Der Milliardär und das Kindermädchen

Der Milliardär und das Kindermädchen

von: Crystal Green, Ally Blake, Michelle Reid

CORA Verlag, 2010

ISBN: 9783862950515 , 144 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 2,49 EUR

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Der Milliardär und das Kindermädchen


 

1. KAPITEL

Wenn Melanie Grandy den Internet-Artikeln glauben konnte, die sie über ihren zukünftigen Arbeitgeber gelesen hatte, dann war Zane Foley ein knallharter Unternehmertyp. Der härteste in ganz Texas.

Gleichzeitig war Foley laut besagten Artikeln ein ziemlich geheimnisvoller Mensch, der dafür sorgte, dass nichts aus seinem Privatleben an die Öffentlichkeit drang.

Dafür hatte Melanie mehr Verständnis als jeder andere.

Vom Kopfende eines langen Mahagonitisches aus beobachtete sie den erfolgreichen Geschäftsmann dabei, wie er durch ihre Bewerbungsmappe blätterte. Dabei schritt er gemächlich über das Wohnzimmerparkett seiner Stadtvilla in Dallas.

Ich darf ihn nicht ständig anstarren, ermahnte sich Melanie.

Leicht fiel ihr das allerdings nicht …

Das dunkelbraune Haar ließ er offenbar in einem teuren Salon stylen. Der Schnitt saß perfekt, bloß im Nacken standen ein paar störrische Strähnen hoch. Wahrscheinlich wusste er nichts davon, denn sonst hätte er sie längst geglättet.

Zane Foley war ausgesprochen groß und breitschultrig. Er hatte eine schmale Taille und lange Beine. Melanie wusste nicht, was er in seiner Freizeit für Sport trieb, konnte sich ihn aber gut im Sattel vorstellen.

Eigentlich kannte er ihre Bewerbungsmappe längst: Als Melanie sich vor zwei Tagen bei ihm vorgestellt hatte, hatte er ihren Lebenslauf bereits genauestens unter die Lupe genommen. Warum ging er also jetzt noch mal alles durch? Wollte er sie etwa einschüchtern?

Am anderen Ende des Raumes blieb er stehen und blickte sie an. Die Maisonne fiel durch das Buntglasfenster und zauberte sanfte Farbreflexe auf sein weißes, höchstwahrscheinlich maßgeschneidertes Hemd. Da stand er, mitten zwischen den dunklen Ledermöbeln, die dem Raum ein düsteres Ambiente verliehen.

Melanie fühlte sich ertappt, als Zane Foley ihr direkt ins Gesicht sah und mit seinen haselnussbraunen Augen fixierte. Trotzdem wich sie seinem Blick nicht aus. Sie wollte ihm beweisen, wie standhaft sie war. So standhaft, dass sie allen Herausforderungen gewachsen wäre, wenn er sie als Nanny für seine sechsjährige Tochter Olivia einstellte. Melanie hatte die Kleine beim ersten Vorstellungsgespräch bereits kurz kennengelernt und sofort ins Herz geschlossen.

Sie zwang sich, ruhig und gleichmäßig zu atmen, bis Zane Foley sich wieder ihrer Bewerbungsmappe zuwandte.

„Aha, aus Oklahoma kommen Sie also“, sagte er plötzlich mit tiefer, klangvoller Stimme.

Ein Schauer durchlief Melanie. Es fühlte sich an, als hätte er direkt neben ihr gestanden und ihr die Worte ins Ohr geraunt. Sie bemühte sich, möglichst ruhig zu sprechen, damit er ihr die Erregung nicht anmerkte. „Ja, ich bin sozusagen am Stadtrand von Tulsa aufgewachsen.“

Eigentlich hatten sie auch darüber bei ihrem ersten Termin gesprochen, und wahrscheinlich hatte Foley in den letzten zwei Tagen ihre früheren Arbeitgeber kontaktiert. Zuletzt war sie für eine Geschäftspartnerin von ihm tätig gewesen, mit der er eng zusammenarbeitete, und deren Urteil er sehr vertraute. Wahrscheinlich hatte Melanie überhaupt nur deswegen einen Fuß in die Tür bekommen.

Warum schaute er sich eigentlich gerade ihre ganze Bewerbungsmappe noch einmal an? Wollte er sie damit etwa verunsichern? Hoffte er darauf, dass sie vor lauter Nervosität ihr dunkles Geheimnis verriet?

Weil er zu ihrer Erklärung, wo sie aufgewachsen war, nichts sagte, sprach sie weiter: „Zuerst waren wir bloß zu zweit, meine Mutter und ich. Während ich im Kindergarten war, hat sie die Buchhaltung für einen kleinen Betrieb erledigt. Sobald ich etwas älter war, habe ich mich nach der Schule immer um den Haushalt gekümmert.“

Dabei verschwieg Melanie ihm, dass es sich bei dem „kleinen Betrieb“ um eine schmierige Gaststätte handelte, in der ihre Mutter hauptsächlich als Kellnerin gearbeitet hatte. Zwischendurch hatte Leigh Grandy immer mal wieder einen „guten Freund“ zum „Übernachten“ nach Hause gebracht. Wahrscheinlich war Melanie selbst auch auf diese Art entstanden, aber das wusste sie nicht genau, denn ihren Vater hatte sie nie kennengelernt.

Langsam kam Zane Foley auf den langen Mahagonitisch zu, an dem Melanie saß. Am gegenüberliegenden Ende blieb er stehen und legte ihre Bewerbungsmappe auf die Tischplatte.

Dieser Mann sah aber auch wirklich zu gut aus! Wenn sie ihn genauer betrachtete, wurde ihr ganz flau im Magen. Sie musste sich dazu zwingen, sich wieder auf ihre Bewerbungssituation zu konzentrieren. Und darauf, was es bedeuten würde, wenn er sie einstellte: Dann wäre er nämlich ihr Chef und sie die Nanny, Punkt. Und dass er sie einstellte, war noch gar nicht gesagt.

„An Ihrem Lebenslauf sehe ich, dass Sie schon sehr früh mit Kindern gearbeitet haben. Inwiefern haben denn Ihre Geschwister Ihre Berufswahl beeinflusst?“

„Eigentlich waren das meine Stiefgeschwister.“

„Oh, dann habe ich mich wohl verlesen.“

Melanie lächelte, aber Zane Foleys Miene blieb ernst. Bei ihm schien das normal zu sein.

„Als ich fünfzehn war, heiratete meine Mutter einen Mann, von dem sie behauptete, er sei ihre ‚wahre Liebe‘“, erklärte sie. Kaum zu glauben, dass Leigh Grandy sich schließlich dauerhaft auf eine ihrer Männerbekanntschaften festgelegt hatte … und noch viel erstaunlicher war es, dass diese Ehe bis heute noch nicht geschieden war.

„Der Mann hatte vier Kinder. Die beiden Mädchen waren ein ganzes Stück jünger als ich“, fuhr Melanie fort. „Also habe ich auf sie aufgepasst und nebenbei weiter die Hausarbeit erledigt. Dann gab es noch zwei Söhne, Zwillinge, die waren aber ständig unterwegs und bei irgendwelchen Sportveranstaltungen.“

„Die Mädchen waren jünger, und es gab zwei Söhne?“, wiederholte Zane Foley und zog eine Augenbraue hoch.

Melanie umklammerte die Tischplatte, bis ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Inzwischen hatte sich ihr potenzieller Arbeitgeber ihr gegenüber an das andere Ende in einen Ledersessel gesetzt und die Finger verschränkt. Er wirkte wie ein Staatsanwalt beim Kreuzverhör.

Ich will diesen Job haben, dachte sie. Ich brauche diesen Job. Bitte!

Fast ihre ganzen Ersparnisse hatte sie dafür ausgegeben, um zum Vorstellungsgespräch nach Dallas fliegen zu können.

„Würden Sie mir bitte erklären, woran das liegt?“, hakte er nach. „Warum sprechen Sie von Ihren Stiefgeschwistern in der Vergangenheitsform?“

Melanie zwang sich zu einem Lächeln. „Das war wohl eher ein Versehen“, erklärte sie. „Natürlich haben wir immer noch Kontakt.“ Sofern man ein paar kurze E-Mails als „Kontakt“ bezeichnen konnte … Nur ihre Mutter rief ziemlich häufig bei ihr an – um sich Geld von ihr zu leihen.

Seit der Hochzeit ihrer Mutter hatte Melanie nur noch eine unbedeutende Nebenrolle in der Familie gespielt. Ihr Stiefvater hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass ihm seine eigenen Kinder viel lieber waren. In seinen Augen war Melanie bloß die „uneheliche Tochter seiner Frau“. Alle damit verbundenen negativen Gefühle bekam sie ab, nicht Leigh.

Darüber hatte Melanie sogar einmal mit ihrer Mutter gesprochen – in der Hoffnung, dass Leigh wiederum mit ihrem Mann reden und sich die Situation für alle verbessern würde. Aber da hatte sich Melanie gründlich getäuscht: Ihre Mutter hatte sehr ärgerlich reagiert und ihr vorgeworfen, sie würde ihr bloß alles kaputt machen wollen. Ausgerechnet jetzt, wo sie endlich glücklich war.

Melanie hatte sich damals verraten und verletzt gefühlt. Und ihr war schmerzhaft bewusst geworden, dass Leigh ihre Männerbekanntschaften immer wichtiger sein würden als ihre eigene Tochter. Dabei hatte sie sich immer so angestrengt, ihrer Mutter alles recht zu machen, und dabei gehofft, dass diese Melanie dafür umso mehr lieben würde.

Sie verdrängte die schlimmen Erinnerungen. „Ich habe als Teenager mehrere Kurse zum Thema Kinderbetreuung belegt“, erklärte sie Zane Foley. „Und dann habe ich als Babysitter gearbeitet. Meistens am Wochenende, aber oft auch in der Woche, wenn ich das mit der Schule vereinbaren konnte.“

„Das scheint Ihnen nicht besonders schwergefallen zu sein, wenn ich mir Ihre ausgezeichneten Zeugnisse ansehe.“

„Ich habe mir auch alle Mühe gegeben – weil mir klar war, dass ich nur auf diese Weise etwas in meinem Leben erreichen könnte.“

Bestimmt hatte Zane Foley in den letzten Tagen sämtliche Zeugnisse und Referenzen überprüfen lassen, die sie der Bewerbung beigelegt hatte. Blieb nur zu hoffen, dass er bei seinen Nachforschungen nichts von dem einzigen Job erfahren hatte, der nicht im Lebenslauf erwähnt war. Mit diesem speziellen Job hatte Melanie sich damals das College finanziert … und jetzt wollte sie ihn am liebsten vergessen: Damals hatte sie nämlich in einem drittklassigen Casino in Las Vegas getanzt – als Showgirl.

Ganz langsam atmete sie aus und konzentrierte sich darauf, sich bloß mit keinem Wort zu verraten. „Während meiner Schulzeit habe ich neben dem Babysitten auch noch als Kellnerin gearbeitet. Das mit dem Babysitten hat sich schnell in der Nachbarschaft herumgesprochen, weil die Leute wohl zufrieden mit meiner Arbeit waren. Und so habe ich nach und nach immer mehr Aufträge bekommen.“

„Da waren Sie...