Lassiter 2283 - Todesgrüße aus Washington

von: Jack Slade

Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2016

ISBN: 9783732528790 , 64 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 1,99 EUR

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Lassiter 2283 - Todesgrüße aus Washington


 

Lassiter überlegte, was er tun konnte. Zum Glück war ihm nichts passiert; nicht einen Kratzer hatte er abbekommen.

Es wäre purer Leichtsinn gewesen, unbewaffnet einen Kerl mit schussbereitem Revolver zu verfolgen. Bill Marbles, der Saloonbesitzer, hatte alle Schießeisen der anwesenden Männer eingesammelt. So war es im Red Star Saloon Sitte. Die Revolvergürtel, Holster und Gewehr-Scabbards wanderten in einen kleinen abgeschlossenen Raum im rückwärtigen Teil des Lokals.

Lassiter wandte sich an den Salooner: »Los, Bill, rück meinen Colt raus!«

Bill Marbles kauerte in der Hocke vor dem Bierfass. Ein Glassplitter hatte seine Wange geritzt. Blut rann auf seinen Hemdkragen. Er verzog das Gesicht zu einem schiefen Grinsen. Es dauerte eine Weile, bis er den Schlüssel aus einem Schubfach gekramt hatte.

Lassiter riss ihm das Stück Metall aus der Hand und rannte los. Wenige Sekunden später zog er seinen Remington aus dem Holster. Im Laufen legte er den Revolvergürtel an. Die übrigen Männer bildeten eine Gasse.

Als Lassiter auf die Veranda kam, sah er, wie der Heckenschütze die Straße entlang rannte. Lassiter visierte ihn an und feuerte. Doch die Schüsse gingen fehl, der Attentäter war schon zu weit weg. Ein Revolver war eine Waffe für den Nahkampf; auf hundert Yards Entfernung war ein Treffer Glückssache.

Doch Lassiter gab nicht auf und jagte er dem Flüchtigen hinterher. Rasch verkürzte er die Distanz zwischen sich und dem heimtückischen Attentäter.

Der Mann warf einen Blick über die Schulter zurück, erschrak und legte noch mal an Tempo zu.

Aus einer Seitengasse rumpelte ein Murphywagen. Vier Kaltblüter zogen das schwere Gefährt. Der Wagenlenker, der neben dem Fuhrwerk herging, war ein Halbblut. Er trug das rote Tuch eines Scouts um den Kopf. Laut knallte er mit seiner Bullpeitsche.

Der Flüchtige rannte an dem Transporter vorbei und verschwand.

Lassiter ließ sich nicht abschütteln. Als er den Wagen passiert hatte, sah er seinen Gegner wieder. Der Kerl sprang gerade auf ein Pferd.

Aufs Geratewohl gab Lassiter drei Schüsse ab. Immer noch zu weit weg; die reinste Munitionsverschwendung. Der Mann riss sein Pferd herum. Im wilden Galopp preschte er in eine Quergasse.

Lassiter rannte ein Stück hinterher, dann blieb er stehen. Zu Fuß hatte er keine Chance. Er machte kehrt und ging zum Saloon zurück. Eine Traube Männer stand vor der Tür. Eine wilde Diskussion war entbrannt.

Bill Marbles hatte sich von dem Schrecken erholt. »Haben Sie den Kerl erwischt, Lassiter?«

Der Angesprochene winkte ab und wandte sich an die Männer. »Hat jemand das Gesicht des Burschen erkannt?«

Die Männer hoben die Schultern, schüttelte die Köpfe und schwiegen. »Ging alles zu schnell«, meinte Marbles.

Von der Straße drang das Rumoren des Murphywagens an Lassiters Ohren. Er trat vor die Schwingtür. Der Mann mit dem roten Kopftuch brachte die Fuhre zum Stehen. Er legte die Peitsche gegen seine Schulter und machte die Augen schmal.

»Der Typ, den ich gejagt habe«, sagte Lassiter. »Kennen Sie ihn?«

Der Wagenlenker nickte. »Joyce. Ken Joyce ist sein Name.«

»Joyce …« Lassiter biss sich auf die Unterlippe.

Marbles musterte ihn neugierig. »Kennen Sie ihn?«

»Yeah.«

»Und was hat er gegen Sie?«

Lassiter verzog keine Miene. Ich hab ihn mal am Leben gelassen, dachte er. Bei einer Mission drüben in New Mexico. Vielleicht war das ein Fehler gewesen.

Wie auch immer – jetzt musste er die Suppe auslöffeln.

Lassiter begab sich zum Telegrafenamt und schickte ein Telegramm nach Washington. In verknappter Form bat er die Zentrale der Brigade Sieben um Auskunft, was er im Fall Joyce unternehmen solle.

Dann ging er zu Haydee Horack.

***

Die Türklingel schlug an, als Lassiter in den Drugstore trat. Haydee Horack war dabei, den Fußboden zu kehren. Das hübsche Ladenmädchen mit den hellbraunen Rehaugen trug eine lange, rot gepunktete Schürze über dem schlichten grauen Baumwollkleid. Ihr langes Haar hatte sie nach hinten gekämmt und zu einem dünnen französischen Zopf geflochten.

Haydee lächelte ihm entgegen. »Ich bin noch nicht so weit«, sagte sie und wies mit dem Besenstiel auf die Wanduhr, die neben dem Aquarell eines Canyons bei Nacht hing. »Eine halbe Stunde wird es noch dauern.«

Lassiters Herz machte einen Sprung. Allein der Klang von Haydees sonorer Stimme erregte ihn. Selten zuvor hatte er ein solches Timbre aus dem Mund einer Frau gehört. »Eine halbe Stunde? Haydee, das halte ich nicht aus.«

Wie immer nahm sie seine Übertreibungen wörtlich. »Aber der Chef hat gesagt, ich darf den Laden nicht früher schließen. Nicht eine Minute. Die Kunden mögen das nicht. Wenn ich’s trotzdem tue und er merkt das, zieht er mir die Hammelbeine lang.« Sie seufzte. »Willst du denn, dass er mich entlässt, Lassiter?«

Er lachte. »Okay, ein paar Minuten überstehe ich zur Not noch.«

Haydee fegte weiter. »Im Red Star Saloon hat’s eine Schießerei gegeben«, erzählte sie. »Graham Poppins, der Schmied, hat’s mir erzählt. Hast du davon gehört?«

»Ja, es ist aber nur eine Flasche Whiskey zu Bruch gegangen.«

Haydee sah ihn an. »Bist du dort gewesen?«

Er nickte. »Hatte mich gerade mit Bill unterhalten, als der Kerl in den Saloon stürzte und zu ballern anfing.«

»Und? Hat man ihn geschnappt?«

»Nein. Du kennst ja Old Bills Marotten: Sobald man seinen Saloon betritt, kassiert er das Schießeisen ein.«

»Ich finde das richtig.«

»Wie man’s nimmt.« Lassiter fläzte sich auf die Ecke des Ladentischs. »Hält sich jemand nicht daran, ist man ihm hilflos ausgeliefert.«

»So gesehen …« Haydee stellte den Besen gegen die Wand, ging in die Hocke und schob mit dem Handfeger den auf einen Haufen gekehrten Schmutz auf das Kehrblech. Sie schüttete den Abfall in den Eimer neben dem Eckregal. Dann räumte sie Müllschaufel und Handfeger in den Besenschrank.

Als sie die Tür schloss, stellte sich Lassiter hinter sie.

»Anfassen verboten«, warnte sie ihn und wies zur Uhr an der Wand. »Ich bin im Dienst. Noch genau sechsundzwanzig Minuten.«

Lassiter inhalierte ihren Duft. Die Begierde raubte ihm fast den Verstand. Er war drauf und dran, das hübsche Mädchen in seine Arme zu nehmen. Doch er kämpfte seine Gefühle nieder.

Plötzlich drehte Haydee den Kopf. Sie sahen einander in die Augen.

Im nächsten Augenblick küsste ihn das Mädchen.

Lassiter war überrascht. Doch er fasste sich im Nu und erwiderte die Zärtlichkeit. Während ihre Lippen sich trafen, schien sein Herz bersten zu wollen.

Eine Minute später lösten sie sich voneinander. Beide rangen um Atem.

Lassiter spürte seine Wangen glühen. »Hast du es schon mal hier im Laden getan?«, fragte er.

Haydee starrte ihn an. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dir darauf eine Antwort gebe!«

Er grinste. »Wir sind doch unter uns.«

Von der Straße drang ein schriller Pfiff in das Geschäft. Gleich darauf preschte eine Schar Berittener an dem Haus vorbei. Rasch verklang das Getrappel. Es wurde still. Die Mainstreet lag wie ausgestorben in der Dämmerung.

Das Ladenmädchen hob das Brett und trat hinter die Theke. Zu Lassiters Verwunderung hielt Haydee die Schranke weiterhin offen, obwohl sie schon hinter der Theke stand. Er stutzte, dann verstand er. Im Nu war er durch die Lücke hinter den Ladentisch gehuscht.

»Wir … wir müssen ganz schnell machen«, sagte Haydee gepresst.

Sie hatte die Furcht vor ihrem Chef und die möglichen Konsequenzen ihres unmanierlichen Tuns verdrängt und verschlang Lassiter mit den Augen. Sie war erfüllt mit sinnlicher Begierde. Vor ihr stand der Mann, nach dem sie sich sehnte. Sie wollte nicht länger warten.

Nicht eine Minute.

Schon spürte sie, dass seine Hand unter ihre Schürze glitt. Unwillkürlich machte sie sich steif. Gespreizte Finger wölbten sich um ihre linke Brust, dann um die rechte. Die Fingerspitzen tasteten nach ihren Nippeln. Haydee spürte, wie sie hart und steif wurden. Sie bewegte sich und stieß mit dem Ellbogen an die Kurbel der Registrierkasse.

Ein metallischer Ton erklang.

Für ein paar Augenblicke geriet sie aus der Fassung.

Was tust du nur?, dachte sie. Was zum Henker treibst du da, Haydee? Bist du nun ein ehrbares Mädchen oder du ein triebgesteuertes Flittchen? Wie kommst du dazu, dich von einem Mann betatschen zu lassen, am helllichten Tag, an deinem Arbeitsplatz?

Im nächsten Moment spürte sie, wie Lassiter mit einer Hand in ihren Schlüpfer griff.

Gütiger Gott im Himmel! Ihr Herz verdoppelte seinen Schlag. »Lassiter«, seufzte sie.

Er berührte ihr Gesicht und küsste sie zärtlich auf den Mund. Zur gleichen Zeit bewegte sich seine Hand in ihrer Unterhose.

Damit seine Finger mehr Spielraum bekamen, stellte sie die Füße breiter. Die Dielen quittierten die Gewichtsverlagerung mit einem quietschenden Laut.

Sie konnte nicht länger widerstehen und holte sein Glied aus der Hose. Er war hart und schmiegte sich wie eine Stange in ihre Hand. Haydee rieb einen Moment an dem Schaft, dann ließ sie sich in die Hocke sinken.

Sie warf eine herabbaumelnde Strähne zurück und feuchtete ihre Lippen an. Genussvoll nahm sie die Eichel in den Mund und hörte Lassiter aufkeuchen.

Die Zeit schien still zu stehen.

Nach...