Landezonen für die beiden Staffeln.

Als sie auf den Platz hinabsanken, schaltete Wedge sein Kommsystem wieder auf den Staffelkanal. »Einmal um den Park, auswärts backbord, zurück steuerbord mit fünfhundert. Die sind hergekommen, um eine Show zu sehen. Die sollen sie haben.«

Er bekam sofort Hobbies Antwort auf demselben Kanal: »Dito, Rot. Aber steuerbord nach backbord, Rückkehr auf sechshundert Metern. Die schlampigste Gruppe bezahlt die Drinks.«

Die beiden Staffeln lösten sich voneinander, umkreisten den Platz so tief, daß die Flügelspitzen der X-Flügler manchmal nur wenige Meter von den Gesichtern der Bewunderer entfernt waren, die sich an den Fenstern der Wolkenkratzer drängten. Die Staffeln begegneten sich am äußersten Ende des Platzes, trafen sich dann wieder an der Ausgangsposition und brausten in spiralförmigem Flug auf die Landezonen zu.

Die Sonderstaffel visierte die nördliche Landefläche an. Staffel Rot die südliche. Auf dreihundert Meter Distanz sagte Wedge: »Landekufen und Repulsorlifts, Leute«, und beide Staffeln schwebten im senkrechten Sinkflug, nur von ihren Antischwerkraftaggregaten getragen, auf ihre Landepositionen.

Wedge lächelte. »Staffel Rot sieht recht gut aus, Hobbie. Bloß schade, daß Sie noch keine Zeit hatten, denen richtigen Präzisionsflug beizubringen.«

»Was?«

»Sonderstaffel, Paradeformation Sechseck, Ausführung!«

Nach kurzem Zögern — die komplizierten Paradeformationen waren lange nicht geübt worden — teilte sich die Sonderstaffel in ihre drei Rotten auf, und jede Rotte nahm Sechseckformation ein — ein X-Flügler vorn, einer hinten und die beiden anderen nebeneinander in der Mitte —, wobei Wedges Rotte vorn und die beiden nebeneinander positionierten hinter ihm flogen und damit ein Dreieck aus Sechsecken bildeten, die alle nach Osten orientiert waren.

Wedge konnte trotz des Rauschens der Repulsorlifts die Beifallsrufe aus der Menge hören.

Gleich darauf hörte er Hobbies Stimme aus dem Komm: »Staffel Rot, gleiches Manöver, aber hundertachtzig Grad zu denen orientiert.« Er klang eher amüsiert als verärgert. Augenblicke später hatte Hobbies Staffel dieselbe Formation eingenommen, nur daß seine X-Flügler nach Westen sahen.

Wieder Beifallsrufe — die Menge geriet allmählich in einen wahren Begeisterungstaumel.

»Ein wenig wackelig, Hobbie.«

»Wir waren noch nicht so lange zusammen, Wedge, aber ein paar Tricks kennen wir immer noch. Und angefangen haben Sie das ja. Rotte Rot Drei, blockiert Rotte Eins Sonderstaffel!«

Das Dreieck aus drei Jägern, das an steuerbord hinter Hobbie flog, löste sich aus der Formation der Roten Staffel, kippte zur Seite und wechselte die Flugrichtung, ohne dabei die eigene Formation zu verändern, positionierte sich keine zehn Meter unter Wedges Rotte und strebte der Stelle zu, wo Wedge gelandet wäre.

»Nicht schlecht, Hobbie. Rotte Zwei Sonderstaffel, Rotte Eins Rot blockieren!«

Corran Horn ließ seine Gruppe in seinem grünen X-Flügler mit den schwarzweißen Emblemen ein ähnliches Manöver ausführen und positionierte sie direkt unter Hobbie Klivans Gruppe.

»Gut gemacht. Rotte Zwei Rot, Rotte Drei Sonderstaffel blockieren!«

»Rotte Eins Sonderstaffel, Rot Zwei ersetzen!«

Die einzelnen Rotten der beiden Staffeln flogen im Zickzack über der Rednertribüne, während sie ihren Landeplätzen immer näher kamen, eine beeindruckende Demonstration von Präzisionsflug, bis die Sonderstaffel schließlich, als sie nur noch zehn Meter über der Landefläche war, über der südlichen Landezone und Staffel Rot über der nördlichen Landezone Position bezogen hatte. Die zwei Dutzend Abfangjäger setzten im Sekundenabstand auf.

Als die Piloten aus den Cockpits kletterten, schlug ihnen tosender Applaus entgegen: Diplomaten der Neuen Republik und alte Freunde zerrten sie auf die Rednertribüne, Wolken von Konfetti regneten aus den Hochhäusern rings um den Platz auf sie herab, und aus den Kehlen von Tausenden begeisterter Zuschauer hallten aufmunternde Rufe. Wedge schaffte es noch, Hobbie und dessen Stellvertreter Wes Janson die Hand zu schütteln, ehe er mit allen Piloten in eine Reihe gezerrt wurde; der Lärm der Menge war zu laut, als daß sie einander hätten hören können.

Vorn auf der Rednertribüne an einem kleinen Podium stand die beliebteste Sprecherin des Provisorischen Rates der Neuen Republik, Prinzessin Leia Organa von Alderaan. Im Gegensatz zu den meisten anwesenden Vertretern der Neuen Republik war sie schlicht gekleidet und trug einfaches, weißes Senatorengewand mit einem Gürtel. Sie fing Wedges Blick auf und lächelte ihm zu. Dabei deutete sie ein leichtes Kopfschütteln an, um ihm zu erkennen zu geben, daß sie ebenso wie er eigentlich solche öffentlichen Spektakel mißbilligte, und wandte sich dann wieder der Menge zu.

Mit einer Handbewegung brachte sie die Menge so weit zum Schweigen, daß sie ihrer von Lautsprechern verstärkten Stimme Gehör verschaffen konnte. »Bürger der Neuen Republik — die Sonderstaffel!« Wieder ging ein Brausen durch die Menge, ehe sie fortfuhr: »Bevor ich Commander Antilles das Wort erteile, sollte ich vielleicht die jüngsten Leistungen der Staffel ins richtige Licht rücken. Ihnen ist es zu verdanken, daß wir wieder regelmäßig mit Bacta versorgt werden – einer ausreichenden Menge, um die letzten...