Drei Babys und ein Daddy zum Verlieben

Drei Babys und ein Daddy zum Verlieben

von: Lois Faye Dyer

CORA Verlag, 2011

ISBN: 9783863494483 , 144 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 1,99 EUR

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Drei Babys und ein Daddy zum Verlieben


 

1. KAPITEL

Nicholas Fortune schloss die Computerdatei mit den aktuellen Bilanzen und dehnte die müden Glieder. Gähnend schob er den Schreibtischstuhl zurück und trat ans Fenster. Sein Büro lag im obersten Stockwerk der Fortune Foundation. Eine mondlose Nacht erstreckte sich über Red Rock. Der Himmel von Texas war eine schwarze Kuppel, in der Tausende Sterne funkelten.

„Was für ein Unterschied zu Los Angeles“, sinnierte er, als er die blinkenden Lichter eines Flugzeugs beobachtete, das über ihm seine Bahn zog. Aus dem Fenster seines alten Büros, mitten im Zentrum von Los Angeles in einem Hochhaus gelegen, hatte er statt der Sterne meistens nur Smog gesehen. Nein, Red Rock war von Kalifornien weiter entfernt als bloß ein paar tausend Kilometer – es war eine ganz andere Welt.

Nachdenklich blickte er in die Dunkelheit hinaus. Eigentlich war es eine gute Entscheidung gewesen, vor einem Monat hierher zu ziehen. Der Job als Finanzanalytiker bei der Kline Corporation in Los Angeles hatte ihn zum Schluss nur noch gelangweilt. Nick war auf der Suche nach neuen Herausforderungen, und während er für die Familienstiftung arbeitete, konnte er sich in aller Ruhe seinen nächsten Karriereschritt überlegen. Außerdem genoss er es, mehr Zeit mit seinem Bruder Darr zu verbringen.

Abgesehen vom Brummen des Staubsaugers eines Putzmanns im Foyer war es im Gebäude so still wie auf der Straße weit unter ihm. Nick ging zurück an seinen Schreibtisch und verstaute den Laptop in der Ledertasche. Gerade als er in sein Jackett schlüpfen wollte, klingelte das Telefon.

Er schaute auf seine Uhr. Viertel nach elf. Um diese Zeit hätte er den Anrufer normalerweise auf die Mailbox sprechen lassen, zumal er die Nummer auf dem Telefondisplay nicht kannte. Doch aus irgendeinem Grund nahm er das Gespräch entgegen. „Hallo?“

„Mr. Fortune? Nicholas Fortune?“

Eine fremde männliche Stimme. „Ja.“

„Gott sei Dank.“ Der Mann klang erleichtert. „Entschuldigen Sie den späten Anruf, aber ich versuche schon seit drei Tagen, Sie zu erreichen. Meine Assistentin hat gerade erst Ihre Nummer ausfindig machen können. Ich bin Andrew Sanchez, Stan Kennedys Nachlassverwalter.“

Nick runzelte die Stirn, als sich seine Finger fester um das schmale Handy schlossen. „Stan Kennedys Nachlassverwalter? Ist Stan etwas zugestoßen?“

„Es tut mir leid, der Übermittler einer schrecklichen Nachricht zu sein.“ In der Stimme des Anrufers schwang echtes Bedauern mit. „Mr. Kennedy und seine Frau sind vor drei Tagen bei einem Autounfall ums Leben gekommen.“

Nick schwieg schockiert.

„Mr. Fortune?“

„Ja.“ Nick riss sich zusammen. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. „Ja, ich bin noch da.“

„Soweit ich weiß, standen Sie und Mr. Kennedy sich sehr nahe?“

„Wir kennen uns vom College und haben uns damals ein Zimmer geteilt. Ich habe Stan zwar seit einem Jahr nicht mehr gesehen, aber der Kontakt ist nie abgerissen. Wir mailen und telefonieren miteinander. Ich war sein Trauzeuge.“ Wie Brüder, dachte Nick. „Im College waren wir wie Brüder.“

„Ich verstehe. Nun, das erklärt vermutlich, warum er Sie testamentarisch als Vormund seiner Kinder bestimmt hat. Die kleinen Mädchen befinden sich derzeit in der Obhut einer Pflegemutter, aber der Fürsorgebeamte würde Ihnen gern so schnell wie möglich die Verantwortung übertragen. Je früher sie in geordnete Verhältnisse kommen, desto besser.“

„Augenblick mal.“ Nick schüttelte den Kopf. Er war nicht sicher, ob er den Anwalt richtig verstanden hatte. „Stan hat mir die Pflege seiner Kinder übertragen?“

„So ist es.“ Der Anwalt machte eine Pause. „Haben Sie das nicht gewusst?“

Nick versuchte sich daran zu erinnern, was genau Stanley ihm über sein Testament erzählt hatte. Sie waren übereingekommen, sich gegenseitig um die geschäftlichen Angelegenheiten zu kümmern, falls einem von ihnen etwas zustoßen sollte. Er erinnerte sich noch genau daran, dass Stan ihn gebeten hatte, sich um Amy zu kümmern, falls ihm etwas zustoßen sollte. Auch wenn sie bei dem Gespräch eine Magnumflasche Champagner geleert hatten, wusste Nick, dass Stan sein Versprechen wichtig war, und er hatte es nicht leichtfertig gegeben.

Aber Babys? Und nicht nur eines, sondern gleich drei?!

„Die Drillinge waren noch nicht auf der Welt, als wir die Vereinbarung getroffen haben“, erklärte er dem Anwalt. Und keiner von uns beiden hatte im Traum daran gedacht, dass ihm und Amy etwas zustoßen könnte. „Aber ich habe Stan versprochen, für seine Familie zu sorgen, wenn er nicht mehr in der Lage dazu wäre.“

„Ausgezeichnet.“ Der Anwalt klang erleichtert. „Darf ich Sie dann morgen in meinem Büro erwarten?“

„Morgen?“, wiederholte Nick rau. Er hatte den Schock noch nicht überwunden.

„Ich weiß, es ist sehr kurzfristig“, entschuldigte Sanchez sich. „Doch wie ich bereits sagte, ist der Fürsorgebeamte sehr darum bemüht, dass die Babys so schnell wie möglich in geregelte Verhältnisse kommen.“

„Ja, das ist … wohl sinnvoll.“ Nick fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und schaute auf den Kalender auf seinem Schreibtisch. „Morgen früh habe ich einen Termin, den ich nicht verschieben kann. Ich werde die erste Nachmittagsmaschine nehmen.“ Nick notierte die Adresse in Amarillo und beendete das Gespräch. Eine Weile lang blieb er auf der Schreibtischkante sitzen und starrte wie betäubt auf das Handy in seiner Hand.

Der Schock wich einem Gefühl der Traurigkeit. Er konnte nicht glauben, dass Stan und Amy nicht mehr lebten. Die beiden waren voller Lebensfreude und Fröhlichkeit gewesen. Und nun sollten diese beiden Energiebündel, von denen alle ihre Freunde profitierten, nicht mehr auf der Welt sein? Nicht zu fassen!

Als er sich das Gesicht rieb, merkte er, dass seine Hände feucht waren.

Er holte tief Luft und stieß sich von der Schreibtischkante ab. Viel Zeit zum Trauern um seine Freunde blieb ihm nicht. Drei kleine Mädchen hatten die Eltern verloren und brauchten Hilfe. Wieso, um alles in der Welt, die beiden zu dem Schluss gekommen waren, dass ausgerechnet er der beste Ersatzvater für die Drillinge war, blieb ihm allerdings nach wie vor rätselhaft.

Während seiner siebenunddreißig Jahre hatte er kaum mit Babys zu tun gehabt. Mit Brüdern, ja, davon hatte er vier, aber keine Schwestern, keine Verlobte und keine Ehefrau. Seine Mutter war vor zwei Jahren gestorben. Die einzige Frau in der Familie war Bethany, in die sich sein Bruder Darr vor einigen Monaten verliebt hatte. Bethany war schwanger. Aber bedeutete dies zwangsläufig, dass sie sich mit Babys auskannte?

Nick hatte keine Ahnung. Und für jemanden, der sein Leben zum größten Teil in der geordneten Welt von Zahlen und Bilanzen verbrachte, war Ahnungslosigkeit kein befriedigender Zustand.

Doch ihm blieb keine Wahl.

Obwohl er für diese Aufgabe absolut ungeeignet war, würde er am nächsten Tag nach Amarillo fliegen.

Und mit drei Babys nach Hause kommen.

Nick wusste nichts von Kindern. Vor allem nichts über kleine Mädchen.

Er würde sehr schnell lernen müssen …

Eilig durchquerte Charlene London die Abflughalle des Flughafens von Red Rock. Als der Schalter in Sicht kam, begann sie zu laufen. Die Maschine nach Amarillo stand bereit zum Abflug; nur noch einige Nachzügler warteten auf ihre Bordkarte. Zum Glück war die uniformierte Mitarbeiterin flink, und einige Minuten später schloss Charlene sich den Wartenden am Check-in an.

Zum ersten Mal seit Stunden atmete sie tief durch und entspannte sich. Die vergangenen drei Wochen waren hektisch und kompliziert gewesen. Die Trennung von ihrem Verlobten nach drei Jahren war schon schlimm genug gewesen. Hinzu kam, dass sie ihren Job aufgeben, die gemeinsame Wohnung auflösen und ihre Möbel lagern musste. Das alles hatte sie eine Menge Kraft gekostet. Nun wollte sie vorübergehend zu ihrer Mutter ziehen, die eine Eigentumswohnung in Amarillo besaß. Von dort aus würde sie eine neue Arbeit und eine neue Bleibe suchen.

Und ein neues Leben! Charlene war fest entschlossen, einen Schlussstrich unter ihre verkorkste Beziehung zu ziehen und ihre berufliche Karriere voranzubringen.

Sie nippte an ihrem Kaffee, während sich die Schlange langsam vorwärtsbewegte. In der Kabine herrschte ziemliches Gedränge. Passagiere suchten ihre Plätze, verstauten ihr Gepäck und blockierten die Gänge.

Sie war froh, dass sie dank ihrer Bonus-Meilen aus dem Vielfliegerprogramm ein First-Class-Ticket bekommen hatte. Nachdem sie einen Blick auf ihre Bordkarte geworfen hatte, suchte sie ihren Sitzplatz.

„Entschuldigen Sie bitte …“

Der Mann stand auf und stellte sich in den Gang, damit sie an ihren Fensterplatz gelangen konnte.

Ihr Nachbar duftete frisch und herb. Charlene kannte den Duft nicht. Vermutlich ein sehr teures Rasierwasser. Gott sei Dank nicht das Gleiche, welches Barry benutzt, dachte sie erleichtert.

Nichts sollte sie mehr an ihren Exfreund oder Exverlobten erinnern – oder wie auch immer man den Mann nennen wollte, mit dem sie drei Jahre zusammen gewesen war und...