Reanimation von Früh- und Neugeborenen - Praxishandbuch für Neonatologen, Pflegende und Hebammen

von: John Kattwinkel

Hogrefe AG, 2008

ISBN: 9783456945842 , 307 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 43,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Reanimation von Früh- und Neugeborenen - Praxishandbuch für Neonatologen, Pflegende und Hebammen


 

4 Wie stellen Sie fest, ob ein Baby unterstützende Maßnahmen benötigt? (S. 34-35)

• Wurde das Baby zum Termin geboren (reifes Kind)?
Über 90 % der Babys vollziehen den Übergang vom intra- zum extrauterinen Leben, ohne Unterstützung zu benötigen, die meisten von ihnen kommen zum Termin auf die Welt. Handelt es sich um ein Frühgeborenes, besteht eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit dafür, dass unterstützende Maßnahmen erforderlich werden. So haben Frühgeborene häufiger eine vermindert dehnbare, unreife Lunge, ihre Muskelkraft reicht für starke initiale Atemanstrengungen nicht aus, und sie können ihre Körpertemperatur nur in geringerem Maße aufrechterhalten. Daher sollten Frühgeborene nicht bei der Mutter verbleiben, sondern unter einem Wärmestrahler evaluiert, und dort die initialen unterstützenden Maßnahmen ergriffen werden. Wenn das Baby fast reif ist, und seine Vitalzeichen stabil sind, kann das Kind der Mutter nach wenigen Minuten wieder auf die Brust gelegt werden, um die Adaptation abzuschließen. Einzelheiten der Betreuung eines instabilen Frühgeborenen werden in Kapitel 8 behandelt.

War das Fruchtwasser klar?
Diese Frage ist sehr wichtig. Die Amnionflüssigkeit sollte klar sein und keine Zeichen einer Mekoniumkontamination zeigen. In utero stark unter Stress stehende Babys scheiden oft Mekonium in die Amnionflüssigkeit aus. Wenn das Fruchtwasser mekoniumhaltig und das Baby nicht vital ist, muss die Trachea intubiert werden, um das Mekonium daraus zu entfernen, bevor das Baby viele Atemzüge macht. Ist die Amnionflüssigkeit klar oder das mekoniumbedeckte Baby vital, ist das Absaugen der Trachea nicht nötig. Diese Feststellung sollte lediglich ein paar Sekunden dauern.

• Atmet oder schreit das Baby?
Die Atmung ist gut zu erkennen, wenn man den Thorax des Babys beobachtet. Auch ein kräftiger Schrei zeigt Atmung an. Lassen Sie sich jedoch nicht durch ein Baby mit Schnappatmung täuschen. Schnappatmung bedeutet eine Reihe tiefer, einzelner oder aufeinander folgender Atemzüge, wie sie bei Hypoxie und/oder Ischämie vorkommen. Sie zeigen eine schwere neurologische Beeinträchtigung und Atemdepression an.
! Schnappatmung deutet gewöhnlich auf eine schwere Störung hin und erfordert dieselbe Intervention wie das Ausbleiben jeglicher Atemanstrengungen (Apnoe).

• Ist der Muskeltonus gut?
Reifgeborene Babys sollten gebeugte Extremitäten haben und aktiv sein. Welches sind die ersten Schritte, und wie werden sie durchgeführt? Wird das Baby reif geboren, und ist es vital, lassen sich die ersten Schritte in modifizierter Form durchführen, wie in Kapitel 1 (s. S. 1 – 18 unter «Routineversorgung») beschrieben. Sobald Sie sich entschieden haben, dass unterstützende Maßnahmen notwendig sind, sollten alle ersten Schritte innerhalb weniger Sekunden initiiert werden. Obwohl sie als «initiale» Schritte bezeichnet werden und in einer bestimmten Reihenfolge durchgeführt werden, sollten sie kontinuierlich während des gesamten Reanimationsvorgangs umgesetzt werden.

• Kind warm halten
Das Baby sollte unter einen Wärmestrahler gelegt werden, wo das Reanimationsteam leichten Zugang hat und die Wärme verhindert, dass es auskühlt (Abb. 2-1). Das Baby sollte nicht mit Decken oder Handtüchern bedeckt werden. Lassen Sie es unbedeckt, damit es gänzlich sichtbar bleibt und von der Strahlungswärme erreicht werden kann.

• Kopf in Neutralposition ( leichte Streckung des Halses)
Das Baby sollte bei in «Schnüffelstellung» leicht gestrecktem Hals in Rücken- oder Seitenlage positioniert werden. Dies bringt den hinteren Rachenraum, Larynx und Trachea auf eine Linie und erleichtert den ungehinderten Zutritt von Luft. Diese Ausrichtung in Rückenlage ist auch die beste Position für die assistierte Beatmung mit Beutel und Maske und/oder um einen Endotrachealtubus zu legen. Ziel ist, die Nase des Babys so weit wie möglich nach vorn zu bringen und dadurch die «Schnüffelposition» zu erreichen.