Goldenes Feuer der Wüste

Goldenes Feuer der Wüste

von: Jane Porter

CORA Verlag, 2010

ISBN: 9783862950355 , 144 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 2,49 EUR

  • Das Gummistiefel-Gefühl - Mein neues Leben in der Pampa
    Colonia im Mittelalter - Über das Leben in der Stadt
    Kenneth Goldsmith - Brief an Bettina Funcke(dOCUMENTA (13): 100 Notes - 100 Thoughts, 100 Notizen - 100 Gedanken # 017)
    Péter György - Die beiden Kassels: gleiche Zeit, anderer Ort(dOCUMENTA (13): 100 Notes - 100 Thoughts, 100 Notizen - 100 Gedanken # 016)
    Paul Ryan - Zwei ist keine ZahlEin Gespräch mit Ayreen Anastas & Rene Gabri(dOCUMENTA (13): 100 Notes - 100 Thoughts, 100 Notizen - 100 Gedanken # 015)
    Alejandro Jodorowsky - (dOCUMENTA (13): 100 Notes - 100 Thoughts, 100 Notizen - 100 Gedanken # 014)
  • G.M. Tamás - Die unschuldige Macht(dOCUMENTA (13): 100 Notes - 100 Thoughts, 100 Notizen - 100 Gedanken # 013)
    Vandana Shiva - Die Kontrolle von Konzernen über das Leben(dOCUMENTA (13): 100 Notes - 100 Thoughts, 100 Notizen - 100 Gedanken # 012)
    Jalal Toufic - Poes »Das Ovale Porträt«, mit den Augen eines Engels gelesen und umgeschrieben(dOCUMENTA (13): 100 Notes - 100 Thoughts, 100 Notizen - 100 Gedanken # 011)

     

     

     

     

     

     

 

Mehr zum Inhalt

Goldenes Feuer der Wüste


 

1. KAPITEL

Vancouver, Kanada

„Scheich Zayed Fehz ist hier? Wo hier? In Vancouver?“ Dr. Sophie Tornell nahm die Brille ab und fuhr sich mit zittrigen Fingern über den Nasenrücken.

Dass sie zitterte, konnte nur an ihrer Erschöpfung liegen. Kein Wunder nach einer anstrengenden siebenwöchigen Lesereise.

Natürlich hatte es nichts, aber auch gar nichts mit Scheich Zayed Fehz, dem jüngeren Bruder von König Sharif Fehz, zu tun. Auch wenn er der einzige Mann war, der es je geschafft hatte, sie zu demütigen und zu verletzen.

Jamie, Sophies Assistentin, kam mit besorgt gerunzelter Stirn an den Schreibtisch. „Ja … hier.“

„Was meinen Sie mit hier?“ Sophies normalerweise kühle Stimme bebte leicht.

„Na ja … hier im Hotel.“

„Was?“ Sophie setzte die Brille wieder auf und starrte Jamie entsetzt an. In der Öffentlichkeit trug sie normalerweise Kontaktlinsen, aber im Hotel war ihr die Brille lieber. „Warum?“

„In Portland hatten Sie keine Zeit für ihn und in Seattle auch nicht. Deshalb ist er jetzt hier“, erklärte Jamie und nestelte nervös an ihrer Bluse herum. „Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass er sich abweisen lässt … es scheint dringend zu sein. Angeblich geht es um Leben und Tod.“

Um Leben und Tod. Genauso schamlos hätte ihr Vater in einer ähnlichen Situation auch übertrieben. Die beiden Männer waren aus demselben Holz geschnitzt, allerdings mit dem feinen Unterschied, dass Sophies Vater nicht mehr lebte.

„Ich kann jetzt nicht …“, stammelte Sophie unglücklich.

„Aber eigentlich ist es im Moment doch ganz günstig …“

Sophie musste deutlicher werden. „Ich will aber nicht.“

„Ähm … kennen Sie ihn eigentlich persönlich?“, fragte die dreiundzwanzigjährige Jamie leicht atemlos.

„Flüchtig“, gab Sophie wortkarg zurück. Die Einzelheiten ihrer schmerzlichen und demütigenden Begegnung vor drei Jahren gingen Jamie nichts an.

„Er sieht ja wirklich umwerfend aus“, schwärmte Jamie mit leuchtenden Augen. Ihre Wangen hatten sich gerötet.

„Möglich“, gab Sophie mit einem Schulterzucken zurück. „Aber das macht noch keinen guten Menschen aus ihm.“

Jamie atmete tief durch. „Er wirkt aber sympathisch … sehr sogar …“

„Wieso? Haben Sie denn mit ihm gesprochen?“

„Na ja … sicher. Er ist doch hier. Draußen im Vorraum.“

„Was? In meiner Suite?“

Die Röte auf Jamies Wangen vertiefte sich noch. „Na ja, ich dachte, dass Sie vielleicht ein paar Minuten für ihn haben. Die Medienberaterin kommt erst in einer halben Stunde.“ Als Jamie Sophies Gesichtsausdruck sah, fügte sie eilig hinzu: „Es scheint wirklich dringend zu sein.“

Sophie fühlte Panik in sich aufsteigen. Zayed hier? Im Vorraum ihrer Suite?

„Habe ich etwas falsch gemacht?“, fragte Jamie ängstlich.

Ja! „Nein, nein.“ Sophie schluckte schwer, als ihr bewusst wurde, dass ihre Hände feucht waren und ihr Herz raste.

Und Jamie war plötzlich den Tränen nahe. Das brauchte Sophie jetzt wirklich nicht. Dabei war Jamie so ein nettes Mädchen, das sich viel Mühe gab und bisher sehr effizient gearbeitet hatte. Sophie konnte es ihr nicht verdenken, dass sie sich von Zayeds Aussehen blenden ließ. Wie auch? Wo Zayed sie, Sophie, doch damals ebenfalls in seinen Bann gezogen hatte.

„Ich dachte einfach … na ja … wenigstens fünf Minuten …“, stammelte Jamie.

Sophie presste ihre Hände gegen die Schreibtischkante, damit sie aufhörten zu zittern. Zeit war nicht das Problem. Das Problem war Zayed Fehz. Sie wollte ihn nicht sehen. Nicht einmal fünf Sekunden. „Wie lange wartet er schon?“, fragte sie schließlich.

„Eine halbe Stunde.“

Sophie zuckte innerlich zusammen, aber sie ließ sich nichts anmerken. „Und warum sagen Sie das erst jetzt?“

„Ich …“ Wieder hob Jamie unsicher eine Schulter. „Ich dachte …“

„Egal. Also gut.“ Sophie drückte das Kreuz durch und schob sich das schulterlange, feine silberblonde Haar hinters Ohr. „Holen Sie ihn rein. Aber nur fünf Minuten.“ Ihre Stimme war wieder fest geworden, sie hob das Kinn. „Sorgen Sie dafür, dass er das versteht.“

Zayed stand im Vorraum der Suite und wartete darauf, von Sophie Tornell, Bestsellerautorin, begehrter Vortragsrednerin auf internationalen Kongressen, Psychotherapeutin und professioneller Heiratsvermittlerin mit erstklassigem Ruf, empfangen zu werden.

Heiratsvermittlerin! Er verzog süffisant den Mund.

Wer hätte gedacht, dass Sharifs schüchterne kleine Stipendiatin jemals Prominentenehen schmieden würde?

Wer wäre je auf die Idee gekommen, dass die staubtrockene unsichere Sophie Tornell etwas von sexueller Anziehungskraft oder romantischen Bindungen verstehen könnte? Ausgerechnet Sophie Tornell, das sprödeste, verklemmteste weibliche Geschöpf, das ihm je untergekommen war? Da nützte es auch nichts, wenn Sharif behauptete, dass sie eben nur sehr auf ihre Arbeit konzentriert sei. Zayed wusste es besser.

Freiwillig wäre er heute bestimmt nicht hier. Aber er hatte keine andere Wahl.

Weil etwas Unvorstellbares passiert war. Eine Maschine des Königshauses Fehz war abgestürzt – mit dem König an Bord.

Von Schmerz überwältigt, schloss Zayed die Augen. Die erste Nachricht hatte ihn vor fünf Tagen erreicht. Er war umgehend nach Sarq geflogen, um mit seinem jüngeren Bruder Khalid die nächsten Schritte zu besprechen.

Sharifs Frau Jesslyn war am Boden zerstört gewesen. Und den vier Kindern fehlte der geliebte Vater.

Die Atmosphäre im Palast war genauso düster gewesen wie erwartet, überall Trauer, Angst, Kummer und Schmerz. Niemand wusste, was passiert war. Das Flugzeug war ohne jede Vorwarnung vom Radar verschwunden und nicht mehr aufgetaucht. Morgen würde seit dem Verschwinden der Maschine eine Woche vergangen sein.

Am vierzehnten Tag musste laut Gesetz ein Nachfolger benannt werden.

Und dafür kam nur Zayed infrage, obwohl es eigentlich eine Unmöglichkeit war. Zayed gehörte nicht nach Sarq, er hatte der Wüste schon lange den Rücken gekehrt. Er sehnte sich nicht nach Sonne, sondern nach Regen und bewohnte keine Paläste, sondern moderne Apartments oder Hotelsuiten.

Aber er konnte sich seiner Verantwortung nicht entziehen. Ich brauche dich, hatte Khalid geflüstert, als sie sich zum Abschied umarmt hatten. Wir brauchen dich. Komm zurück, komm nach Hause.

Khalid hatte Zayed noch nie um etwas gebeten. Niemand von seiner Familie hatte ihn je um irgendetwas gebeten. Für alles war Sharif zuständig gewesen. Sharif war der Älteste, der Fels, auf den alle bauten, das Oberhaupt der Familie.

Und jetzt … jetzt war Sharif nicht mehr da.

Einfach so, völlig unerwartet. Die Welt geriet plötzlich aus den Fugen. Nichts würde je wieder so sein wie zuvor.

Die Tür zum Wohnraum der Suite öffnete sich. Die hübsche, leicht mollige Assistentin kam heraus.

„Dr. Tornell lässt jetzt bitten.“ Ihre runden Wangen waren gerötet. „Aber sie hat leider nur ein paar Minuten für Sie.“

„Kein Problem“, gab er beiläufig zurück. Typisch Sophie Tornell, immer zack, zack!

Er sah sie sofort, als er den Raum betrat. Sie saß mit einer Brille auf der Nase am Schreibtisch und gab vor, an ihrem Laptop zu arbeiten. Das lange blonde Haar hatte sie sich hinters Ohr gestrichen. Die überschlanke, fast dünne Sophie Tornell wirkte sehr intellektuell und sehr steif und kalt wie ein Eiszapfen. Und ungefähr genauso interessant. Aber auf ihrem Gebiet war sie erfolgreich, und genau deshalb brauchte er sie jetzt.

Die Assistentin zog sich zurück.

„Guten Tag, Scheich Fehz“, begrüßte Sophie ihn, nachdem sich die Tür geschlossen hatte. „Ich bin leider etwas in Eile, aber Jamie sagte mir, dass es wichtig ist.“

Natürlich war ihr Tonfall frostig, was sonst. Er presste die Lippen zusammen. Nicht Eiszapfen, Eisberg, korrigierte er sich in Gedanken. Sie konnte einfach nicht anders. „So ist es, Dr. Tornell.“

Mit versteinertem Gesicht lehnte sie sich zurück und faltete die Hände im Schoß. „Und womit kann ich dienen?“

Sophie ärgerte sich, weil ihr Herz viel zu schnell klopfte. Sie mochte ihn nicht. Sie hatte ihn schon damals nicht gemocht. Und der einzige Grund dafür, dass sie sich heute darauf eingelassen hatte, ihn zu empfangen, war Sharif.

„Wann haben wir uns zuletzt gesehen?“, fragte er, während er auf sie zuging. „Vor zwei Jahren?“

„Drei.“ Sophie verspürte einen Stromstoß, als Zayed näher kam. Er war noch attraktiver als in ihrer Erinnerung. Außerdem hatte sie vergessen, was für eine unglaubliche Präsenz er besaß. Und dann war da seine beeindruckende Statur, dieser hochgewachsene, auserlesen und teuer gekleidete Körper. Ihr Vater, einer der größten Filmstars seiner Zeit, hatte eine ganz ähnliche Ausstrahlung gehabt.

Zayed war jedoch weder ein Filmstar...