Küss mich noch einmal so wie damals

Küss mich noch einmal so wie damals

von: Trish Morey

CORA Verlag, 2010

ISBN: 9783942031974 , 144 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 2,49 EUR

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Küss mich noch einmal so wie damals


 

PROLOG

Paris

Sein Kopf schmerzte, er hatte einen unangenehmen Geschmack im Mund und eine nackte Frau in seinem Bett – Letzteres reichte beinahe aus, um ihn alles andere vergessen zu lassen. Ihre weiche Haut fühlte sich wie flüssige Seide an. Obwohl er noch immer von Alkohol und Schlaf benebelt war, versuchte er, mit schweren Armen nach ihr zu greifen, doch sie lachte nur, tief und kokett, während sie sich ihm geschickt entwand. Da es zu dunkel war, um irgendetwas zu erkennen, ließ er sich zurück in die Kissen fallen und bemühte sich, Klarheit in seine Gedanken zu bringen. Aber in diesem Moment war er nicht imstande zu denken, nicht jetzt, wo sich ihre Lippen auf seinen Oberschenkel senkten und eine glühende Spur auf seiner nackten Haut hinterließen.

Die sinnlichen Empfindungen erzeugten Risse in seinen Kopfschmerzen – groß genug, dass Erinnerungen durchschlüpfen konnten. Erinnerungen an seine Ankunft in Paris, die zornige Stimme seines Vaters, seine ebenso wütende Antwort und dann der niederschmetternde Schlag, als er realisierte, dass er keine Wahl hatte …

Seine Zunge fühlte sich belegt an, der Mund trocken. Er schmeckte schalen Whisky. Wie viel hatte er getrunken?

Plötzlich lagen ihre schlanken Finger auf seiner Männlichkeit. Ihm stockte der Atem, während sie ihn aufreizend massierte. Himmel, was für ein umwerfendes Gefühl!

Und dann, als er schon glaubte, nicht mehr ertragen zu können, spürte er, wie sie ganz kurz ihre Zunge über die Spitze gleiten ließ. Er zuckte zusammen, als hätte ihn ein Stromschlag erfasst, während seine Erektion so stark anschwoll, dass sie ihren Griff lockern musste.

Stöhnend legte er einen Arm über die Augen. Er war sicher, dass sein Schädel mit dem nächsten hämmernden Schlag explodieren würde. War das die Idee ihrer Väter gewesen? Um den Deal zu besiegeln? Beide hatten sie vehement darauf gepocht, dass die Verlobung stattfinden würde. Also hatten sie Elena nackt in sein Bett geschickt, um ihn zu verführen und vielleicht das Kind zu zeugen, das endgültig jede Möglichkeit verhindern würde, dem Schicksal zu entgehen, das sein Vater ihm zugedacht hatte.

Als sie sich rittlings auf ihn setzte, zog er den Arm zurück und öffnete erneut die Augen. Mühsam versuchte er, die Dunkelheit zu durchdringen.

Plötzlich spürte er ihre feuchte Hitze und wurde von einem überwältigenden Verlangen erfasst. Mit einem lauten Stöhnen, das seinen Kopf wie Donnerhall erfüllte, riss er sie in seine Arme und rollte sich über sie. Ihr Überraschungsschrei war noch zu hören. Jetzt lag sie unter ihm gefangen – sie konnte nicht entkommen. Sofort schloss er seine Hände um ihre Brüste, die kleiner waren als erwartet, doch es war nicht das erste Mal, dass die Wirklichkeit nicht an die Fantasie heranreichte. Außerdem waren sie fest und perfekt geformt, und er würde sich ganz sicher nicht beschweren. Nicht, wenn sie das Beste waren, was er die ganze Nacht gefühlt hatte. Angesichts seines wild hämmernden Kopfs war es ohnehin ein Wunder, dass er noch etwas anderes wahrnahm.

Dennoch wollte er sie für ihren Part in dem schmutzigen Business-Deal ihrer Väter büßen lassen. Deshalb senkte er den Kopf und fing ihre aufgerichtete Brustspitze mit den Lippen ein. Wie konnte sie es wagen, ihm eine Falle zu stellen? Er hatte doch bereits zugestimmt, sie zu heiraten, oder etwa nicht? Er hatte ihren Vätern sein Wort gegeben. Verdammt, dafür würde sie bezahlen!

Auch wenn sein Hirn noch so benebelt war, hörte er ihren Schmerzensschrei und erkannte den Grund dafür. Rasch löste er seine Lippen von ihrer Brust. Er hatte so fest zugebissen, dass es ihn nicht gewundert hätte, Blut zu sehen. Sofort entspannte sie sich wieder, zumal er als Wiedergutmachung heiße Küsse auf ihre Haut regnen ließ. Innerhalb kürzester Zeit schmiegte sie sich wie ein Kätzchen an ihn, und sie schlang die seidig glatten Beine in einer uralten Einladung um seine Hüften.

Er brauchte keine weitere Aufforderung, denn sie war genauso bereit wie er, das wusste er, weshalb er gegen ihre geheimste Stelle drängte und mit der Spitze seiner Männlichkeit um Einlass bat. Merkwürdigerweise spürte er, wie sie sich versteifte und den Atem anhielt.

Das ist nicht möglich. Er war einfach nur betrunken und ungeschickt und …

Und dann hörte er ihren leisen Schrei. Ihre Stimme klang vertraut, und dennoch war da etwas, das sein Blut in den Adern gefrieren ließ. Hektisch zog er sich zurück, obwohl sein Körper aufbegehrte und nach Erfüllung verlangte, tastete nach dem Lichtschalter, von dem er wusste, dass er hier irgendwo sein musste.

Als das Zimmer urplötzlich in helles Licht getaucht war, musste er im ersten Moment die Augen zusammenkneifen, so sehr schmerzte sein Kopf, doch dann öffnete er sie, und die Kopfschmerzen waren das Geringste seiner Probleme.

Marietta Lombardi, die kleine Schwester seines besten Freundes, lag nackt in seinem Bett, die Augen weit aufgerissen, verängstigt wie ein scheues Reh, die langen blonden Haare über die Kissen gegossen.

„Was, zur Hölle, tust du hier?“ Jedes Wort war wie eine neuerliche Explosion in seinem Kopf. Doch die Wirkung auf sie war noch verheerender. Marietta sah furchtbar verletzt aus. Sie wich bis an die Wand zurück, zog die Knie hoch und schlang die Arme um die Beine.

„Ich wollte dir etwas schenken.“ Ihre Unterlippe zitterte – eine Unterlippe, die er sich allzu oft zu küssen gewünscht hatte, auch wenn er es nie getan hatte und jetzt auch nie mehr tun würde. „Ich wollte dir … mich schenken.“

„Nein!“, schrie er, stand vom Bett auf und hüllte sich in die Damastdecke ein, um seine Nacktheit zu verbergen, bis er seinen Morgenmantel anziehen konnte. Himmel Herrgott, sie war die Schwester seines besten Freundes. Eine Jungfrau. Und wenn er auch geglaubt hatte, dass sie vielleicht eines Tages in der Zukunft … Doch dazu bestand jetzt keine Chance mehr. Nie mehr! Nicht nach dieser Nacht. „Was, zur Hölle, hast du dir nur dabei gedacht?“

„Ich dachte, dass ich dein Geburtstagsgeschenk sein wollte.“

Da schon wieder – das verräterische Zittern ihrer Unterlippe. Und dann sah er den Abdruck auf ihrer Brust, wo seine Zähne voller Zorn ihre Spuren hinterlassen hatten. Der Anblick löste einen furchtbaren Schmerz in ihm aus. Mein Gott, das hier war falsch, in so vielerlei Hinsicht. Er hatte kurz davor gestanden, sich in ihr zu versenken, sie zu bestrafen, als hätte sie ihm unrecht getan.

Und er hatte sie verletzt.

Aufgewühlt fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar.

„Du musst gehen.“

„Aber … Yannis.“

„Du musst gehen!“

„Du wolltest mit mir schlafen. Du warst kurz davor. Warum hast du aufgehört?“

Wütend knurrte er sie an: „Weil ich nicht wusste, wer du warst!“

„Oh, für wen hast du mich denn gehalten?“

Sie besaß doch tatsächlich den Nerv, erbost zu klingen. Beinahe hätte er gelacht. Beinahe. Doch die Situation war alles andere als witzig.

„Verschwinde einfach von hier.“

„Aber ich liebe dich.“

„Du bist sechzehn. Du kannst mich nicht lieben.“

„Aber du liebst mich. Du hast es mir gesagt!“

Wütend stürmte er durch den Raum und ballte die Hände zu Fäusten. Er begehrte gegen die Ungerechtigkeit der Situation auf und gegen die Dummheit, die damit einherging, dass er sich an einen Tag voll grüner Wiesen und Gänseblümchen und blauen Himmels erinnerte und an ein Mädchen, das ihm immer absolut perfekt erschienen war.

Als er ihre Hand auf seiner Schulter spürte, wirbelte er herum.

„Ich will dich“, sagte sie mit einer Kühnheit, die er nie zuvor an ihr bemerkt hatte. „Bitte liebe mich.“

Sto thiavolo, wie sehr sie ihn in Versuchung führte! Sie fasste sein Schweigen als Zustimmung auf, presste ihre Brüste gegen seinen Oberkörper und senkte ihre Lippen auf seinen Hals, während er mit einer ganz neuen Qual zu ringen hatte.

Jetzt könnte er sie haben, und niemand müsste es erfahren. Eine perfekte Nacht, ehe er Elena heiratete. War das wirklich zuviel verlangt?

Er schob seine Finger in ihr Haar, wickelte es um seinen Daumen und hauchte Küsse darauf. Doch als sie zu ihm aufschaute und ihn mit einem solchen Blick der Bewunderung, der Liebe und des Vertrauens ansah, da fühlte er eine Übelkeit in sich aufsteigen, weil er es auch nur in Erwägung gezogen hatte. Wie konnte er Marietta das antun – in der einen Nacht mit ihr schlafen und am nächsten Tag seine Verlobung mit einer anderen Frau verkünden?

Es konnte nicht sein.

Es durfte nicht sein.

Nicht jetzt.

Niemals!

„Geh“, herrschte er sie an, löste ihre Arme von seinem Hals und stieß sie von sich. Stieß die Versuchung von sich. „Ich will dich nicht hier haben.“

Verwirrung zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. „Das meinst du nicht ernst.“

„Zieh dich an und geh!“

„Aber ich liebe dich. Und du liebst mich.“

„Wie eine Schwester!“, schrie er. Natürlich war es eine Lüge, aber er hatte das Gefühl, dass der Schnitt grausam sein musste – es war der einzige Weg. „Verstehst du nicht? Ich liebe dich wie eine Schwester. Mehr nicht.

Ein furchtbarer Schmerz verzerrte ihr wunderschönes Gesicht. Tränen traten in ihre Augen, die gleich darauf über ihre Wangen strömten. „Aber du hast gesagt …“

„Es...