Heiss verführt - eiskalt betrogen?

Heiss verführt - eiskalt betrogen?

von: Jennifer Lewis

CORA Verlag, 2010

ISBN: 9783862950553 , 144 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 2,49 EUR

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Heiss verführt - eiskalt betrogen?


 

1. KAPITEL

Wer um alles in der Welt rief um diese Zeit mitten in der Nacht an?

Alicia Montoya streckte die Hand unter der Decke hervor und griff nach dem Telefon auf dem Nachtschrank. Blinzelnd schaute sie auf die grüne Leuchtzifferanzeige ihrer Uhr.

2.07 Uhr nachts. Wer zum Teufel …?

Sie hob den Hörer an das Ohr. „Hallo?“

„Dir geht es gut. Gott sei Dank.“

„Wer ist denn da?“ Ihr verschlafenes Flüstern war kaum zu hören.

„Hallo, meine Schöne.“

Oh, Mann. Als Alicia die volle, tiefe Stimme erkannte, erwachten plötzlich Regionen in ihrem Körper zum Leben, die ihr unbekannt gewesen waren, bevor sie Rick Jones getroffen hatte. „Hi, Rick.“

„Ich bin ja so froh, dass es dir gut geht.“

Alicia blickte erneut zur Uhr. „Mir ist es gut gegangen, bevor das Telefon mich geweckt hat. Hab ich dich nicht gebeten, mich nicht zu Hause anzurufen?“

Sie fragte sich, ob ihr Bruder Alex das Klingeln gehört hatte. Vermutlich. Da sie normalerweise sehr tief schlief, hatte es bestimmt schon eine Weile geklingelt. Nur sehr wenig geschah in Houston, ohne dass Alicias Bruder Wind davon bekam. Also war es nur eine Frage der Zeit, bis er in ihr Zimmer platzen würde, um nach dem Rechten zu sehen.

„Liebling, bist du auch wirklich nicht verheiratet?“, neckte Rick sie, denn sie hatte darauf bestanden, ihre Beziehung geheim zu halten. Wenn man es überhaupt eine Beziehung nennen konnte. Bisher hatten sie sich noch nicht einmal geküsst, aber zumindest hatten sie Händchen gehalten. Das zählte doch schon, oder?

„Ich bin ganz sicher nicht verheiratet.“ Sie lachte. „Noch nicht mal beinah. Aber ich habe dir erzählt, dass mein Bruder es mit seiner Fürsorge für mich wahnsinnig übertreibt. Du willst bestimmt nicht, dass er von deinem Anruf um diese Zeit etwas mitbekommt.“

„Warum denn nicht? Du bist eine erwachsene Frau und kannst morgens um zwei machen, was du willst.“ Sein Tonfall ließ durchblicken, dass ihm einige delikate Dinge in den Sinn kamen, die sie gemeinsam in diesem Moment tun könnten.

Alicia rekelte sich unter der warmen Decke. Wie würde es wohl sein, mit Rick im Bett zu liegen, seine durchtrainierte Brust zu spüren und sein weiches dunkles Haar zu berühren? Sie hatte keine Ahnung, wie es sich anfühlen würde. Und wenn Alex etwas von Rick erfuhr, würde sie auch nie Gelegenheit bekommen, es herauszufinden.

„Vertrau mir einfach. Es ist besser, wenn er nichts von dir weiß. Warum rufst du eigentlich mitten in der Nacht an? Um mich mit dem Klang deiner sexy Stimme zu quälen?“ Alicia lächelte vor sich hin. Noch nie zuvor war sie einem Mann begegnet, in dessen Gegenwart sie sich so wohlgefühlt hatte. In Ricks Nähe war sie so entspannt, dass sie sogar zu Neckereien und Flirts aufgelegt war und einfach sie selbst sein konnte.

„Eigentlich rufe ich an, weil ich wissen wollte, ob es dir gut geht. Im Fernsehen wurde gerade das Programm für eine Sondersendung über ein großes Feuer in Somerset unterbrochen. Schwer zu sagen, was da im Dunkeln vor sich geht, aber es sieht aus wie El Diabolo.“

„Was?“ Alicia fragte sich, ob sie vielleicht träumte. „Bei uns auf der Ranch ist alles in Ordnung.“ Trotzdem wurde sie von Furcht erfasst und schlüpfte aus dem Bett. „Warte bitte einen Moment, ich schaue mal aus dem Fenster“, sagte sie und ging über den kühlen Holzfußboden ans Fenster, um die schweren Vorhänge aufzuziehen.

„Oh, mein Gott!“ Sie presste eine Hand vor den Mund. Ein orangefarbener Lichtschein erhellte den Nachthimmel.

Einsatzwagen mit Blaulicht kamen die Auffahrt der Ranch hochgefahren, und selbst durch die schallisolierten Fenster konnte Alicia das Dröhnen eines Helikopters vernehmen, der über ihnen kreiste.

„Es brennt! Die Scheune brennt! Oh, nein, die Tiere sind noch drinnen …“ Sie lief durch den dunklen Raum zu dem Kleiderschrank.

„Ich komme rüber.“

„Nein, bitte nicht.“ Voll Panik zog sie eine Jeans unter ihr Nachthemd. „Was immer hier auch vorgeht, wenn du hierherkommst, wird es nur noch schlimmer. Ich muss Alex finden. Die Kälber …“ Für einen Moment kämpfte sie damit, ein Paar Stiefel anzuziehen. „Ich muss jetzt gehen.“

„Bitte, lass mich herüberkommen.“

„Nein, Rick. Nicht jetzt. Ich rufe dich so schnell an, wie ich kann.“ Sie beendete das Gespräch.

„Alex!“, rief sie in den Flur des großen Ranchhauses.

Im Erdgeschoss war Licht, und die Tür zu Alex’ Schlafzimmer stand offen. „Alex, bist du hier?“ Keine Antwort. Zwei Stufen auf einmal nehmend, eilte sie nach unten zur Eingangstür. Als sie die Tür öffnete, nahm sie beißenden Rauchgeruch und Sirenengeheul wahr. Das Scheunendach war von einem Flammenmeer eingehüllt, das den ganzen Weg bis zum Hauptgebäude in helles Licht tauchte. „Alex!“

Alicia rannte über den Rasen, der das Haus von der Scheune trennte. Rufe mischten sich mit dem Getöse von knisternden Flammen, splitterndem Holz und dem Rauschen des Löschwassers.

„Alex, wo bist du?“ Vor Angst überschlug sich ihre Stimme.

Intuitiv wusste sie, dass ihr Bruder mitten in der brennenden Scheune steckte. Mit vor Aufregung klopfendem Herzen lief sie auf das Feuer zu. Alex mochte gelegentlich rechthaberisch und anmaßend sein, aber gleichzeitig war er der beste Bruder und fürsorglichste Mann der Welt. Seit dem Tod ihrer Eltern hatte er Alicia aufgezogen und – auch wenn es nicht immer einfach für ihn gewesen war – erfolgreich dafür gesorgt, dass sie ein ausgezeichnetes Leben führen konnten.

Aus der Dunkelheit kam einer der Rancharbeiter auf sie zu. „Diego, haben Sie Alex gesehen?“, fragte Alicia.

„Er schickt mich, damit ich Sie wecke. Ich soll dafür sorgen, dass Sie im Haus bleiben, bis er kommt.“

„Geht es ihm gut?“

Diego zögerte. „Er versucht, die Kälber zu retten.“

„Oh, nein! Ich hab gewusst, dass er dort drinnen ist. Wir müssen ihn rausholen.“

Sie wollte zur Scheune laufen, doch Diego packte sie am Ärmel. „Miss Alicia, bitte. Alex will nicht, dass Sie in die Nähe des Feuers kommen.“

„Mir ist es egal, was dieser sture Dummkopf will. Ich muss ihn da rausholen.“ Sie befreite sich aus Diegos Griff und setzte ihren Weg fort. Nicht umsonst war sie die beste Läuferin an ihrer katholischen Schule gewesen. Diego rannte ihr hinterher und bat sie vergeblich stehen zu bleiben.

„Da ist er!“, rief Alicia.

Alex trieb gerade durch das breite Scheunentor eine Herde Kälber vor sich her. Die jungen Rinder waren völlig verstört und rannten kopflos in alle Richtungen. Einige versuchten sogar, wieder in die brennende Scheune zu gelangen. Die Arbeiter gaben sich alle Mühe, die Tiere in Sicherheit zu bringen. Alicia eilte in die Mitte der Herde und packte das nächste Kalb, was sie zu fassen bekam, an seiner Halskette. „Komm, Prinzessin. Du willst bestimmt nicht wieder dort hinein“, sagte sie und zog das Tier von dem Tor fort. Die Flammen schlugen in der Scheune hoch, und Asche wirbelte in der rauchigen Luft umher und brachte ihre Augen zum Tränen. Als sie sich umdrehte, sah sie Alex, der wieder in das Gebäude ging. Sie gab dem Kalb einen Klaps auf das Hinterteil und lief zu dem Eingang, durch den ihr Bruder gerade verschwand.

„Alejandro Montoya! Wenn du nicht gleich aus dieser brennenden Scheune kommst, dann werde ich …“

Alex wirbelte zu ihr herum. „Alicia! Du solltest gar nicht hier sein! Ich habe Diego gesagt …“

„Ich weiß, was du ihm gesagt hast, aber jetzt bin ich hier, und du solltest dort herauskommen, bevor das Dach einstürzt. Es steht völlig in Flammen.“

„Ich sehe nur nach, ob sie alle draußen sind.“

„Nein!“ Alicia packte ihn vorn an seinem Hemd. Sein Gesicht war fast schwarz vor Ruß, aber seine dunklen Augen strahlten feste Entschlossenheit aus. „Setz dein Leben nicht aufs Spiel!“

„Wir haben sie alle draußen!“, rief eine Stimme aus dem Dunkeln. „Ich habe sie gezählt. Alle fünfundvierzig Kälber sind in Sicherheit.“

„Gott sei Dank.“ Alex griff nach Alicia und warf sie sich wie ein Feuerwehrmann über die Schulter, wobei ihr die Luft aus den Lungen entwich.

Sie widerstand dem Drang, gegen dieses überhebliche Verhalten zu protestieren. Zumindest bewegte ihr Bruder sich von der Scheune weg, sodass sie ihn wenigstens in die richtige Richtung hatte zwingen können.

„Du gehst ins Haus zurück und wartest da, bis ich dich hole!“, sagte er, als er sie im sicheren Abstand zu dem Feuer wieder absetzte.

„Ich bin kein Kind mehr, Alex. Ich kann helfen.“

„Nichts kann die Scheune jetzt noch retten.“ Alex zuckte zusammen, als eine Seitenwand einstürzte und das brennende Dach langsam in sich zusammenfiel.

„Sie ist noch älter als dieses Haus. Sie ist über hundert Jahre alt, und jetzt …“ Alex schüttelte den Kopf.

Sie biss sich auf die Lippe. Alicia wusste, wie viel jeder Zoll dieser Ranch ihrem Bruder bedeutete. Er hatte schwer dafür geschuftet. Als sie El Diabolo gekauft hatten, war das ein wunderbarer Moment für sie beide gewesen. Sie hatten bewiesen, dass sie allen schlechten Aussichten zum Trotz schließlich doch noch erfolgreich gewesen waren.

Sie sah zur Scheune zurück, die jetzt nur noch eine schwankendes Gebilde aus hellen Flammen war. „Was ist passiert?“

„Das wissen wir nicht. Das Feuer war plötzlich wie aus dem Nichts da....