Schlafstörungen

von: Kai Spiegelhalder, Jutta Backhaus, Dieter Riemann

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2011

ISBN: 9783840923456 , 88 Seiten

2. Auflage

Format: PDF, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 17,99 EUR

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Mehr zum Inhalt

Schlafstörungen


 

5 Wirksamkeit der Methoden (S. 59-60)
Progressive Muskelentspannung nach Jacobson
Die Progressive Muskelentspannung wurde in vielen Studien empirisch untersucht. Aus den Ergebnissen geht hervor, dass die Methode eine wirksame Therapie zur Behandlung von Insomnien ist. Dabei ergaben sich in einer Metaanalyse mittlere bis große Effektstärken in Bezug auf die Einschlafzeit und die Gesamtschlafzeit, wobei die Effekte bei Einschlafstörungen etwas größer waren als bei Durchschlafstörungen (Murtagh & Greenwood, 1995). Die Effektstärke auf die Einschlaflatenz betrug 0,81, auf die Häufigkeit des nächtlichen Erwachens 0,57, auf die Schlafdauer 0,52 und auf die subjektiv erlebte Schlafqualität 0,97. Allerdings konnte der ursprüng - lich angenommene Wirkmechanismus – die Reduktion einer erhöhten körperlichen Anspannung – in den meisten Studien nicht als entscheidender Faktor für die Wirksamkeit der progressiven Muskelrelaxation bestätigt werden (siehe z. B. Borkovec & Fowles, 1973, Borkovec & Weerts, 1976, Lick & Heffler, 1977). Der Wirkmechanismus liegt möglicherweise eher darin, dass das Grübeln der Patienten durchbrochen wird. Auch deswegen ist es nahe liegend und unserer Erfahrung nach sinnvoll, wenn die progressive Muskelentspannung mit einem Verfahren zur gedanklichen Entspannung kombiniert wird (vgl. auch Harvey & Payne, 2002).

Gedankliche Entspannung
Die gedankliche Entspannung hat nach der Metaanalyse von Morin et al. (1994) eine sehr hohe Effektstärke in Bezug auf die Einschlaflatenz (1,20), die in dieser Metaanalyse von keinem anderen Verfahren übertroffen wird. In Bezug auf die Häufigkeit des nächtlichen Erwachens liegt die Effektstärke mit 0,56 im mittleren Bereich. Für die Schlafdauer liegt die Effektstärke lediglich bei 0,28 und damit unterhalb der Effektstärke, die für die progressive Muskelrelaxation gefunden wurde.

„Schlafhygienische“ Regeln
Es gibt nur sehr wenige Studien, in denen der Effekt der Vermittlung der „schlafhygienischen“ Regeln ohne die Kombination mit anderen verhaltensmedizinischen Methoden untersucht wurde. Dies ist eigentlich verwunderlich, da die Vermittlung dieser Regeln Bestandteil nahezu aller kognitiv-verhaltenstherapeutischen Kombinationsprogramme ist. Morin et al. (1994) fassen in ihrer Metaanalyse zwei Untersuchungen zur Anwendung der „schlafhygienischen“ Regeln zusammen und kommen zu dem Schluss, dass die Befolgung der Regeln positive Effekte auf die Einschlafzeit und auf die Gesamtschlafzeit hat. Nach Auffassung der Autoren ist jedoch die Vermittlung der „schlafhygienischen“ Regeln alleine ohne eine weitere Therapie nicht ausreichend für eine adäquate Behandlung einer nicht organischen/ primären Insomnie.

Stimuluskontrolle
Die Stimuluskontrolle ist ein sehr effektives therapeutisches Verfahren zur Behandlung von Insomnien. Nach den Metaanalysen von Morin et al. (1994) und Murtagh und Greenwood (1995) zeigen sich große Effektstärken für die Einschlaflatenz (0,81 und 1,16), die nächtliche Wachzeit (0,70) und die subjektive Schlafqualität (1,30). Die Effektstärken für die Schlafdauer sind im kleinen bis mittleren Bereich (0,38 und 0,41).

Obwohl sich die Stimuluskontrolle empirisch als sehr effektiv herausgestellt hat, ist es umstritten, ob der von Bootzin postulierte Wirkmechanismus, die Konditionierung der Reaktion „schlafen“ auf den Stimulus „Bett“ tatsächlich der ausschlaggebene Wirkfaktor in der Therapie ist. In einer originellen Studie fanden Zwart und Lisman (1979), dass die Befolgung von Regeln, die genau das Gegenteil von der Stimuluskontrolle erfordern, genauso wirksam ist wie die Stimuluskontrolle. Im Rahmen der sogenannten „Gegenkontrolle“ sollten Probanden, die nicht innerhalb von 10 Minuten eingeschlafen waren, im Bett lesen, fernsehen oder essen. Zusätzlich sollten die Probanden tagsüber mindestens eine halbe Stunde im Bett verbringen und in dieser Zeit ebenfalls lesen, fernsehen oder essen. Kritisch anzumerken ist jedoch, dass in dieser Arbeit nur Studierende als Versuchspersonen rekrutiert wurden, so dass nicht abzuschätzen ist, ob sich der Effekt auf Insomnie-Patienten generalisieren lässt. In einer weiteren Studie (Davies et al., 1986) war jedoch die „Gegenkontrolle“ auch bei Menschen mit einer Durchschlafstörung wirksam. Es gibt mehrere Hypothesen, warum beide Verfahren, die Stimuluskontrolle und die „Gegenkontrolle“ wirksam sind.