Suchen und Finden
"Knoten 1. und 3. Faden (S. 110-111)
»Was hast du denn da mitgebracht? Ich dachte, ihr habt noch gar nicht angefangen zu bauen?« Beni lag auf dem Sofa und ließ die Beine über die Lehne baumeln. Zu meinem Verdruss erkannte ich, dass sie mal wieder eine meiner Blusen, eine beigefarbene mit Taschen und Schulterlaschen, die ich besonders mochte, ausgeliehen hatte.
»Sag mal, hast du keine eigenen Klamotten mehr?« »Hey, Laus auf der Leber? Ich wasche sie dir auch wieder.« »Das hat doch damit nichts zu tun. Du kriegst genug Taschengeld, um dir deine eigenen Sachen zu kaufen.« »Laus mit Schuhgröße achtundvierzig! Hat dich dein Wulfi geärgert, oder warum bist du so stinkig?« Beni rutschte in eine aufrechtere Stellung und sah mich an. Sie hatte nicht ganz unrecht, es war ein nervender Tag gewesen. Deshalb war ich ziemlich kurz angebunden. Und das mit den Kleidungsstücken ging mir zusätzlich auf den Geist. Allerdings musste ich zugeben, seit sie bei mir wohnte, hatte ich nie wieder das Bügeleisen bewegt, Beni hatte geradezu einen Wäschetick.
»Was du da siehst, ist ein Ferienpark, der bereits existiert. Karola war dort und meinte, ich solle ihn mir mal ansehen.« »Ah, Lokaltermin also.« »Ja. Und sie hat auch eine nette Idee gehabt. Sie meinte nämlich, dass wir beide da mal ein Wochenende verbringen könnten. « »Das ist eine nette Idee?« Beni sah die Hochglanzbroschüre zweifelnd an. »Ich dachte, du gehst gerne schwimmen. Du bist doch den ganzen Sommer über kaum vom See weggekommen.«
»See, ja. Das ist der Punkt. Ich mag diese Hallenschwimmbäder nicht.« »Das ist doch kein Hallenschwimmbad. Das ist eine Badelandschaft. Mit …« »Ein aufgemotztes Hallenschwimmbad. Trotz Wirbelstrahl und Wellenrauschen. Kannst du für mich vergessen. Ich war vor zwei Jahren mal in einem, hat mich nicht angemacht. Brauch ich nicht noch mal.« »Huch, was ist denn da vorgefallen?« »Nix, außer dass es mich angeödet hat, mich mit lauter glücklichen Familien in tropischer, stinkender Treibhausluft herumzudrücken.«
»Meine jüngere Schwester ist ein rechter Naturbursche, was?« »Fahr doch mit deiner Karola und ihrem Jessy-Schätzchen da hin.« »Na, wem ist denn jetzt die Laus über die Leber getrampelt? « »Nur mir. Mach dir nichts draus.« »Probleme in der Schule?« Seit zwei Wochen war Beni wieder ins Schülerdasein zurückgekehrt. Aber die Leichtigkeit, mit der sie in den vergangenen Schuljahren den Stoff gemeistert hatte, wollte sich noch nicht so recht einstellen. Das Niveau war augenscheinlich wirklich hoch und ihre Mitschüler ihr ein ganzes Stück voraus. »Nö. Aber ein Haufen Arbeit. Französisch ist eine Katastrophe, Mathe ein Desaster, die mittelhochdeutschen Dichterlinge ein Gräuel, und menschlich hab ich auch ein Trauerspiel am Hals!«"
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