Kontinuierliche Verbesserung im Umweltmanagement - Die KVP-Forderung der ISO 14001 in Theorie und Unternehmenspraxis

Kontinuierliche Verbesserung im Umweltmanagement - Die KVP-Forderung der ISO 14001 in Theorie und Unternehmenspraxis

von: René Gastl

vdf Hochschulverlag AG, 2009

ISBN: 9783728132314 , 325 Seiten

2. Auflage

Format: PDF, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 31,80 EUR

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Kontinuierliche Verbesserung im Umweltmanagement - Die KVP-Forderung der ISO 14001 in Theorie und Unternehmenspraxis


 

"2 Definition und Abgrenzung des KVP-Begriffs (S. 21-22)

Der Begriff „kontinuierlicher Verbesserungsprozess"" und vor allem dessen Abkürzung „KVP"" sind in der Managementliteratur weit verbreitet, und dennoch weisen Begriffsverwendung und Begriffsverständnis erhebliche Unschärfen auf. Allgemein wird mit „KVP"" das Streben der Organisation zu stetiger Verbesserung umschrieben. Was darunter konkret verstanden wird, was verbessert werden soll, wie etwas verbessert werden soll und wer die Verbesserung einleiten, durchführen und kontrollieren soll, darüber gibt das traditionelle Begriffsverständnis keine Klarheit. Im Gegenteil – nicht nur in Unternehmen, sondern auch in der Unternehmensliteratur wird der KVP regelmässig als etwas verstanden und beschrieben, das „automatisch"" eintrifft, sobald das Management spezifische Instrumente im Unternehmen implementiert und einsetzt. Es ist bezeichnend, dass der KVP oft auch als „KVPIdee"" umschrieben wird, was das diffuse Begriffsverständnis unterstreicht. Doch wenn ein Begriff und eine Denkweise selbst dann allgemein akzeptiert werden, wenn das zugrunde liegende Konzept nicht genau mit Worten erklärt werden kann, dann führt das leicht zu Missverständnissen und Verwirrung. Bevor eine konzeptionelle Fundierung und Operationalisierung des KVP-Begriffs für dessen Anwendung im Zusammenhang mit UMS gelingen kann, gilt es deshalb, zunächst die konstitutiven Elemente des KVP zu identifizieren und zu analysieren. Erst auf dieser Basis kann die „KVP-Idee"" zum operationalisierbaren KVP-Begriff entwickelt werden.

Die Ausarbeitung der dazu notwendigen begrifflichen Basis erfolgt in drei Schritten. Abschnitt 2.1 führt zunächst aus der Sicht der allgemeinen Managementlehre mit dem Ausgangspunkt Kaizen und der Verbesserungssequenz des Plan-Do- Check-Act-Zyklus an die „KVP-Idee"" heran. Danach wird in Abschnitt 2.2 das spezifische KVP-Verständnis der UMS-Norm ISO 14001 vorgestellt und diskutiert. Die beiden KVP-Konzepte werden in Abschnitt 2.3 zusammengeführt und einander gegenüber gestellt, um den KVP-Begriff der ISO 14001 als Basis für diese Arbeit weiter zu präzisieren (Abschnitt 2.4).

2.1 KVP in der Managementlehre: Kaizen und der PDCA-Zyklus

Die erste Annäherung an den KVP führt nach Japan, wo zu Beginn der zweiten Hälfte des 20sten Jahrhunderts Unternehmen damit begannen, die Qualität ihrer Produkte als entscheidende Grösse im weltweiten Konkurrenzkampf zu erkennen. Die japanische Exportwirtschaft litt damals unter einem allgemein schlechten Qualitätsimage ihrer Produkte, die zwar billig, jedoch keineswegs hochstehend waren. Auch wurde bezweifelt, ob es Japan jemals gelingen würde, qualitativ hochstehende Produkte herzustellen. So wurden die grossen Märkte in Europa und Nordamerika von westlichen Firmen dominiert, Hersteller aus asiatischen Ländern hatten kaum eine Chance, mit vergleichbaren Produkten in diese boomenden Märkte einzudringen. In den fünfziger, sechziger und frühen siebziger Jahren waren die Wachstumsraten in den konsumhungrigen westlichen Ländern gar derart hoch, dass die Anbieter in erster Linie damit beschäftigt waren, genügend zu produzieren, um die stetig steigende Nachfrage zu befriedigen. Veränderungen und Verbesserungen an den Produkten hatten entsprechend geringe Priorität. Wenn Produkte weiterentwickelt wurden, dann fand dies fast ausschliesslich durch Innovationen statt, bei denen bisherige Produkte durch solche abgelöst wurden, die neue Technologien oder Lösungsvarianten aufwiesen.

Doch schon in den 1940er Jahren hatte W.E. Deming, ein US-amerikanischer Professor, der sich vertieft mit statistischen Fragen der Industrie beschäftigte, die amerikanische Wirtschaft in Vortragsreihen davor gewarnt, die Produktqualität und letztlich die Kundenorientierung im Entwicklungsprozess zu vernachlässigen."