Die Prinzessin und der Cowboy

Die Prinzessin und der Cowboy

von: Myrna Mackenzie

CORA Verlag, 2010

ISBN: 9783862950539 , 144 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 1,49 EUR

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Die Prinzessin und der Cowboy


 

1. KAPITEL

„Es gibt gute Ideen, und es gibt schlechte, mein Freund. Dass du deine Schwester herschicken willst, gehört zu den schlechten.“ Owen Michaels lehnte sich im Sessel zurück und legte die Füße mitsamt den Cowboystiefeln auf den Schreibtisch.

„Unsinn, Owen, es ist die beste Idee überhaupt“, widersprach die kultivierte Stimme am anderen Ende der Leitung.

Owen warf einen Blick aus dem Fenster auf die endlose Weite, die sich bis zum Horizont erstreckte. Diese Aussicht war für ihn etwas Wundervolles, aber die meisten Menschen waren anderer Meinung.

„Hast du zu viel Cognac getrunken, Andreus? Vielleicht warst du schon zu lange nicht mehr in Montana? Du scheinst vergessen zu haben, dass auf meiner Ranch hart gearbeitet wird, auch wenn ich ein reicher Mann bin. Außerdem liegt die Second Chance ziemlich einsam. Deine Schwester ist eine Prinzessin und andere Umstände gewohnt.“

Was noch eine Untertreibung ist, dachte er. Sie würde sich nach Kultur sehnen, nach Bällen und High-Society-Partys. Frauen konnte man nicht hierher verpflanzen. Seine Mutter und seine Exfrau waren lebende Beweise. Die eine war einfach verschwunden, und die andere hatte sich scheiden lassen, nachdem … Owen fluchte stumm und verdrängte die bedrückenden Gedanken. „Nein, mein Lieber, daraus wird nichts.“

„Hör mir doch erst einmal zu, Owen“, drängte sein ehemaliger Mitbewohner aus Collegetagen. „Und um deine Frage zu beantworten, es war mir niemals ernster, und nein, ich habe nicht einen einzigen Tropfen getrunken. Ich bin nur begeistert, weil ich endlich weiß, was ich mit Delfyne machen soll.“

Die Stimme klang so gequält, dass Owen die Stirn runzelte. „Wieso musst du denn überhaupt etwas mit ihr machen?“

Ein tiefer Seufzer drang aus dem Hörer. „Weil sie eine Prinzessin ist und bald heiraten wird. Sie hat darauf bestanden, einen Sommer lang ihre Freiheit genießen zu dürfen. Es ist ihr gutes Recht. Wir alle hatten diese Auszeit, bevor wir die Rolle übernommen haben, die uns vom Schicksal bestimmt ist.“

Owen sah hinaus auf den grandiosen Sonnenuntergang. Die letzten Sonnenstrahlen tauchten die Landschaft in warmes rötliches Licht. Bald schon würde sich die abendliche Dunkelheit wie eine pechschwarze Decke übers Land legen, dicht und undurchdringlich, denn hier draußen gab es keine Straßenlaternen und im Umkreis von vielen Meilen keine Nachbarn. Und die Stille … es existierten sicher nur wenige Orte auf der Welt, an denen ein Mensch weiter vom Fürstenhof und höfischen Leben entfernt sein konnte. Owen war jedenfalls felsenfest davon überzeugt, dass Andreus’ Schwester sich ihre Auszeit anders vorstellte.

„Sie will ein paar Monate ungebunden sein, bevor sie heiratet, und eine Zeit lang ein anderes Leben führen? Wo ist das Problem? Schick sie in irgendein exotisches Urlaubsparadies, auf eine Kreuzfahrt oder nach New York.“

„Nein!“

Der Widerspruch klang heftig. Owen schwang seine Boots vom Schreibtisch, stand auf und schlenderte mit dem Telefon am Ohr zum Fenster. Er schaute in die zunehmende Dämmerung und zu den Wolken hinauf, die sich jetzt orange und purpurrot verfärbten.

„Warum nicht?“

Wieder seufzte Andreus. „Delfyne … ist …“

Ein ungutes Gefühl beschlich Owen. Er drehte dem Naturschauspiel den Rücken zu und konzentrierte sich auf das Gespräch. „Was ist mit Delfyne?“

Nur vage erinnerte er sich an sie. Vor sieben Jahren hatte er Andreus in Xenora besucht und dabei kurz dessen Schwester kennengelernt. Owen war zwanzig gewesen, sie ein siebzehnjähriger Teenager, mager und blass. Ihr aristokratisches Auftreten hatte ihn jedoch beeindruckt. Gleich nach seiner Ankunft war sie zu einer Cousine nach Belgien abgereist. Wahrscheinlich hatte man sie weggeschickt, weil ein amerikanischer Cowboy frei im Palast herumlief. Der Gedanke brachte ihn heute noch zum Schmunzeln.

„Sie ist … anders als meine Geschwister“, fuhr Andreus fort. „Behütet aufgewachsen, impulsiv und naiv. Ihr würde es nicht einmal in den Sinn kommen, dass ihr etwas Schlimmes zustoßen könnte. Sie gehört zu den Menschen, die erst an den Ofen fassen müssen, um zu begreifen, dass er heiß ist. Du kannst dir also vorstellen, was geschieht, wenn man sie in die Welt hinausschickt und ihr alle Freiheiten lässt …“

Na toll!

„Owen?“

„Unterm Strich heißt das, ich soll für deine kleine Schwester den Babysitter spielen?“

„So würde ich es nicht ausdrücken. Zumindest nicht vor Delfyne. Sie kann recht temperamentvoll sein.“

Das hatte ihm gerade noch gefehlt! Eine aufbrausende Prinzessin ohne gesunden Menschenverstand. Owen unterdrückte ein Stöhnen. „Andreus … Verdammt, du weißt, dass ich der Falsche bin, um auf eine Prinzessin aufzupassen. Zu rau und kantig.“

„Das ist ja das Gute. Du wirst verhindern, dass sie in Schwierigkeiten gerät.“

„Verlangst du von mir etwa, dass ich einer Frau mehr oder weniger Fesseln anlege?“

Andreus zögerte kurz. „Ich möchte, dass du sie ein bisschen im Zaum hältst.“

„Also soll ich doch den Babysitter spielen.“

„Sie wird dir keine Probleme machen.“

„Gerade hast du ein anderes Bild von ihr gemalt.“

„Bei dir wird sie sich benehmen, glaub mir.“

Owen lachte leise. „Schmierst du mir Honig um den Bart?“

„Ich schmiere dir gar nichts um den Bart“, entgegnete sein Freund etwas steif. Umgangssprache ging ihm nicht so leicht von den Lippen. „Du weißt selbst, wie energisch du sein kannst. Ich habe nicht vergessen, was du damals gesagt hast, als wir im Studentenheim unser Zimmer bezogen. Ohne Umschweife hast du mir klargemacht, welches Bett dir gehört und welches mir. Und dass du beim Lernen Ruhe bräuchtest und vorhättest, sehr viel zu lernen. Als Prinz und Thronfolger war ich andere Töne gewohnt.“

„Da hatte ich noch keine Ahnung, dass du ein Prinz bist.“

„Nachdem du es erfahren hattest, hast du mich auch nicht anders behandelt. Du ahnst nicht, wie dankbar ich dir dafür war. Du wurdest mein Freund. Mein bester Freund!“

„Und du hast mich rausgehauen, als diese vier Typen aus der Bar über mich herfielen. Du bist meinetwegen um die halbe Welt geflogen, als …“ Owen brachte den Rest des Satzes nicht heraus. Der Schmerz brannte immer noch, selbst nach so vielen Jahren. „Jedenfalls hast du mir geholfen, als ich Hilfe brauchte“, sagte er lahm. „Ich stehe tief in deiner Schuld.“

„Darum geht es nicht“, sagte Andreus. „Ich fordere nichts von dir ein. Das ist nicht mein Stil.“

Nein, sicher nicht. Aber er war auch ein stolzer Aristokrat, der nicht ohne Weiteres jemanden um einen Gefallen bat. Trotz seines lockeren Tonfalls fiel es ihm bestimmt verdammt schwer, sein Anliegen vorzubringen.

„Du machst dir wirklich Sorgen um deine Schwester, hm?“

„Sie bedeutet mir sehr viel, Owen. Delfyne ist etwas Besonderes … wie ein Sonnenstrahl. Und ich weiß, wie ihr im Moment zumute ist. Wir mögen zwar privilegiert sein, weil wir zur Fürstenfamilie gehören, aber ein Leben in Freiheit ist für einen Prinzen oder eine Prinzessin ein unerfüllbarer Traum. Nach den wenigen Monaten, die jetzt kommen, wird sich für sie alles verändern. Und das weiß sie.“

Was sollte Owen dazu sagen? Seine Freiheit und seine Ranch hier in Montana gingen ihm über alles. Dafür hatte er sogar das Glück anderer Menschen geopfert. Und ohne Andreus wäre es heute schlecht um ihn bestellt. „Okay, schick sie her“, sagte er. „Ich passe auf sie auf. Versprochen.“

„Danke, Owen. Wenn du wüsstest, was das für mich bedeutet. Du bist ein Heiliger, mein Freund.“

Owen lachte auf. „Wenn du mich für einen Heiligen hältst, leidest du unter Wahnvorstellungen! Hoffentlich bereut am Ende keiner von uns diese Vereinbarung.“

Das mulmige Gefühl setzte schon ein, noch während er auflegte. Owen fragte sich, ob seine Entscheidung wirklich klug gewesen war. Eigensinnig, arrogant, schroff, so hatte man ihn schon des Öfteren genannt. Ihn als Sonderling bezeichnet. Er war reich genug, um überall auf der Welt leben zu können. Aber er liebte die Einsamkeit seiner Ranch, die Ruhe – und den relativen Frieden, den er hier gefunden hatte.

Mit der Ruhe jedoch sollte es vorbei sein, wenn eine Prinzessin sich auf der Second Chance einquartieren würde.

„Eine Prinzessin?“, murmelte er. „Auf einer Ranch? Was für ein Blödsinn! Vielleicht findet sie es ja schrecklich hier und fliegt sofort wieder nach Hause.“

Ein Mann brauchte schließlich Hoffnungen und Träume.

Delfyne stieg aus dem Familienjet, warf einen Blick auf den hochgewachsenen Mann, der auf sie wartete, und wusste instinktiv, dass sie in Schwierigkeiten steckte.

Nicht, weil er ausgesprochen attraktiv war. Lange Beine in engen Jeans, breite Schultern, dunkelbraunes Haar und leuchtend blaue Augen – welche Frau würde nicht unwillkürlich den Atem anhalten? Aber gutes Aussehen konnte man ignorieren.

Das, was ihr wirklich unter die Haut ging, ließ sich gar nicht so einfach beschreiben. Der besondere Ausdruck auf seinem kantigen, sonnengebräunten Gesicht … dieser Mann war wie eine Fels. Ein Krieger. Aufrecht, eigenwillig, unnachgiebig.

Außerdem schien er nicht sonderlich erfreut, sie zu sehen. Delfyne ahnte auch, warum.

Zweifellos hatte ihr Bruder Owen Michaels gebeten, in den nächsten Monaten auf sie...