Bluteid - Die Rachel-Morgan-Serie 8 - Roman

von: Kim Harrison

Heyne, 2011

ISBN: 9783641062538 , 736 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 11,99 EUR

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Bluteid - Die Rachel-Morgan-Serie 8 - Roman


 

12 (S. 171-172)

Ich schreckte aus dem Schlaf auf, als Nicks Auto über Bahnschienen rumpelte. Schnaubend wischte ich mir den Mundwinkel und setzte mich auf. Mein Blick fiel auf Jax, der auf dem Rückspiegel saß und mit den Füßen dagegentrommelte. Er sah aus wie sein Dad. Dann schob ich mich wieder in die Mitte der Bank. Dreck, ich war an Pierce gelehnt eingeschlafen, aber als ich ihn ansah, erschrak ich, als Tom mit hochgezogenen Augenbrauen und fragendem Blick auf mich herablächelte. Peinlich berührt schaute ich auf die vorbeigleitenden Gebäude. Sie waren niedrig und eckig, und ziemlich heruntergekommen.

Etwas sagte mir, dass wir noch auf der Cincinnati-Seite des Flusses waren und – so wie es hier aussah – tief in menschlichem Gebiet. Es war nicht der beste Teil der Stadt, und ich beäugte die untätigen Leute, die vor hässlichen Läden in der Sonne saßen. Nicks Blick glitt zu mir und dann wieder auf die Straße. »Willkommen zurück, Schlafmütze.« Ich fühlte mich irgendwie benebelt. »Bitte sag mir, dass ich nicht geschnarcht habe«, sagte ich und zog mir meinen Alte-Damen-Mantel höher auf die Schultern.

Es war warm hier, aber ich fühlte mich verletzlich. Pierce schnaubte und berührte aus Versehen mein Knie, als er sich bewegte. »Wie Jenks sagen würde: Du schnarchst nett.« Ich lächelte wenig überzeugend zurück. Ich schnarchte nett. Nicht: ›Meine Meinung ist, dass deine hörbaren nasalen Luftströme bezaubernd sind‹. Er verlor bereits seine einzigartige Sprache. Nicht, dass es mir etwas ausmachte. Ich erinnerte mich vage an zwei intensiv diskutierende männliche Stimmen in meinen Träumen. Anscheinend hatte ich etwas verpasst. »Wo fahren wir hin?«, fragte ich, weil ich immer noch nicht einordnen konnte, wo wir uns befanden.

Kein Wunder, da ich nicht oft in die ärmeren menschlichen Gebiete von Cincinnati vordrang. Nick hielt den Blick angestrengt auf die mit Schlaglöchern übersäte Straße gerichtet. »Meine Wohnung. Na ja, eine meiner Wohnungen.« Sein Blick fiel kurz auf sein vernarbtes Handgelenk und die kleine, aber wahrscheinlich teure Uhr. »Du bist dort sicher.« Er öffnete das Fenster einen Spalt und murmelte zu Jax: »Willst du die Tür für uns aufmachen?« Der Pixie verschwand mit klappernden Libellenflügeln. Ich konnte nicht anders, als zu bemerken, dass Jax’ schwarzes Hemd einen Riss hatte und seine Schuhe alt aussahen.

Er hatte offensichtlich keine Frau. Wenn er wollte, dass seine Kinder ihn überlebten, musste er im nächsten Jahr oder so eine Familie gründen oder riskieren, dass sie vom ersten Fairy-Clan dahingemetzelt wurden, der sie ohne Patriarchen vorfand. Beide Männer schwiegen. Mir war unwohl und ich musterte die Schaufenster. Nick hatte hier wahrscheinlich keine Probleme, aber selbst ich würde zweimal überlegen, ob ich diese Straßen im Dunkeln betreten sollte. Die Worte des Leprechauns hallten in meinem Kopf wider und ich fragte: »Nick, versteh mich nicht falsch, aber warum hilfst du mir?« Nick sah mich kurz an.