Alle meine Freunde sind Superhelden - Roman

von: Andrew Kaufman

Luchterhand Literaturverlag, 2009

ISBN: 9783641019259 , 128 Seiten

Format: ePUB, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 8,99 EUR

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Alle meine Freunde sind Superhelden - Roman


 

7 Die Superhelden von Toronto (S. 47-49)

Es gibt 249 Superhelden in Toronto, Ontario, Kanada. Keiner von ihnen besitzt eine geheime Identität. Nur sehr wenige tragen ein Kostüm. Die meisten ihrer Fähigkeiten bringen ihnen keine materiellen Vorteile. Der Amphibienmensch kann auch unter Wasser leben, aber was bringt ihm das? Wer gibt ihm dafür einen Job? Er arbeitet als Fahrradkurier für eine Firma in der Innenstadt, die sich Speedy nennt. Selbst Uhr, die einzige Superheldin, die durch die Zeit reisen kann, sieht in ihrer Fähigkeit nichts Besonderes. Fragt man danach, erklärt sie, dass dies im Grunde jeder kann und auch ständig tut – die wahre Superfähigkeit wäre es, so Uhr, in der Zeit stehen zu bleiben. Obwohl die Superhelden das nicht bestätigen werden, gibt es keine Superschurken. Jeder Superheld sieht in einem anderen einen Superschurken.

Die Perfektionistin bekriegt sich mit der Impferin. Businessman und Unionman sehen im jeweils anderen das Böse schlechthin. Sogar der nette Amphibienmensch ist mit Linientreu aneinandergeraten. Auf Partys kommt es immer wieder vor, dass sich der Gastgeber die Klagen eines erbosten Superhelden anhören muss: »Ich finde es unmöglich, dass du Soundso eingeladen hast.« Oder ein Superheld stößt auf dem Weg zur Toilette mit einem anderen zusammen, worauf sie mit den Fingern aufeinander zeigen und »Böse! Böse!« schreien. Das Stresshäschen gibt die besten Partys. Tom wurde vom Amphibienmenschen zu einer ihrer Sommerschlusspartys mitgenommen.

Es war seine erste Superheldenparty überhaupt. Er stieß den Amphibienmenschen mit der Schulter an. »Pass mal auf«, sagte er zu ihm, dann rief er: »Hallo die!« Die Trendjägerin drehte sich um, die Grünleuchte, die Blenderin, die Verbform und die Minimalistin auch – eigentlich fast alle im Zimmer, auch die Perfektionistin. Der Amphibienmensch fand es nicht lustig, aber die Perfektionistin kicherte. Ihr war noch nie aufgefallen, wie viele von ihnen mit »die« anfingen. Sie strahlte Tom an und warf ihr Haar zurück. Hypno fand den Scherz lustig, aber er fand nicht lustig, dass seine Freundin den Scherz lustig fand.

Durch Hypnose brachte er alle dazu, Toms Namen zu vergessen. Und Tom wollte er mit Hypnose dazu bringen, sofort nach Hause zu gehen, aber er musste feststellen, dass es nicht klappte – Tom ist der Einzige, bei dem seine Hypnoseversuche noch nie geklappt haben. Obwohl die Perfektionistin Toms Namen vergessen hatte, flirtete sie den ganzen Abend mit ihm. »Wie war gleich dein Name?«, fragte sie wieder und wieder. »Tom«, sagte Tom wieder und wieder. »Ach, stimmt ja«, erwiderte sie dann und vergaß den Namen sofort wieder. Im Verlauf des Abends passierte ihr das achtzehnmal.