Prickelndes Spiel mit der Liebe

Prickelndes Spiel mit der Liebe

von: Melissa McClone

CORA Verlag, 2010

ISBN: 9783862950508 , 144 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 1,49 EUR

Mehr zum Inhalt

Prickelndes Spiel mit der Liebe


 

1. KAPITEL

„Jungfrau in Nöten hier!“ Chaney, die sich mit einer schweren Kiste abmühte, warf einen Blick auf die antiken Rüstungen, die im großen Rittersaal von Abbotsford Castle standen. „Hey, ihr heldenhaften Ritter, könnt ihr mir vielleicht helfen?“

Die glänzenden Rüstungen standen in Reih und Glied, die Waffen zur Hand, doch keine rührte sich.

Die Geschichte ihres Lebens. Chaney lachte.

Okay, sie hatte zwar nicht das Happy End erlebt, das sie sich mal vorgestellt hatte, aber sie konnte sich auch nicht beschweren. Es kam nicht oft vor, dass man auf Spesen nach London fliegen und in einem luxuriösen Schloss wohnen durfte. Doch Chaney arbeitete hier drei Tage lang als Aufnahmeleiterin für eine angesehene Kabelkanal-Show.

Justin, ihr Chef, hatte ihr gesagt, dies wäre genau die Art von praktischer Erfahrung, die sie vorweisen müsste, um eine Chance auf die angestrebte Beförderung zu haben. Deshalb hatte sie Urlaub genommen und war nach England gekommen.

Diese Gelegenheit hatte sie Gemma zu verdanken, ihrer Freundin und früheren Mitbewohnerin. Chaney sollte dafür sorgen, dass die Dreharbeiten zu Tummelplatz der Milliardäre, einer Sendereihe über Urlaubsziele der Superreichen, problemlos verliefen. Vor allem musste sie darauf achten, dass die Zeitvorgaben und das Budget eingehalten wurden.

Die Kiste voller elektrischer Geräte fing in Chaneys schweißnassen Händen an zu rutschen. Ihre Arme schmerzten unter dem Gewicht, und die Brille rutschte ihr über die Nase. Chaney fasste nach, aber das brachte nicht viel.

„Darf ich Ihnen helfen, Mylady?“, fragte da eine Männerstimme hinter ihr.

Der walisische Akzent kam ihr bekannt vor. „Danke.“ Sie stützte die Kiste auf ihrem gebeugten Knie ab. „Ich hätte mir einen Rollwagen nehmen sollen.“

„Sie gestatten?“

Über die Schulter blickte sie ihren Retter an. Ein Mann in Kettenhemd, schwarzem Leder und Plattenharnisch an Schultern, Oberkörper und Beinen ging auf sie zu. Drake Llewelyn. Chaney raubte es den Atem. Er sah aus wie ein Ritter der Tafelrunde von König Artus. Nicht wie ein Milliardär, dessen neuestes Lieblingsprojekt diese Urlaubsshow seines Kabelkanals war, die er teilweise selbst moderierte.

Zugegeben, der Look stand ihm gut. Nur ist Drake Llewelyn leider kein edler Ritter mit nobler Gesinnung, dachte Chaney. Geschmeidig und kraftvoll wie ein Athlet kam er auf sie zu, ohne dass die Rüstung seinen Gang im Geringsten verlangsamte.

O nein, das Kostüm bedeutete offenbar, dass er die jetzige Folge doch selbst moderierte, obwohl ursprünglich jemand anders dafür vorgesehen war.

„Hallo, Chaney.“

Der warme Ton seiner Stimme ging ihr unter die Haut. Drake nahm ihr die Kiste ab, als wäre sie federleicht.

Chaney schob sich die Brille wieder auf der Nase hoch. Wegen ihrer müden und trockenen Augen hatte sie die Kontaktlinsen herausgenommen. „Danke.“

„Vielen Dank, dass Sie so kurzfristig für Gemma eingesprungen sind“, sagte Drake. „Sie sind über die Show auf dem Laufenden?“

„Ja.“

Mit seinen braunen Augen, in denen die wohlbekannten goldenen Pünktchen glitzerten, sah er Chaney tief in die Augen, sodass ihr plötzlich heiß wurde. Sein zerwühltes Haar wirkte, als wäre er gerade von einem Kreuzzug auf sein Schloss zurückgekehrt. Bereit, die erste Frau mit in sein Bett zu nehmen, die ihm gefiel.

Erstaunt betrachtete Chaney ihn genauer. „Sie haben sich einen Bart wachsen lassen.“

„Für den Dreh.“ Drake strich sich über den Bart an seinem Kinn. „Er ist zwar nicht so voll wie gehofft, aber ich dachte, mit Bart würde ich mehr nach Ritter aussehen.“

„Das stimmt auch.“ Normalerweise mochte sie keine Männer mit Bärten. Doch Schnauz- und Kinnbart verliehen ihm ein gefährliches, sexy Aussehen. Ein schwarzer Ritter, der bei Jungfern, Kurtisanen und Königinnen zweifellos gut ankam.

Chaney schluckte nervös.

„Wo soll die Kiste hin?“, fragte Drake.

„Zu den Scheinwerfern.“ Ihre Stimme klang tief, beinahe heiser und völlig unnatürlich.

Als er die Kiste vorsichtig an der Stelle absetzte, wo heute Abend gedreht werden sollte, klirrte sein Kettenhemd. Das Geräusch hallte durch den großen Raum, bis es von den mit Teppichen bedeckten Wänden verschluckt wurde.

Drake richtete sich wieder auf. Er war größer, als Chaney ihn in Erinnerung hatte. Und an seine dichten, langen Wimpern hatte sie sich auch nicht mehr erinnert. Eindringlich musterte er sie.

Chaney verschränkte die Arme vor der Brust. „Wenn ich gewusst hätte, dass wir uns verkleiden sollen, hätte ich mein Dirndlkleid mitgebracht.“

Er lachte. „Es ist schon viel zu lange her, Chaney.“

Mehr als fünf Jahre. Nach ihrer Ansicht noch nicht lange genug. „Ich bin bloß hier, um Gemma einen Gefallen zu tun.“

„Trotzdem ist es schön, Sie wiederzusehen.“

Auf keinen Fall wollte sie sich von seinem Charme in den Bann ziehen lassen. „Ich glaube kaum, dass Sie mich vermisst haben.“

„Aber ja.“

„Nach der Boulevardpresse zu urteilen, wohl eher nicht.“

Drake richtete einen seiner Kettenärmel so selbstverständlich, als ob Lederhose, Tunika und Rüstung seiner täglichen Kleidung entsprachen. „Sie haben die Presse über mich verfolgt?“

„Eigentlich nicht. Nur, wenn ich beim Einkaufen in der Kassenschlange stehe.“

„Einkaufen? Für Ihre Familie?“

Ihr Brustkorb zog sich schmerzhaft zusammen. „Nein, für mich.“

„Gemma hat erzählt, dass Sie verlobt sind.“ Drake warf einen Blick auf ihre Hand, an der sich kein Ring befand. „Ich dachte, Sie wären mittlerweile verheiratet.“

„Nein.“

„Lassen Sie mich raten: Die langfristige Anlagestrategie ließ Ihrer Meinung nach etwas zu wünschen übrig.“

„Nein. Seiner Meinung nach.“

Drake streckte die Hand nach ihr aus, doch Chaney wich zurück.

„Ich will kein Mitleid“, erklärte sie abweisend. „Davon hatte ich mehr als genug, als Tyler, mein Verlobter, sich von mir getrennt hat.“

„Ich wollte gar nicht sagen, dass es mir leidtut“, meinte Drake. „Denn es tut mir nicht leid. Der Mann ist ganz offensichtlich ein Idiot.“

Sie unterdrückte ein Lächeln. „Er hat stattdessen meine Schwester geheiratet.“

„Dann ist Ihr Schwager ein Idiot.“

Chaney lachte. „Da haben Sie recht.“

„Aber Sie sind noch viel zu jung, um einen Hausstand zu gründen“, erwiderte Drake.

„Das habe ich in nächster Zeit auch nicht vor.“

„Dann haben wir ja etwas gemeinsam.“

„Schon zwei Dinge“, sagte sie.

Fragend sah er sie an.

„Unsere gemeinsame Freundin Gemma.“ Chaney nahm ihr Klemmbrett von der Kiste. „Sie haben wir auch gemeinsam.“

Seine Augen verdunkelten sich. „Das stimmt.“

„Wir sehen uns zwar nur selten, aber zum Glück gibt es ja das Internet. Ich wüsste nicht, was ich ohne sie täte.“

„Ich auch nicht.“

Chaney war überrascht über den Nachdruck in Drakes Worten und die Besorgnis in seinen Augen. „Gemma und dem Baby geht es gut. Ich habe heute Morgen mit ihr gesprochen. Sie ist sicher, dass ihr nur vorübergehend Bettruhe verordnet wird. Und so, wie Oliver sie verwöhnt, wird sie bestimmt die restlichen Dreharbeiten dieser Saison noch betreuen können.“

„Hoffentlich. Aber bis dahin habe ich ja Sie.“ Ein Lächeln umspielte seinen Mund.

„Nur am Set“, stellte sie klar.

„Natürlich“, meinte er belustigt.

Verlegen hielt sie ihr Klemmbrett fest. „Ich werde darauf achten, dass wir im Zeitplan bleiben, damit Sie Ihren Flug von Heathrow aus noch erreichen. Gemma sagte, das sei wichtig.“

„Immer noch dieselbe fleißige, kompetente Chaney. Das sollte gut funktionieren.“

Sie hob den Kopf. „Das denke ich auch.“

Drake lächelte. „Ich wusste schon immer, dass Sie es weit bringen werden. Aber ich hatte angenommen, Sie als Finanzgenie würden in die Firma Ihres Vaters einsteigen und nicht ins Showbusiness gehen.“

„Nun ja, immerhin haben meine Eltern mich nach Lon Chaney benannt“, gab sie zurück.

„Nach diesem alten Schauspieler?“

„Ja. Sie sind große Horrorfilm-Fans, mochten aber die alten Schwarz-Weiß-Streifen lieber als die neueren, blutrünstigen Filme.“

„Das ist ziemlich schräg“, sagte er.

„Ich weiß. Aber Chaney ist immer noch besser als Karloff oder Lorre. Allerdings habe ich die ersten Erfahrungen beim Fernsehen während meines Praktikums gemacht, als Sie Dragon Network gekauft haben. So bin ich zu dem Filmstudio gekommen, wo ich jetzt arbeite.“

„Erstaunlich, wie ein Praktikum den Berufsweg beeinflussen kann.“

Chaney nickte. Er hatte ja keine Ahnung.

„Und jetzt sind Sie wieder in England und arbeiten für die Show, für die wir damals das Konzept entworfen haben.“

Verblüfft starrte sie...