Nicht von dieser Welt - Dinge, die es nicht geben dürfte

Nicht von dieser Welt - Dinge, die es nicht geben dürfte

von: Hartwig Hausdorf

Herbig, 2008

ISBN: 9783776681345 , 257 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 8,95 EUR

Mehr zum Inhalt

Nicht von dieser Welt - Dinge, die es nicht geben dürfte


 

3 »Wie ein Düsenjäger im Grab Tut-Ench-Amuns (S. 61-62)

«Stop! No photographs here,Mister! Stop!«

Diesem scharfen Befehl folgten noch einige längere Worttiraden auf Griechisch, welche mit Sicherheit nicht gerade den feinsten Wortschatz der Dame wiedergegeben haben. Die etwas untersetzte, schwarzhaarige Museumswärterin war kurz vor dem Platzen. Und ganz bestimmt hatte sie mich nicht in ihr Herz geschlossen für mein regelwidriges Verhalten. Tatzeitpunkt: Montag, der 16. Oktober 2006. Tatort: das altehrwürdige Nationalmuseum in der griechischen Hauptstadt Athen.

Bekannt unter anderem für seinen Mykene-Saal, in dem einzigartige Preziosen wie die Totenmaske des legendären Königs Agamemnon ausgestellt sind. Ausgegraben von dem nicht minder berühmten Altertumsforscher Heinrich Schliemann (1822–1890), der in den Jahren von 1874 bis 1876 die Ausgrabungen in Mykene geleitet hatte. Doch die Fundstücke aus der bronzezeitlichen Burg und Stadt in Argolis interessierten mich genauso wenig wie die splitter nackte Bronzestatue des Poseidon von Artemisios, der ebenfalls eine der großen Attraktionen des Nationalmuseums darstellt.

Es war ein ganz anderes Exponat, dessentwegen ich den Weg in diese Gemäuer auf mich genommen hatte – und für das ich mich über sämtliche Fotografierverbote hinwegsetzte. Mir war völlig klar, dass mich die getreulich ihre Pflicht erfüllende Frau am allerliebsten gesteinigt oder gekreuzigt hätte. Denn eines ist wohl in allen Museen dieser Welt gleich: Man reagiert äußerst ungehalten, wenn Außenseiter es wagen sollten, Exponate zu fotografieren, welche mit unserem althergebrachten Bild der Vergangenheit nicht übereinstimmen wollen. In diesem Fall ist es ein sensationelles Artefakt, das etwa 2000 Jahre in einem Schiffswrack am Boden des Meeres auf seine Entdeckung wartete.

Ein Stück Hightech aus einer Zeit, die man nicht unbedingt mit technischen Raffinessen in Verbindung bringen würde – und ich bin mir sicher, dass es nicht wenige Archäologen gibt, die das verwunschene Objekt am liebsten wieder im Meer versenken würden. Für alle Zeiten, wenn möglich.

Sturmfahrt in der Ägäis

Zwischen der heute bei Urlaubern sehr beliebten Insel Kreta und dem südlich der Halbinsel Peloponnes gelegenen Eiland Kythera befindet sich, im Ägäischen Meer gelegen, die aus Kalkfelsen bestehende kleine Insel Antikythera. Auf diesen Flecken in der Brandung hielt zu Ostern des Jahres 1900 Kapitän Demetrios Condos, Eigner eines Schwammtaucherschiffes, mit seiner Mannschaft zu. Die Männer flohen vor einem aufziehenden Orkan und gaben alle ihr Letztes, um sich an den Gestaden Antikytheras in Sicherheit zu bringen.

Voller Verzweiflung kämpfte die Besatzung des Schiffs gegen den aufkommenden Sturm und die von Minute zu Minute höher werdenden Brecher an. Als das Schiff plötzlich Schlagseite bekam,wollte die ganze Besatzung Hals über Kopf in die Rettungsboote umsteigen.Kapitän Demetrios Condos jedoch hielt seine Männer zurück, denn es wäre ein absolutes Selbstmordkommando gewesen, das nach wie vor relativ sichere Schiff gegen eine »Nussschale« von Rettungsboot einzutauschen. Nur mit dem Schiff würden sie eine kleine, aber reelle Chance haben, die rettende Insel Antikythera zu erreichen.

Die Seeleute klammerten sich an die Zuversicht des Kapitäns und arbeiteten wie besessen sowie mit schier übermenschlicher Anstrengung. Antikythera ist seit alters her in Seefahrerkreisen dafür bekannt, dass es die oft verheerenden Sturmwellen der aufgewühlten Ägäis zu brechen vermag. Hat man ihr Ufer endlich erreicht, ist man vor dem Sturm dann ziemlich sicher. Die Mühe wurde belohnt: Sie erreichten tatsächlich – mit letzter Kraft und schwer beschädigtem Schiff – die Insel mit denkbar knapper Not. Recht viel mehr als das nackte Überleben hatte man ohnehin nicht gerettet, als das Schiff wie Treibgut von den Wellen ans Ufer geworfen wurde.