Alphavampir (Alpha Band 2) - Fortsetzung der Paranormal Romance um eine Gruppe Gestaltwandler

von: Sandra Henke

UBOOKS, 2011

ISBN: 9783866086289 , 320 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 4,95 EUR

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Mehr zum Inhalt

Alphavampir (Alpha Band 2) - Fortsetzung der Paranormal Romance um eine Gruppe Gestaltwandler


 

Eins

«Claw wird uns umbringen», murmelte Nubilus und schaltete die Lüftung eine Stufe höher, weil die Scheibe ständig neu beschlug. Drei Werwölfe, deren Blut vor Anspannung kochte, waren einfach zu viel für seinen Pickup.

Nanouk, die in der Mitte der Sitzbank saß, hielt dem bulligen Frankokanadier ihr Handy ans Ohr, damit er die automatische Stimme, die wiederholte, dass der Teilnehmer zurzeit nicht erreichbar ist, selbst hören konnte. «Wir haben keine andere Möglichkeit.»

«Hast du ihm schon eine SMS geschickt?» Er schaute sie kurz an und lenkte seinen Blick rasch wieder auf die Straße, denn der Schneematsch machte die Fahrt zu einer Rutschpartie.

Missmutig und warnend knurrte Nanouk. «Ich weiß nicht, in welches Liebesnest sich der Alpha und Tala zurückgezogen haben, aber es befindet sich an einem sehr einsamen Ort.»

«Lassen wir dem jungen Glück ihren Spaß», warf Lupus ein, der rechts neben ihr saß. Ihm war ihr Sarkasmus nicht verborgen ge­blieben.

Natürlich gönnte Nanouk den beiden ihre Zweisamkeit. Nach ihrer ersten Verwandlung war sie auch froh gewesen, jemanden zu haben, der sich um sie kümmerte und ihr alles über Lykanthropie erklärte. Aber Liebe verging, das Rudel hingegen würde es ewig geben. Bei aller Hingabe zu ihrem Leitwolf, fand sie insgeheim, dass er ein wenig zu sehr turtelte und sich dadurch ablenken ließ.

Das Rudel befand sich in Gefahr und er war nicht da!

Sie biss auf ihre Unterlippe. Was war nur los mit ihr? Solche Gedanken passten gar nicht zu ihr. Normalerweise gestand sie jedem seine Freiheit zu. «Wir schaffen das allein.»

«Es könnte gefährlich werden», warf Nubilus ein und parkte den Wagen am Straßenrand. Verstohlen spähte er zu dem alten Theater hinüber. Nach dem Zustand der Außenfassade zu urteilen, hätte es längst abgerissen werden sollen. Stattdessen hatte man ihm neues ­Leben eingehaucht.

Schon bei dem Gedanken an das Risiko, das sie eingingen, indem sie sich in die Höhle des Löwen trauten, und einen möglichen Kampf, pumpte das Adrenalin durch Nanouks Körper. Ihre Körperhaare ­stellten sich auf und die Timberwölfin in ihr scharrte ungeduldig mit den Pfoten.

Lupus stieg als Erster aus. Er beugte sich noch einmal ins Wagen­innere und mahnte: «Wir sind nur der Spähtrupp, vergesst das nicht. Keine Eigeninitiative! Unter keinen Umständen dürfen wir irgendwem auffallen. Wir sind normale Zuschauer, wie die anderen Besucher der Mitternachtsshow, die an altmodischen Illusionen Gefallen finden.»

Mühsam unterdrückte Nanouk ein Schnauben. Kein Wunder, dass sie sich in letzter Zeit fühlte, als hätte man ihr ein Halsband angelegt. Man hielt sie ständig zurück. Das Rudel war ihre Familie, aber manchmal wünschte sie sich, die anderen hätten mehr Biss.

Während sie auf Nubilus warteten, der ausstieg, den Pickup abschloss und um den Wagen herum zu ihnen kam, betrachtete Nanouk Lupus unauffällig von der Seite. Seine Haare, die unter der Strickmütze herausragten, hatten an Glanz verloren und waren nicht mehr graumeliert, sondern inzwischen so weiß wie der Schnee, der in dicken Flocken vom Nachthimmel fiel. Werwölfe alterten viel langsamer als reine Menschen und Lupus war der einzige, den Nanouk kannte, bei dem sie den Alterungsprozess beobachten konnte. Ob es an seinem ohnehin schon fortgeschrittenen Alter lag? Oder am Bauchspeicheldrüsenkrebs?

«Halte die Gegend im Auge», wies der alte Mann Nubilus an.

Nubilus stellte sich beschützend neben Nanouk, so dass sie in seinem Schatten stand, denn die Lichter des Theaters leuchteten ihn von hinten an. «Soll ich nicht lieber mit reinkommen? Allein meine ­Statur schreckt die meisten ab.»

«Meinst du, ich brauche deinen Schutz?» Herausfordernd starrte sie ihn an.

Er war ein guter Kerl und ein loyales Rudelmitglied, aber er hatte ein falsches Bild von sich selbst, denn er sah keineswegs respekteinflö­ßend aus, dafür war sein Hundeblick zu treuherzig. Er strahlte so viel Gefahr aus wie ein Bär, dem man die Krallen gezogen hatte – im Gegensatz zu ihr. Ihre Körperspannung ließ niemals nach, ihre Instinkte waren immer wach und sie scheute keine Auseinandersetzung.

«Natürlich nicht.» Er sprach sanft, um sie nicht noch mehr zu reizen. «Aber ich könnte dir den Rücken freihalten.»

«Das schaffe ich sehr gut allein, Nubi», antwortete sie scharfzüngig und trat aus seinem Schatten. Sein Beschützerinstinkt, besonders Frauen gegenüber, war zu ausgeprägt. Er engte sie ein und das konnte sie nicht ausstehen. So war es von Anfang an gewesen. Es wurde Zeit, dass er begriff, dass man sie nicht an die Leine legen konnte, nicht einmal zu ihrem eigenen Schutz.

«Wir wissen, dass du es gut meinst, aber wir brauchen dein aufmerksames Auge hier draußen.» Väterlich klopfte Lupus ihm auf den Rücken. «Sollten wir dort drinnen festgehalten werden, musst du das Rudel alarmieren. Aber es wird schon nichts passieren. Ein alter Mann und eine Frau wirken harmlos.»

«In Ordnung.» Nubilus nickte und nahm seinen Posten ein. Er schlenderte vor dem Theater auf und ab, wobei er sich so unauffällig verhielt wie ein Bison in einer Karibuherde.

Weil Nanouk merkte, dass ihre Wölfin den unbändigen Wunsch verspürte, sich auf den bulligen Gefährten zu stürzen und ihm gehörig das Fell zu stutzen, drehte sie sich rasch um. Zufällig begegnete sie ihrem Spiegelbild in der Fensterscheibe eines leerstehenden Geschäfts, wie es viele in diesem Stadtteil von Anchorage gab.

Sie sah aus wie ein zerrupftes Huhn. Einige Strähnen ihres langen Haares, hatten sich aus dem Zopf gelöst, und Nanouk beeilte sich, ihre Frisur zu richten. Bei ihr musste immer alles perfekt sein. Doch der Hang zur Perfektion hatte einen Haken: Man war ständig unzufrieden, weil selten alles nach Plan lief.

Lupus hatte sie gebeten, sich ausnahmsweise einmal nicht so körperbetont anzuziehen, denn sie besaß nur dünne, eng anliegende Ober­teile und Hosen, weil sie sich wohl in ihrem Körper fühlte, seit sie eine Werwölfin geworden war – und weil die Kleidung sofort ­zerriss, wenn sie sich verwandelte. Um jederzeit bereit zu sein, trug sie keine Unterwäsche, so musste sie nur Schuhe und Jacke abstreifen und schon konnte sie ihre Timberwölfin freilassen. Ein herrliches Gefühl!

Sie hatte Lupus’ Bitte ignoriert und sich lediglich dazu überreden lassen, Boots und einen grauen Parka zu tragen – letzterer war eine Leihgabe von Lupus –, der ihr viel zu groß war, aber ihre Kurven verdeckte. Ihre Brüste waren klein und fest wie ihre Muskeln, die sich erst gebildet hatten, nachdem sie infiziert worden war. Auch dass ihr braunes Haar dezent rot schimmerte, wenn die Sonne darauf schien, war erst nach der ersten Wandlung aufgetreten, denn im Fell ihrer Timberwölfin gab es neben weißen und schwarzen Stellen auch fuchsrote.

Dein Fell erinnert mich an das einer Glückskatze, hatte ihr Geliebter einst zu ihr gesagt. Damals hatte Nanouk noch an ihr gemeinsames Glück geglaubt. Jetzt waren sie und ihre Wölfin allein.

Aber nein, das war nicht korrekt, korrigierte sie sich. Im Rudel war man nie allein und ihr Geliebter war noch da, wenn auch nur noch in der Rolle des Freundes und Beschützers.

Nanouk lief genauso gern wie ihre Timberwölfin. Sie war so schön wie ihre Wölfin, ebenso zierlich und dennoch wendig, kräftig und voller Energie. Sie war eins mit ihr, mehr als sich jeder andere Werwolf mit seinem Tier verbunden fühlte.

Als sie aus dem kanadischen Iqaluit nach Anchorage, Alaska, emigrierte, hatte Nanouk mit ihrem Aussehen gehadert. Als Inuit besaß sie die mandelförmigen Augen ihrer mongolischen Vorfahren. Doch genauso wie sie aus den Attributen ihrer Wölfin Nutzen zog, hatte sie diesen vermeintlichen Makel zu ihrem Vorteil genutzt. Wenn sie ihre Augen zusammenkniff, waren sie nur noch Schlitze. Ihr Blick war der stechendste von allen im Rudel! Aber sie hob sich noch durch eine weitere Besonderheit von den anderen Gefährten ab, etwas, das bisher unerreicht war und für das die anderen sie bewunderten.

«Genug der Eitelkeiten», mahnte Lupus. Obwohl er alt aussah, war er keineswegs gebrechlich und ging energisch zum Eingang des Theaters. Nanouk folgte ihm und lächelte in sich hinein, denn je näher Lupus dem Entree kam, desto mehr ließ er seine Schultern hängen. Er ging plötzlich leicht nach vorn gebeugt und keuchte, als würde jeder Schritt ihm Mühe bereiten.

Der Einlass sah wenig einladend aus. Der blaue Putz war inzwischen gräulich und blätterte an vielen Stellen ab. Ein Mensch hätte es bei Nacht nicht erkennen können, doch Nanouks Augen waren scharf und sie erkannte, dass die Regenrinne notdürftig geflickt und mit einem Seil festgebunden worden war. Nanouk machte sich zum Sprung bereit, falls das Holzschild über der Tür, auf dem in kobaltblauer Farbe linkisch Nostalgia Playhouse gepinselt worden war, herunterfallen würde, denn es hing so schief, dass es aussah, als würde es jeden Moment unter der Last des Schnees abbrechen. Alte, vergilbte Plakate vergangener Vorführungen hingen noch immer in den Schaukästen, deren Glasscheiben zerborsten waren. Jemand hatte einen roten Clown aus Pappmaschee vor ein...