Diese glühende Leidenschaft

Diese glühende Leidenschaft

von: Emily McKay

CORA Verlag, 2010

ISBN: 9783942031820 , 144 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 2,49 EUR

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Diese glühende Leidenschaft


 

PROLOG

Vierzehn Jahre zuvor

Sie waren keine fünf Meilen mehr von der Bezirksgrenze entfernt, als Evie Montgomery-McCain das blau-rot blinkende Warnlicht des Polizeiwagens im Rückspiegel entdeckte. Neben ihr stieß Quinn McCain einen Fluch aus, was in ihrer Gegenwart äußerst selten passierte.

Rasch beugte sich Evie zum Armaturenbrett ihres BMW M3 vor. Nach einem Blick auf das Tachometer schaute sie zu Quinn, ihrem Ehemann – mit dem sie seit genau drei Stunden und fünfundvierzig Minuten verheiratet war.

Die beiden hatten das Ganze schon seit Wochen geplant. Heute, an Evies siebzehntem Geburtstag, waren sie in aller Frühe zum Bezirksrathaus gefahren und hatten sich heimlich trauen lassen. Wenn sie erst verheiratet wären, würde sie niemand mehr trennen können. Weder Evies Vater mit seiner altmodischen Vorstellung von sozialen Schichten noch Quinns Vater, der vollkommen dem Alkohol verfallen war. Das hofften sie jedenfalls.

„Du fährst doch gar nicht zu schnell“, sagte Evie verwundert. „Warum will die Polizei nur, dass wir anhalten?“

Quinn hatte auf einmal einen harten Zug um den Mund und presste die Lippen zusammen. Er umklammerte das Lenkrad jetzt so fest mit beiden Händen, dass die Knöchel weiß hervortraten.

Er fuhr Evies Auto. Ihr Vater hatte ihn ihr zum sechzehnten Geburtstag geschenkt. Der sündhaft teure Sportwagen tröstete sie jedoch nicht darüber hinweg, dass sie ihr Geschenk drei Wochen zu spät bekommen hatte, weil ihr Vater ihr Geburtsdatum immer wieder vergaß.

Quinn hatte kein eigenes Auto, obwohl vor dem schäbigen Wohnwagen, in dem er mit seinem Vater hauste, ein uralter Chevrolet aufgebockt vor sich hin rostete. Vor einem Monat hatte Quinn endlich genug Geld zusammengekratzt, um vier gebrauchte Reifen dafür zu kaufen. Wochenlang hatte er dann versucht, den Wagen zum Laufen zu bringen. Aber schließlich hatte er es aufgegeben. Die neue Lichtmaschine, die er gebraucht hätte, hätte er niemals bezahlen können. Quinn hatte laut geflucht. Dass er seine Braut nicht im eigenen Wagen zum Standesamt fahren konnte, war für ihn eine herbe Enttäuschung.

Plötzlich wurde Evie flau im Magen. „Warum wollen sie uns nur anhalten?“, fragte sie scheinbar unbekümmert.

Trotz der erlaubten Höchstgeschwindigkeit von sechzig Meilen bremste Quinn den Wagen von vierundfünfzig auf fünfzig Meilen ab. „Vielleicht ist ein Rücklicht defekt.“

„Bestimmt nicht.“ Je langsamer der Wagen fuhr, desto schneller ging Evies Puls. „Halte einfach nicht an.“

Das Tachometer zeigte jetzt nur noch etwas über dreißig Meilen an. „Aber ich muss ranfahren“, erklärte Quinn und sah sie prüfend von der Seite an. „Evie, was hast du nur?“

Es fiel ihr schwer, ihre böse Vorahnung in Worte zu fassen. „Wenn du anhältst, passiert etwas Schreckliches.“

„Was denn?“

„Das weiß ich nicht genau, aber es wird furchtbar sein, das fühle ich. Alles ist viel zu glatt gelaufen. Mein Vater hat sicher noch eine Gemeinheit geplant. Ich wette, er will dich verhaften lassen oder so was.“

Quinn atmete tief durch. Jetzt galt es, die Nerven zu behalten und vernünftig zu argumentieren. „Aber ich hab doch nichts verbrochen. Sheriff Moroney kann mich nicht festnehmen.“

„Meinem Vater gehört praktisch die ganze Stadt. Er hat überall seine Leute sitzen, die tun, was er sagt.“

„Das ist aber nicht …“

„Legal? Natürlich nicht. Aber das ist die Realität.“ Evie kannte ihren Vater zu gut, um ihn zu unterschätzen. Er setzte seinen Willen immer durch. „Sie finden schon einen Vorwand, um den Wagen zu durchsuchen. Vielleicht behaupten sie, du hättest ihn gestohlen. Denen fällt auf jeden Fall etwas ein, was sie dir anhängen können.“

„Aha, davor hast du also die ganze Zeit Angst. Deswegen sollte ich auch den Chevy wieder flottmachen.“

Evie hätte das nur zu gern abgestritten, aber mittlerweile war sie beinahe panisch. Was soll nur werden? Wenn sie einen Weg finden, uns zu trennen? Wenn sie unser Glück zerstören, das zum Greifen nah ist?

Quinns Stimme riss sie aus ihren düsteren Gedanken. „Ich kann nicht einfach weiterfahren. Irgendwann muss ich anhalten.“

„Aber bitte nicht, solange wir noch im Bezirk Mason County sind“, flehte Evie. „Der Tank ist voll. Du kannst bis Ridgemore fahren und dort an der Polizeistation halten.“

Doch dann sah sie, wie das blinkende Polizeilicht immer schneller näher kam. Als sie über die Schulter nach hinten blickte, bemerkte sie außerdem, dass noch ein zweiter Wagen ihre Verfolgung aufgenommen hatte.

Bis nach Ridgemore brauchten sie noch mindestens zwanzig Minuten. So lange würde die Polizei nicht warten, bis Quinn anhielt. Vielmehr würde sie es als Fluchtversuch deuten. Evie hatte genug Verfolgungsjagden im Fernsehen gesehen. Brutale Szenen von Fahrern, wie sie aus dem Auto gezehrt und misshandelt wurden, spielten sich vor ihrem inneren Auge ab.

„Ich halte jetzt an“, erklärte Quinn mit erstaunlich ruhiger Stimme. „Sheriff Moroney ist ein vernünftiger Mann. Er kennt mich schon ewig und lässt sicher mit sich reden. Irgendwann müssen wir uns sowieso öffentlich dazu bekennen, dass wir geheiratet haben. Warum also nicht gleich?“

„Nein, das brauchen wir nicht. Lass uns einfach verschwinden. Wenn wir uns in Ridgemore bei der Polizei gemeldet haben, können wir überall hingehen. Nach Dallas, Los Angeles oder sogar nach London.“

„Wir können nirgendwo hingehen“, widersprach Quinn. Es war die einzige Sache, bei der sie sich nicht einig waren. „Wir beide besitzen nicht einmal zweihundert Dollar, und du hast noch keinen Highschool-Abschluss. Außerdem möchte ich meinen Vater nicht allein lassen.“ Er schaute seine Frau mit festem Blick an. „Aber ich kann für dich sorgen.“

„Das weiß ich.“

„Du wirst sehen: Alles wird gut. Bald sind wir für immer zusammen.“

Das sagte Quinn jedes Mal, wenn er sich von Evie verabschieden musste.

„Dann werden wir beide verreisen, ganz weit weg, wo wir die Sprache nicht verstehen“, antwortete Evie schwärmerisch. Es gehörte zu den Tagträumen, in die sie sich gern flüchteten. „Wir trinken Kaffee in einem kleinen Bistro am Park und bestellen uns von der Speisekarte Sachen, die wir nicht einmal aussprechen können.“

„Ja, und wir steigen nur in den besten Hotels ab“, ergänzte Quinn.

„Natürlich trinken wir nur echten französischen Champagner.“

„Und du wirst in Diamanten baden.“ Während er das sagte, blinkte er und fuhr an den Straßenrand, um anzuhalten.

„Ich werde dich in Liebe baden“, erwiderte Evie. Aber ihre Stimme klang traurig, weil ihr das Herz schwer war. Sie wünschte sich nichts mehr, als dass sie sich die Gefahr nur einbildete und sich ihre böse Vorahnung in Luft auflöste.

Sobald der Wagen stand, öffnete sie die Tür und sprang hinaus auf die Straße. „Sheriff …“, begann sie, schon umringt von Polizisten.

Der Sheriff ließ sie jedoch nicht weiterreden. „Halte dich da heraus, Evie.“

„Nein.“

Darauf musterte Sheriff Moroney sie streng. „Du hast mit der Sache überhaupt nichts zu tun.“

Quinn war ebenfalls ausgestiegen. „Worum geht es denn, Sir?“

„Du musst mit mir mitkommen, Quinn.“

„Warum?“, wollte Evie wissen. „Er hat nichts getan.“

Der Sheriff ignorierte sie einfach. Er würdigte sie keines Blickes mehr. Dafür nahm er Quinn ins Visier. „Der Wagen, den du fährst, wurde als gestohlen gemeldet.“

Evie durchfuhr es eiskalt. „Das ist mein Wagen. Er ist nicht gestohlen worden.“

„Aber dein Vater hat Anzeige erstattet, Evie. Mach es uns allen nicht noch schwerer.“

„Das können Sie nicht tun! Ich lasse es nicht zu!“ In ihrer Entrüstung hob sie die rechte Hand, ohne zu bemerken, dass sich einer der anderen Polizisten hinter sie gestellt hatte.

Ob er nur übereifrig war oder ihr Verhalten falsch deutete, blieb unklar. Als sie auf den Sheriff zugehen wollte, spürte sie jedenfalls plötzlich, wie jemand sie von hinten mit eisernem Griff umklammerte. Dann wurde sie hochgehoben. Man riss ihr den Boden unter den Füßen weg. Evie stieß einen lauten Schrei aus.

Darauf versuchte Quinn, ihr zur Hilfe zu kommen. Der Sheriff reagierte jedoch blitzschnell: Er rammte ihm sein Knie in den Magen und den Ellbogen in die Schulter.

Als Evie sah, wie Quinn hart zu Boden ging, geriet sie außer sich vor Zorn. Sie stemmte sich mit aller Kraft gegen den Polizisten, der sie festhielt, fuchtelte wild mit den Beinen und schrie noch lauter. Aber es war zwecklos. Sie konnte sich nicht befreien, um Quinn beizustehen.

Hilflos musste sie mit ansehen, wie der Mann, den sie liebte und mit dem sie kaum vier Stunden verheiratet war, in den Wagen des Sheriffs gezerrt wurde. Sosehr sie auch den Sheriff und seine Gehilfen anflehte, Quinn gehen zu lassen, sie hörten ihr gar nicht zu.

Immer wieder beteuerte sie, dass sie nicht entführt worden und ihr Wagen nicht gestohlen worden war. Auch die Waffe, die sie angeblich in Quinns Jackentasche gefunden hatten, hatte sie niemals gesehen....